Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
passe für mich auf Lupus auf.«
Sie warteten einen Augenblick, bis man aus der Menge auf dem Forum einen Aufschrei hörte.
»Da kommt er!«
Caesar erschien im Licht des Nachmittags, flankiert von Pompeius und Crassus. Er deutete anklagend mit dem Finger auf Cato und rief laut: »Du hast heute den Willen des Volkes missachtet, mein Freund, aber ich kann den Menschen die ihnen zustehende Belohnung nicht ewig vorenthalten.«
»Das werden wir sehen!«, schrie Cato zurück. »Komm, Bibulus, hier ist die Luft zu schlecht, wir wollen gehen.«
Cato fuhr herum und begann die Stufen hinunterzugehen, während Bibulus und der Rest seiner Partei ihm eilig nachliefen.
»Auf geht’s, Männer!« Festus machte eine Handbewegung.
Die Männer stürmten vorwärts, schrien Drohungen und Beleidigungen, während sie die Treppen hinaufrannten. Marcus tat sein Bestes, um nah bei Lupus zu bleiben und mit den Männern Schritt zu halten, während er den Griff seines Knüppels fest umklammert hielt. Die Augen des Schreibers waren vor Furcht weit aufgerissen, und er hielt seine Tasche eng an sich gepresst, als sie von der Menge unsanft hin und her gestoßen wurden. Vorne konnte Marcus Cato sehen. Einen kurzen Augenblick lang huschte Furcht über seine Züge. Aber dann blieb er stehen, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und blitzte die heranstürmenden Männer verächtlich an. Bibulus und die anderen kamen stolpernd zum Stehen.
»Nieder mit Cato!«, brüllte Festus. »Nieder mit Bibulus!«
Caesars Leute umzingelten die Senatoren und bedrängten sie. Die Liktoren, deren Aufgabe es war, Bibulus zu beschützen, kamen vorgestürmt, um die Kämpfenden zu trennen.
»Jetzt!«, rief Festus.
Marcus sah, wie der Mann, mit dem er gesprochen hatte, mit einem großen Eimer nach vorn gerannt kam. Er bahnte sich einen Weg zu Bibulus und kippte dem Konsul dann den Inhalt des Eimers über den Kopf. Eine klumpige Masse Jauche ergoss sich über ihn, lief ihm übers Gesicht und triefte an seiner weißen Toga herab. Ein widerlicher Gestank erfüllte die Luft, und die Menschenmenge rings um Bibulus wich zurück.
Brüllend vor Lachen zogen sich Festus und seine Männer zurück, und auch die Menschenmenge auf dem Forum tat es ihnen beim Anblick des unglückseligen Konsuls gleich. Selbst Lupus hatte seine Furcht vergessen und grinste bei Bibulus’ Anblick, der benommen vor Schreck dastand, ehe er auch nur versuchte, sich die Exkremente aus den Augen zu wischen.
»Oje, oje«, rief Caesar, als er die Stufen hinabschritt. »Ihr scheint bis zum Hals in etwas Unaussprechlichem zu stecken.«
Bibulus fuhr zu ihm herum und deutete mit dem ausgestreckten Finger auf ihn. »Das ist ein Skandal! Das ist ein Frevel! Und dahinter steckt ihr, der Tyrann!«
»Ich?« Caesar fasste sich an die Brust und tat sein Möglichstes, um unschuldig auszusehen. »Es würde mir niemals einfallen, einer der herausragendsten Persönlichkeiten Roms etwas so Unehrenhaftes anzutun. Und herausragend, das seid ihr gewiss.« Caesar deutete mit einer Kopfbewegung auf den riesigen Bauch des Bibulus.
Die Senatoren, die neben ihm standen, fielen ins Gelächter der Menge ein. Zornentbrannt über diese Erniedrigung stürmte Bibulus, begleitet von Cato und den anderen, die Stufen weiter hinunter.
Die Menge wich aufgeregt vor ihnen zurück, und die Menschen johlten schadenfroh hinter ihnen her, als sie über das Forum eilten.
»Das war es also.« Caesar nickte zufrieden, als er Pompeius, Crassus und ihre Freunde anlächelte.
Marcus hatte dieses erniedrigende Spektakel genauso sehr genossen wie alle anderen von Caesars Leuten, aber das Lächeln erstarrte ihm auf den Lippen, als sein Blick auf einen Mann fiel, der nah bei Crassus stand – einen großen, glatzköpfigen Mann mit einem hageren Gesicht. Er lächelte breit, als er Caesar seine Glückwünsche aussprach. Marcus erkannte ihn sofort, obwohl er ihn nur ein einziges Mal kurz gesehen hatte. Sein Herz füllte sich mit eiskaltem Hass und er packte den Griff seiner Keule fester.
Als Caesar seine Aufmerksamkeit anderen Gefolgsleuten zuwandte, trat der Mann einen Schritt zurück und schaute sich in der Menge um. Seine Augen musterten kurz Marcus, doch dann schaute er wieder weg, weil etwas, das Crassus gesagt hatte, seine Aufmerksamkeit erregt hatte.
Marcus starrte ihn immer noch an. Sein Körper war stocksteif vor Anspannung, als er sich an das letzte Zusammentreffen erinnerte. Damals waren er und seine Mutter in einer kleinen
Weitere Kostenlose Bücher