Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
trugen ärmellose Tuniken, sodass man das Zeichen mit den gekreuzten Dolchen an ihrer Schulter gut sehen konnte. Das waren die »Klingen«, begriff Marcus, dem ein wenig angst und bange wurde, denn es handelte sich um die Bande, zu der Portias Entführer gehört hatten – von denen einer ja entkommen war. Marcus schaute sich vorsichtig um, als er sich zwischen den voll besetzten Tischen und Bänken bewegte, aber er erkannte keine Gesichter. Außerdem, sagte er sich, war der Mann ja schwer verletzt gewesen und vielleicht doch gestorben, selbst wenn er es zurück in die Löwengrube geschafft hatte.
Als er ein Tablett mit dampfenden Schüsseln an einen der Tische in der Nähe der Vordertür brachte, hörte er, wie sich zwei der Männer unterhielten.
»Heute gibt’s wieder ein Stück Arbeit. Hast du’s schon gehört?«, knurrte der erste Mann und ließ die Knöchel krachen.
»He? Was denn?«, fragte sein Freund, der ihm gegenübersaß.
»Milo nimmt die Klingen und die Skorpione heute Morgen mit zum Forum. Es scheint, Cato klagt einen von Caesars Leuten an, einen Calpurnius Piso. Angeklagt wegen Korruption – was sonst? –, als er das Amt des Gouverneurs von Sizilien hatte. Todsicher hat Clodius ein paar von seinen Männern da, um das Verfahren zu stören. Die müssen wir ausschalten und außerdem alle Zeugen der Verteidigung niederbrüllen.«
»Das sollte kein Problem sein«, meinte der andere mit einem Achselzucken. »Wir vermöbeln sie ordentlich, und das müsste reichen.«
»Genau.« Der erste Mann nickte und schaute dann hoch, als er bemerkte, dass Marcus noch am Tisch herumlungerte. »Was willst du denn? Trinkgeld? Wir wär’s denn damit: Mach, dass du Leine ziehst, und zwar schnell, ehe ich dir die Rübe einschlage.«
»Ha, ha«, gluckste sein Freund. »Guter Ratschlag.«
Marcus zog sich rasch zurück und bediente weiter andere Gäste, bis man draußen ein Hornsignal hörte. Milos Stimme schallte laut: »Macht schon, ihr Mistkerle! Bewegt euch! Wir haben Arbeit zu tun. Klingen und Skorpione – mir nach! Die anderen Banden werden heute nicht gebraucht.«
Eilig ließen die Männer ihr Frühstück stehen und rannten nach draußen.
»He!«, schrie Demetrius ihnen nach. »Ihr habt das noch nicht bezahlt! Halt! Halt!«
Niemand schenkte ihm Aufmerksamkeit, und schon bald war das Gasthaus so gut wie leer. Nur zwei Arbeiter hatten sich noch in eine Ecke gequetscht. Sie hatten verschlafen und frühstückten nun, so schnell sie konnten. Demetrius schaute den Bandenmitgliedern mit grimmiger Miene nach, die sich nun um Milo scharten. »Abschaum …«
Er blickte sich rasch um, ob das jemand mitgehört hatte, und sah Marcus. »Räum diesen Saustall auf. Die Reste kannst du wieder in den Kessel kratzen.«
Während Marcus Schüsseln und Becher einsammelte, stapfte Demetrius, immer noch vor sich hin murmelnd, zum hinteren Bereich der Gaststube. Draußen stand Milo auf einem umgedrehten Trog und sprach zu seinen Leuten.
»Ich hab schon Leichen gesehen, die lebendiger wirkten als ihr Sauhaufen! Stellt euch gerade hin, macht euch den Kopf frei und hört gefälligst zu! Wir rücken wieder gegen Clodius und seinen Abschaum aus der Subura aus.«
Dies wurde mit rauem Jubel seiner Leute begrüßt und Milo fuhr fort. »Caesar und seine Kumpane wollen tatsächlich die Straßen von Rom beherrschen. Wenn wir sie zu mächtig werden lassen, dann wenden sie sich eines Tages gegen die Banden und erledigen sie eine nach der anderen, bis ihnen niemand mehr im Weg steht. Brüder, werden wir das zulassen?«
»NEIN!«, brüllten seine Männer als Antwort.
»Nein! Bei allen Göttern nicht!«, schrie Milo zurück. »Rom gehört den Banden, und ich werde lieber sterben, als dass ich mir von einem dahergelaufenen Aristokraten die Stadt wegnehmen lasse.«
Marcus wünschte, er könnte Festus warnen, aber ihm war klar, dass es zu spät sein würde, bis er Caesars Haus erreicht hätte. Und wenn man ihn im Gasthaus vermisste, würde das nur Verdacht erregen. Nein, er musste hier seine Position halten. Wenn er nur nah genug an Milo herankam, würde er sicher Informationen herausfinden, die für Caesar viel wertvoller sein könnten.
Milo fuhr fort. »Es gibt ein paar Banden, die Caesars Gold genommen haben. Die Banden der Subura, die räudigen Hunde, sitzen folgsam zu Caesars Füßen. Die einzigen echten Kerle, die es in Rom noch gibt, stehen hier! Jetzt nehmt eure Knüppel und eure Messer, und dann wollen wir mal dem Abschaum aus der
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