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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Enttäuschung sein können.
    So reisten wir weiter und kamen schließlich nach Maragheh. Der Regent Kaikhadu empfing uns -nicht widerwillig, aber auch nicht hellauf begeistert. Er war der typische zottelhaarige mongolische Kriegsmann, der auf dem Rücken eines Pferdes und mit der Klinge einen Gegner bedrohend gewiß glücklicher gewesen wäre als auf dem Thron, auf den er nach dem Tod seines Bruders vorübergehend genötigt worden war.
    »Ich hatte wirklich keine Ahnung von Arghuns Gesandtschaft an den Khakhan«, beteuerte er uns, »sonst hätte ich Euch unter großem Gepränge hierhergeleitet, da könnt Ihr ganz sicher sein, denn ich bin ein getreuer Untertan des Khakhan. Gerade weil ich die ganze Zeit über in den Feldzügen des Khanats gekämpft habe, hatte ich keine Ahnung, daß Arghun sich nach einer neuen Frau umtat. Wahrscheinlich würde ich in diesem Augenblick eine Bande von Räubern verfolgen, die mordbrennend durch Kurdistan zieht. Aber wie dem auch sei, ich weiß nicht recht, was ich mit der Frau machen soll, die Ihr da mitgebracht habt.«
    »Sie ist sehr hübsch, Herr Kaikhadu«, sagte der Abgesandte Uladai. »Und von gutem Wesen obendrein.«
    »Gewiß, gewiß, aber ich habe schon Frauen genug – Mongolinnen, Perserinnen, Zirkassinnen, sogar eine gräßliche Armenierin -, ihre yurtus stehen zwischen Hormuz und Azerbaizhan überall verstreut.« Verzweifelt warf er die Hände in die Höhe. »Nun, mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als mich unter meinen Edelleuten umzuhören…«
    »Wir bleiben jedenfalls so lange«, erklärte mein Vater mit Nachdruck, »bis wir die Dame Kukachin standesgemäß verheiratet sehen.«
    Doch dafür sorgte die Dame selber, noch ehe wir in dem Palast von Maragheh recht heimisch geworden waren. Mein Vater und ich ließen Onkel Mafìo eines Nachmittags in einem Rosengarten etwas frische Luft schnappen, da kam sie auf uns zugelaufen und lächelte zum ersten Mal seit unserer Landung in Hormuz. Und zog jemand hinter sich her: einen Jungen, sehr klein und häßlich und verpickelt, doch angetan mit den reichbestickten Hofgewändern.
    »Ältere Brüder Polo«, sagte sie atemlos. »Ihr braucht Euch meinetwegen keine Sorgen mehr zu machen. Das Glück wollte es, daß ich einen wirklich wunderbaren Mann kennengelernt habe und wir unser Verlöbnis möglichst bald bekanntgeben möchten.«
    »Nun, das ist ja eine großartige Neuigkeit«, sagte mein Vater, allerdings immer noch sehr vorsichtig. »Ich hoffe nur, meine Liebe, daß er von entsprechend hoher Geburt und Stellung ist und seine Aussichten…«
    »Sind glänzend!« erklärte sie glücklich. »Ghazan ist der Sohn des Mannes, den zu ehelichen ich hergekommen bin. Er wird in zwei Jahren selbst Ilkhan.«
    »Mefè, besser hättet Ihr es ja gar nicht treffen können! Lassar la strada vechia per la nova. Ist dies hier sein Page? Kann er den guten Burschen holen, damit wir ihn kennenlernen?«
    »Aber er ist es. Dies hier ist Kronprinz Ghazan.«
    Mein Vater mußte schlucken, bevor er sagte: »Sain bina, Königliche Hoheit«, und ich verbeugte mich tief, um Zeit zu gewinnen, ein wieder völlig nüchternes Gesicht aufzusetzen.
    »Er ist zwei Jahre jünger als ich«, fuhr Kukachin fort zu plappern, ohne dem Jungen groß Gelegenheit zu geben, für sich selbst zu sprechen. »Aber was sind zwei Jahre in einer lebenslangen glücklichen Ehe? Wir werden heiraten, sobald erIlkhan wird. Und Ihr, Geehrte Ältere Bruder, könnt guten Gewissens Weiterreisen. Ihr wißt ja, daß ich in guten Händen bin. Ihr werdet mir zwar fehlen, aber ich bin nicht mehr einsam und lasse auch den Kopf nicht mehr hängen.«
    Wir brachten unsere Glückwünsche vor, wie es sich gehörte, und Ghazan grinste wie ein Affe und murmelte danke schön, während Kukachin strahlte, als hätte sie sich gerade eine unvorstellbar große Trophäe geholt. Dann trollten die beiden sich Hand in Hand.
    »Nun«, sagte mein Vater achselzuckend, »besser den Kopf einer Katze als den Schwanz eines Löwen.«
    Doch Kukachin muß in dem Jungen etwas gesehen haben, das wir nicht sehen konnten. Er konnte weiß Gott nie hoffen, besser auszusehen und einen stattlicheren Körper zu haben als ein Gnom -er wurde später in allen mongolischen Chroniken ›Chazan der Häßliche‹ genannt -, doch die Tatsache, daß er Geschichte machte, beweist, daß mehr in ihm steckte, als es den
    Anschein hatte. Er und die Dame wurden vermählt, als er Kaikhadu als Ilkhan von Persien ersetzte, woraufhin er zum fähigsten

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