Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
ihn gerichtet hatte, und räusperte sich eilig.
»Jawohl, Meister. Das hoffe ich. Ein Sieger, auf den sein Besitzer Caesar stolz sein kann.«
Festus’ Miene erhellte sich zu einem Lächeln. »So ist es richtig, mein Junge. Du hast Ehrgeiz. Das gefällt mir. Aber trotzdem ist Ehrgeiz nur ein kleiner Teil des Kampfes um Größe. Ein Gladiator braucht Kraft, Selbstdisziplin und überlegene Fertigkeiten, und diese erhält man nur durch völlige Hingabe und eine Ausbildung. Ist das klar? Abkürzungen gibt es da nicht.«
Marcus nickte und Festus fuhr fort: »Nun zurück zu deiner Lektion. Du musst unbedingt geschickt mit dem Knüppel umgehen können, ehe du die Herrin Portia beschützen kannst. Falls dir das nämlich nicht gelingt, wird dich der Herr mit deinem Leben dafür zahlen lassen. Sollte es dazu kommen, was hast du schon zu verlieren? Wenn du zu einem Kampf gezwungen wirst, um sie zu retten, dann musst du bereit sein, dein Leben einzusetzen.«
»Jawohl, Meister.« Marcus nickte feierlich. Kurz schwebte vor seinem inneren Augen das Bild, wie er Portia erneut rettete und vor einigen gesichtslosen Angreifern schützte. »Ich habe es verstanden.«
»Natürlich ist ein Kampf der letzte Ausweg«, erklärte ihm Festus. »Die Flucht ist immer die erste und beste Möglichkeit. Ein Leibwächter darf niemals wie ein Soldat denken. Wenn es eine Wahl zwischen Flucht oder Verteidigung gibt, dann musst du immer die Person, die du zu beschützen hast, aus der Gefahrenzone bringen. Aber wenn es hart auf hart kommt, dann erinnere dich daran, dass du den Knüppel mit der Spitze voraus wie eine Stichwaffe benutzen kannst, und nicht nur zum Schlagen!« Zum Beweis hieb er die Spitze seines Stocks mit wilder Energie neben Marcus’ Schulter in die Mauer, dass die Oberfläche zersplitterte und der Putz durch die Luft flog.
»Sieh es dir ruhig an.«
Marcus wandte sich um und sah die Vertiefung des Einschlagpunktes in der Wand, von wo sich ein Spinnennetz feiner Linien ausbreitete. Er konnte sich leicht vorstellen, welchen Schaden dieser Hieb in Fleisch und Blut angerichtet hätte.
»Denke nur, dass dies das Gesicht oder der Brustkorb eines Menschen gewesen wäre«, sagte Festus. »Wenn du das Glück gehabt hättest, ihn im Auge zu treffen, dann wäre er jetzt blind, vielleicht sogar tot. Jedenfalls wäre für ihn der Kampf zu Ende. Ein einfacher Hieb mit einem Knüppel verletzt Muskeln, bricht womöglich Knochen, aber es ist eine sehr grobe und ungeschickte Technik und nicht so wirkungsvoll. Trachte immer danach, eine Auseinandersetzung so schnell wie möglich zu beenden. Du musst keine Zuschauer erfreuen und es gilt keinen Ruhm zu gewinnen. Sieh nur zu, dass du fertig wirst und Herrin Portia so schnell wie möglich in Sicherheit bringst.«
Sie übten den ganzen restlichen Tag mit dem Knüppel, und Festus ersparte Marcus bei diesem Training keinen Schmerz. Marcus biss die Zähne zusammen und machte weiter, verfeinerte allmählich seine Technik, bis er beinahe jeden Schlag parieren und die Bewegungen seines Ausbilders vorausahnen konnte. Gegen Ende des Nachmittags gelang ihm sogar ab und zu ein Treffer bei Festus, und er gab sich nicht sonderlich Mühe, seine Hiebe oder die Angriffe mit dem Ende des Knüppels abzuschwächen.
Schließlich beendete Festus die Lektion und rieb sich das Handgelenk, wo Marcus ihn gerade mit einem heftigen Schlag getroffen hatte. Er nickte mürrisch. »Du lernst schnell. Morgen fangen wir mit dem Stock an. Mach, dass du in die Küche kommst. Und sieh zu, dass du ordentlich schläfst. Wir fangen gleich im Morgengrauen an.«
VI
Die Abenddämmerung hatte sich schon über Rom herabgesenkt, als Marcus tastend seinen Weg in die Zelle der Sklaven fand und sich erschöpft auf seinen Schlafsack fallen ließ. Vorsichtig berührte er die blauen Flecken an seinen Armen und seinem Brustkorb, wo Festus ihn während des Trainings getroffen hatte, und zuckte zusammen. In den kommenden Tagen würde es noch viele solche Verletzungen geben. Marcus lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken. Wie sehr er sich jetzt danach sehnte, in seinem bequemen Bett auf dem Bauernhof zu liegen, während seine Mutter und Titus im Zimmer nebenan schliefen. Wie sehnte er sich danach, nach Lust und Laune auf dem Land seines Vaters herumzustreunen und mit Zerberus, seinem Hund, zu spielen. Es fehlte ihm sogar, mit dem Hirten die Ziegen zusammenzutreiben und dann einfach nur dazusitzen und sie zu hüten, während Aristides im Schatten
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