Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
kein Zuhause, da kannst du hier im Gasthaus wohnen. Sag dem alten Demetrius, dass ich das angeordnet habe.« Er machte eine Kopfbewegung zum Gasthaus hin. »Er soll dir eine Ecke zum Schlafen geben und etwas zu essen. Und du kannst mir am Tisch den Wein einschenken. Später finde ich vielleicht noch andere Verwendung für dich. Wie ich’s mir gedacht habe – Mut hast du.«
»Danke.« Marcus neigte den Kopf.
»Eins lass dir jedoch raten«, fuhr Milo mit leiserer Stimme fort und lehnte sich zu Marcus herüber. »Geh Kasos aus dem Weg. Diesmal hast du vielleicht die Oberhand gehabt, aber er wird auf Rache aus sein.«
»Ich werde die Augen nach ihm offen halten.«
Milo hob seinen Becher. »Willkommen bei den Banden des Aventin, Junius!«
XIX
Demetrius nahm seinen neuen Übernachtungsgast mit so viel zögerndem Widerwillen auf, wie er Milo nur zu zeigen wagte. Sobald er mit Marcus allein war, deutete er auf eine Ecke im Gasthaus, gleich neben der Theke, und grunzte: »Du schläfst da. Du bekommst im Morgengrauen Hafergrütze und dann noch, was abends für Reste vom Tag übrig sind. Dazwischen holst du den Wein und bringst ihn den Kunden und hältst alles sauber.«
Marcus schaute sich den fleckigen Putz an den Wänden und die Essenreste an, die sich unten um die Beine der Tische und Bänke angesammelt hatten, und fragte sich, ob es hier wohl je sauber gewesen war.
»Das Wichtigste ist«, fuhr Demetrius fort, »dass du Milo bei Laune hältst. Wenn er sich hinsetzt, bringst du ihm gleich etwas zu trinken, ohne dass er danach fragen muss. Ihm und seinen Leuten. Wenn die etwas zu essen wollen, dann sag’s mir, das erledige ich. Und du schenkst ihnen immer wieder nach, bis sie gehen oder bis sie unter den Tisch fallen. Ist das klar?«
»Ja.«
Demetrius boxte ihm leicht an den Kopf. »Ja, Herr – so redest du mich gefälligst an.«
»Ja, Herr.«
Demetrius stemmte die Hände in die Hüften und starrte auf Marcus herunter. »Beim Jupiter, ich weiß wirklich nicht, was er in dir sieht, und ich denke mal, du wirst bestimmt nicht für lange in seiner Gunst stehen. Wenn nicht dieser Kasos, der üble Kerl, dir schon vorher ein Messer in den Rücken rammt.«
Einen Augenblick zeichnete sich eine Spur Mitleid auf den Zügen des Alten ab. »Du wärst besser nicht nach Rom gekommen, Junge. Ich habe schon viele deinesgleichen gesehen. Einer von zehn, die herkommen, hält durch, die neun anderen sterben allein in der Gosse, so oder so.«
»Ich hatte keine Wahl, Herr«, antwortete Marcus.
»Nun, jetzt bist du einmal hier. Mach das Beste draus. Du kannst damit anfangen, dass du hier ausfegst – haben wir eine Weile nicht mehr gemacht. Der Besen steht dort drüben in der Ecke.«
Den restlichen Tag lang hatte Marcus viel damit zu tun, den Boden zu fegen und Essen und Getränke zu Milo und seinen Leuten hinauszutragen, sobald es so aussah, als könnten sie ihnen ausgehen. Gegen Spätnachmittag verzog sich dann die ganze Bande, um ihren Rausch auszuschlafen. Als Marcus ins Freie trat, um die Becher einzusammeln und das zusammenzutragen, was die Männer vom Brot und den Würsten übrig gelassen hatten, winkte Milo ihn zu sich.
»Ja, Meister?« Marcus blieb neben seinem Stuhl stehen.
Trotz der gewaltigen Mengen, die er an diesem Tag getrunken hatte, musterte Milo ihn mit wachem Auge und sprach, ohne zu nuscheln. »Das hast du vorhin wirklich gut gemacht, das mit Kasos. Du bist ein stilles Wasser.«
Marcus spürte, wie sein Magen vor Schreck einen kleinen Satz machte, verzog aber keine Miene und sagte nichts.
»Du bist jetzt noch zu jung, um dich den Banden anzuschließen, aber bleib hier bei uns, junger Junius, und dann kann ich dir eine vielversprechende Zukunft in der Löwengrube vorhersagen.«
»Jawohl, Meister. Danke, Meister.«
Milo rülpste laut und erhob sich mühsam. »Ich gehe jetzt ein bisschen schlafen. Morgen ist Arbeit zu tun.« Er zwinkerte Marcus zu und trollte sich, verschwand in einer der Gassen, die von der Löwengrube wegführten. Marcus schaute ihm eine Weile hinterher, dann lenkte ihn ein Schrei aus der anderen Richtung ab. Er wandte sich um und sah Kasos und seine Kumpane, die gar nicht weit weg an der Mauer eines Mietshauses lehnten. Kasos starrte Marcus an und zeigte drohend mit dem Finger auf ihn, ehe er sich damit in einer schneidenden Bewegung quer über den Hals fuhr. Dann machte er seinen Bandenmitgliedern ein Zeichen, und sie stolzierten davon, die Daumen in die Gürtel gehakt, während Frauen,
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