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Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer

Titel: Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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breitbeinig seitlich zur Zielscheibe, um besser das Gleichgewicht halten zu können, wenn er das Messer warf. Dann nahm er die Klinge zwischen Daumen und Zeigefinder, wie er es einen Augenblick zuvor bei Festus beobachtet hatte. Er zog den Arm hinter die Schulter zurück, blinzelte auf die Zielscheibe aus Stroh, schleuderte den Arm vor und ließ die Klinge erst im letzten Moment los. Das Messer wirbelte über den Innenhof, streifte die Kante der Zielscheibe und bohrte sich dann mit einem dumpfen Geräusch in die Mauer dahinter.
    »Nicht schlecht für den Anfang«, meinte Festus und reichte Marcus ein weiteres Messer. »Versuche dir einmal vorzustellen, dass ein Rohr von deinen Augen zur Zielscheibe verläuft, und konzentriere dich darauf, das Messer genau und schnurgerade mitten durch dieses Rohr zu werfen.«
    Marcus tat, was Festus ihm geraten hatte, und dieses Mal zielte er besser. Aber er hatte sich auf Genauigkeit und nicht auf Kraft konzentriert, und daher fiel die Klinge schon vor der Zielscheibe auf den Boden. Doch nach einigen wenigen weiteren Versuchen begann er die Scheibe zu treffen und verspürte jedes Mal begeisterten Stolz.
    »So ist’s gut«, sagte Festus und nickte. »Noch ein paar Würfe wie diesen hier, und du kannst jemanden aus einiger Entfernung töten. So ersparst du dir die Gefahren des Nahkampfs.«
    Marcus spürte, wie sein Stolz in Schuldgefühle umschlug, als er sich an den Zweck dieser neu erlernten Fähigkeiten erinnerte, die ihm Festus beibrachte. Trotzdem übte er weiter, grimmig entschlossen, sein Handwerkszeug zu beherrschen. Er wusste, dass vielleicht eines Tages Portias Leben davon abhängen würde.
    Nach dem Messerwerfen ging Festus zu Übungen mit Schleuder, Wurfkugeln und Schlagring über. Treffer mit dem Schlagring waren eine schmerzliche Angelegenheit, aber Festus trieb ihn eine volle Stunde dazu an. Marcus warf sein ganzes Gewicht in die Schläge, die er auf einen soliden, mit Leder überzogenen Pfosten im Hof ausführte. Festus rief jedes Mal mit monotoner Stimme die Zielregion: »Kopf … Bauch … Kopf … Bauch … Kopf ...« Marcus fand das Training brutal und erbarmungslos, aber zumindest zwang es ihn, eine Weile lang nicht an seine Probleme zu denken.
    Es war Spätnachmittag und sie hatten die Übungen für diesen Tag beinahe schon abgeschlossen, als man über die Mauer hinweg auf der Straße die Geräusche eines Tumultes hörte. Verzweifelte Schreie ertönten zwischen dem Johlen und Brüllen einer Meute, und man vernahm, wie Marktstände umgeworfen wurden.
    Rasch wanderten die Geräusche an der Seite des Hauses entlang und dann wurde an die Vordertür gehämmert.
    »Komm mit!«, befahl Festus und sie rannten ins Haus zurück und durch den kurzen Korridor zur Eingangshalle. Caesar war soeben erst von seinen Pflichten in seinem offiziellen Wohnsitz am Forum zurückgekehrt und stand bereits an der Tür, als einige wenige seiner Leibwächter, mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet, aus ihren Quartieren herbeigerannt kamen. Er schaute sich um, als auch Festus und Marcus sich zu ihm gesellten.
    »Macht euch besser auf einen Kampf bereit!«
    Festus zog ein Messer aus dem Gürtel und nickte, als Marcus seinen Schlagring fester packte und in die Hocke ging.
    Das Hämmern an der Tür wurde lauter, und jemand schrie verzweifelt: »Um Himmels willen, macht auf!«
    »Bei allen Göttern, diese Stimme kenne ich!«, rief Caesar aus. Er trat zur Tür, zog den Sichtschlitz auf und schaute vorsichtig hindurch. »Crassus!«
    Er zog die Verschlussstange an die richtige Stelle und hob die Verriegelung hoch. Sofort wurde die Tür nach innen gedrückt, und Senator Crassus taumelte in die Eingangshalle, ihm auf den Fersen eine Schar von Männern und die Sklaven, die seine Sänfte getragen hatten. Alle waren sie zerschrammt und vielen strömte Blut aus Verletzungen an den Armen und am Kopf. Crassus hatte seine Toga verloren, und seine violette Tunika mit dem schönen Muster war an mehreren Stellen zerrissen. Hinter ihm folgten drei Leibwächter des Senators, stämmige ehemalige Gladiatoren, die sich die Meute draußen mit dicken Stöcken vom Hals hielten, die sie ihren Verfolgern in die schreienden Gesichter rammten.
    »Helft mir, die Tür wieder zuzuschieben!«, befahl Festus, während er die Schulter gegen die schweren, mit Eisen beschlagenen Balken presste. Einige der Leibwächter eilten an seine Seite und stemmten die Füße in den gekachelten Boden. Festus trat ein wenig zur Seite und hob

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