Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
sind die Klingen! Die erste Runde im Gasthaus geht auf die Schakale!«
Das wurde mit einem weiteren Jubelruf begrüßt, während die Menschenmenge sich zerstreute und auf die Kneipen zueilte, die die Löwengrube umgaben. Marcus sah, wie Milo dem Gewinner anerkennend auf die Schulter schlug und dann den Hang hinauf zu dem größten Gasthaus ging. Dort setzte er sich ans Kopfende eines langen Tisches, der vor dem Lokal stand, und hieb mit der Faust auf die hölzerne Tischplatte.
»Wein! Sofort!«
Einen Augenblick später eilte ein dünner, grauhaariger Mann herbei, der eine Schürze trug und in der einen Hand einen großen Krug und in der anderen ein Tablett mit Silberbechern balancierte. Er setzte alles auf dem Tisch ab, schenkte Wein ein und reichte Milo mit einer Verbeugung den ersten Becher. Die anderen Plätze am Tisch füllten sich rasch mit Männern, und Marcus musste an Clodius und seine Schergen im Blauen Delfin denken. Die gleichen Schläger, nur auf der anderen Seite …, überlegte er.
Rings um die Löwengrube wanderten die Bandenmitglieder in die Gasthäuser und begannen zu trinken, unter großen Jubelrufen, gelegentlichem Brüllen und Austausch von Beleidigungen. Die meisten Leute, die sich den Kampf angeschaut hatten, zerstreuten sich wieder in die umliegenden Gassen, abgesehen von einigen, die sich hinhockten, um sich zu unterhalten oder Würfel zu spielen. Den Riesen, der den Kampf verloren hatte, ließ man einfach da liegen, wo er umgefallen war, sodass er sich erholen konnte.
Marcus ging zu einem Pfosten, an den Maultiere angebunden waren, genau gegenüber dem Gasthaus, in dem Milo saß und trank. Er lehnte sich an den Pfosten und beobachtete den Anführer der Banden des Aventin.
Die Jugendbande, mit der Marcus vorhin zu tun bekommen hatte, schlenderte zu dem gleichen Gasthaus. Die Jungen lehnten sich dort an die Mauer, als gehörten sie zu Milos innerem Kreis. Sobald der erste Krug Wein leer war, ging Kasos ins Gasthaus, um frischen Wein zu holen, und schenkte nach, wobei er darauf achtete, Milos Becher zuerst aufzufüllen. Dann kehrte er wieder zu seinen Kumpanen zurück, die an der Mauer herumlungerten. Während Marcus zusah, fasste er einen Plan. Er setzte sich im Schneidersitz auf den Boden, während er auf seine Gelegenheit wartete.
Der Tag schritt voran und die Sonne stieg hoch über den Häuserblocks auf. Sie erhitzte die in der Löwengrube eingeschlossene Luft wie in einem Backofen.
Während es immer heißer wurde, verschwanden Kasos und seine Freunde in einer der Gassen, um Wasser zu holen. Marcus stand mit klopfendem Herzen auf, während er Mut fasste, um seinen Plan durchzuführen. Er schlenderte an dem Ring von Gasthäusern entlang, blieb dann stehen und lehnte sich an eine Mauer – genau an die Stelle, die Kasos kurz zuvor verlassen hatte.
Die Männer rings um Milos Tisch waren bereits ziemlich angetrunken, einige waren schon eingeschlafen und schnarchten laut, die Köpfe auf die Arme auf den Tischen gesackt. Milo und die übrigen tranken jedoch weiter, und Marcus beobachtete sie genau, bis einer von ihnen den letzten Tropfen aus dem Krug goss und verärgert das Gesicht verzog.
Sofort stieß sich Marcus von der Mauer ab und lief ins Gasthaus. Es hatte eine niedrige Decke. Grob gezimmerte Tische und Bänke standen entlang der Wände.
»Mehr Wein für Milo!«
Der Wirt tauchte aus einem Hinterzimmer auf und schaute Marcus misstrauisch an. »Und wer bist du, Junge? Wo ist Kasos?«
»Der musste weg. Milo schickt stattdessen mich.«
»Ich habe dich hier noch nie gesehen.«
»Du lässt Milo warten«, antwortete Marcus rasch. »Soll ich ihm sagen, dass du mich den Wein nicht zu ihm rausbringen lässt?«
»Was?« Die Augen des Wirts weiteten sich vor Schreck. »Nein! Bleib hier, Bürschchen!«
Er machte kehrt und eilte ins Hinterzimmer, um dann mit einem neuen Krug Wein wieder aufzutauchen, den er Marcus in die Hand gab. »Hier. Und jetzt bring ihm den, so schnell du kannst. Mach schon!«
Marcus war unwillkürlich beeindruckt davon, welche Angst Milo den Menschen einflößte, und gleichzeitig wurde ihm noch klarer, wie gefährlich seine Mission war. Was würde Milo ihm antun, wenn er je herausfand, wer Marcus wirklich war? Marcus versuchte seine Angst abzuschütteln, als er nach draußen trat und sich dem Tisch näherte. Er neigte den Krug, um Milos Becher zu füllen. Der Bandenführer schaute erst auf, als der den Becher hob, um einen Schluck zu nehmen. Dann runzelte er die
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