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Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer

Titel: Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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eines Olivenbaums eine Melodie vor sich hin summte. Damals hatte er das alles langweilig gefunden, aber wie friedlich war es doch gewesen. Er hatte nicht einmal begriffen, wie glücklich er war.
    Schlurfende Schritte und leises Murmeln störten ihn im Schlaf und er schlug blinzelnd die Augen auf. Er fuhr erschrocken auf und sah zwei Schattengestalten an seinem Schlafsack vorbei ans andere Ende der Zelle gehen.
    »Tut uns leid«, flüsterte Lupus. »Wir wollten dich nicht wecken.«
    Marcus stützte sich auf einen Ellbogen und wandte sich zu den beiden Jungen, die müde auf ihre Schlafstätten sanken. »Ihr kommt spät zu Bett. Was war los?«
    »Flaccus war’s«, grummelte Corvus. »Der hat uns den Boden im Vorratsraum schrubben lassen. Überall war Rattendreck. Hat ewig gedauert, da sauber zu machen.«
    »Deswegen haben sie auch mich dazugeholt«, erklärte Lupus.
    »Aber dich nicht, Marcus, was?«, beschwerte sich Corvus. »Du bist anscheinend was Besonderes. Bist bei unserem Herrn gut angeschrieben, du Glückspilz.«
    Marcus überhörte den gehässigen Tonfall. »Ich bin trotzdem Sklave, genau wie ihr.«
    »Nun, es gibt solche und solche«, stänkerte Corvus weiter. »Küchenjungen wie mich und Schreiber wie Lupus hier und dann solche wie dich.«
    »Und wieso sollte ich anders sein?«, fragte Marcus.
    »Du wirst doch zum Beschützer der Herrin Portia ausgebildet, stimmt’s?«
    »Ja, und?«
    »Also kriegst du besseres Essen als wir, und der Herr zieht dich uns vor. Für uns ist das anders. Wir schuften von früh bis spät in der Küche, und wenn der Herr Gäste hat, auch noch länger. Ich bezweifle, ob er überhaupt weiß, dass es mich gibt, also gibt es nie auch nur die kleinste Belohnung für mich.«
    »Nach allem, was ich gehört habe«, unterbrach ihn Lupus, »hat Caesar entschieden, dass du, wenn du alt genug bist, einer seiner Gladiatoren wirst.«
    »Ich bin schon Gladiator«, antwortete Marcus.
    »Du?« Corvus lachte. »Du bist doch noch ein Junge. Wie kannst du da Gladiator sein?«
    »Ich bin in einer Schule in der Nähe von Capua ausgebildet worden.«
    »Hast du auch schon gekämpft?«, fragte Lupus, der mit angezogenen Knien auf der Schlafstätte hockte. »Du weißt schon, in der Arena?«
    »Ja, einmal.«
    »Und wie war das?«
    Marcus verstummte einen Augenblick, während er sich an den Moment erinnerte, als er in die kleine Arena von Porcinos Gladiatorenschule getreten und über den Sand geschritten war, um sich den reichen Römern vorzustellen, die für eine Privatvorstellung bezahlt hatten: vier Kämpfe mit je zwei Männern und Jungen, Kämpfe auf Leben und Tod.
    Die Erinnerung stieg in ihm so lebendig auf, dass er sich genau an die Todesfurcht erinnern konnte, die ihm in den Gliedern saß, an die Übelkeit in seinem verkrampften Magen und an den Angstschweiß, der ihm auf der Stirn stand, obwohl es ein kühler Tag gewesen war. Ganz oben in der Loge lachten die Römer, aßen eine Kleinigkeit und schlossen Wetten ab. Marcus erinnerte sich daran, dass Caesar eifrig mit einem Begleiter geredet und den Gruß, den Marcus und sein Gegner Ferax ihm entboten hatten, lediglich mit einer wegwerfenden Handbewegung quittiert hatte. Auch Portia war da gewesen. In ihren Augen schien, anders als bei den anderen, ein wenig Mitleid zu stehen, als sie das Schauspiel beobachtete. Dann kam der Augenblick, an dem sich Marcus Ferax zugewandt hatte. Er erinnerte sich ganz genau an das bösartige, grausame Glitzern in den Augen des jungen Galliers, als der mit einem leisen Knurren androhte, er würde Marcus umbringen. Das war der schrecklichste Moment gewesen. Selbst jetzt noch lief ihm beim Gedanken daran ein Schauder über den Rücken.
    »Wie es war? Ich hatte nie zuvor im Leben mehr Angst.« Marcus sprach leise. »Mir fehlen die Worte, um es zu beschreiben. Seid dankbar, dass ihr das nie selbst durchleben musstet.«
    Nach einer kurzen Stille schnaubte Corvus. »Und ich dachte immer, Gladiatoren wären zähe Burschen!«
    »Sei ruhig!«, sagte Lupus ärgerlich. »Marcus hat dem Tod ins Auge geschaut. Der weiß, wovon er spricht.«
    »Dann hat er eben Glück. Wenn ihm Fortuna hold ist, ist er entweder tot, ehe er zwanzig ist, oder er hat seine Freiheit gewonnen. Im Gegensatz zu uns, mein Freund. Wir sind in die Sklaverei hineingeboren, und wir werden bis zu unserem Tod nichts weiter als Sklaven bleiben, oder der Herr wirft uns aus dem Haus, dass wir unser Grab selbst finden. Wir sind hier lebendig begraben. So etwas wird dein

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