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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Ilkhan und Krieger seiner Generation wurde, der viele Kriege führte und dem Khanat viele neue Länder hinzugewann. Leider konnte seine liebende Ilkhatun Kukachin nicht alle seine Triumphe und seinen Ruhm miterleben, denn sie starb bereits zwei Jahre nach ihrer Heirat im Kindbett.
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    Da wir unsere letzte Aufgabe für den Khan Kubilai erfüllt hatten, drängten mein Vater, mein Onkel und ich weiter nach Westen. In Maragheh verabschiedeten wir uns von der großen Reisegesellschaft, die wir jetzt so lange gewohnt gewesen waren, doch Kaikhadu stellte uns großzügig gute Pferde, auch zum Wechseln, sowie Tragtiere zur Verfügung, und dazu eine aus einem Dutzend Berittenen seiner eigenen Palastgarde bestehende Eskorte, uns sicher durch die Turk-Lande zu geleiten. Wie sich jedoch herausstellte, wären wir ohne unsere mongolischen Beschützer sicherer vorangekommen.
    Von der Hauptstadt aus ritten wir um einen See herum, der so groß war wie ein Meer und Urumia hieß, auch ›See des Sonnenuntergangs‹ genannt. Dann überquerten wir das Gebirge, das die Nordwestgrenze Persiens bildete. Einer der Berge in dieser Kette, sagte mein Vater, sei der biblische Berg Ararat, doch lag er zu weit von unserer Route ab, als daß ich Lust gehabt hätte, ihn zu besteigen und nachzusehen, ob noch Spuren von der Arche Noah zu finden wären. Wie dem auch sei, da ich vor kurzem noch einen anderen Berg bestiegen hatte, um mir einen Fußabdruck anzusehen, der genausogut von Adam hätte stammen können, konnte ich in Noah jetzt nur noch einen Spätkommer der Geschichte sehen. Auf der anderen Seite des Gebirges ritten wir hinunter in die Turk-Lande und gelangten wieder an einen meergroßen See, der diesmal den Namen Van trug, aber ›See jenseits des Sonnenuntergangs« genannt wurde.
    Die Länder dort, die Völkerschaften, die sie bewohnten, und die Grenzen untereinander waren alle im Fluß und waren das schon seit vielen Jahren. Einst unter christlichen Herrschern ein Teil des Byzantinischen Reiches, bildete es jetzt das Seldschukische Reich unter Turk-Herrschern muslimischer Religion. Doch diese östlichen Gebiete waren auch noch unter älteren Namen bekannt, die ihnen von Menschen gegeben worden waren, die diese Lande von alters her besiedelt hatten und nie zugegeben hätten, daß sie nicht mehr ihre rechtmäßigen Besitzer wären und die nie irgendwelche Launen der heutigen Prätendenten oder moderne Grenzziehungen anerkennen würden. Wo wir aus Persien herauskamen, ritten wir in ein Land hinunter, das man zwar genausogut nach der Volkszugehörigkeit seiner Herrscher Turk-Lande oder Seldschukisches Reich nennen konnte, wie es die Turk-Menschen selbst nannten, oder Kappadozien, wie es auf älteren Landkarten bezeichnet wurde, oder Kurdistan nach den Kurden, die hier lebten.
    Es war ein schönes grünes Land, dessen wildeste Teile kaum wild genannt werden konnten, sondern eher sanft mit ihren gewellten grasbewachsenen und säuberlich durch Waldgruppen getrennten Hügeln, so daß das ganze Land aussah wie ein wohlgepflegter, künstlich angelegter Park. Es gab reichlich gutes Wasser, in blitzenden Strömen genauso wie in riesigen blauen Seen. Die Menschen, die hier lebten, waren alle Kurden, doch die meisten waren Nomadenfamilien, die ihren Schaf-oder Ziegenherden folgten. Es waren gut aussehende Menschen, wie ich sie nur je in islamischen Landen gesehen hatte. Sie hatten tiefschwarzes Haar und schwarze Augen, doch dazu eine Haut so hell wie die meine. Die Männer waren groß und kräftig gebaut, trugen verwegene schwarze Schnurrbärte und waren berühmte Kämpfer. Die Kurdinnen waren nicht besonders zart, jedoch gut gewachsen und gleichfalls gut aussehend -und unabhängig; verächtlich wiesen sie es von sich, den Schleier zu tragen oder in pardah verborgen dahinzuleben, wie es den meisten anderen Frauen im Islam beschieden ist.
    Die Kurden begegneten uns Reisenden durchaus herzlich -Nomaden verhalten sich gegenüber anderen, die auch so wirken, als wären sie Nomaden, im allgemeinen sehr gastfreundlich -, doch unsere mongolischen Begleiter betrachteten sie nicht gerade mit liebevollen Blicken. Dafür gab es Gründe.
    Abgesehen von allen anderen verzwickten Schwierigkeiten mit Völkernamen, Gebietsbezeichnungen und Grenzlinien, war dieses Seldschuken-Reich auch noch ein Vasallenstaat des Ilkhans von Persien. Dieser Zustand datierte aus den Zeiten, da ein verräterischer Turk-Minister hinterhältig den König Kilij den Vater meiner einstigen

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