Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
der bloße Gedanke daran ungeheure Angst einjagt.«
Lupus konnte seine Verwunderung nicht verhehlen. »Du und Angst? Ich glaube es nicht! Du hast dein Leben riskiert, um Portia zu retten, und dann bist du in die Löwengrube gegangen. Du bist kein Feigling, Marcus.«
»Wirklich?« Marcus lächelte bitter. »Ich sage dir, mein Magen krampft sich zusammen, meine Hände sind verschwitzt und meine Gliedmaßen zittern. Es ist eine Sache, aus dem Augenblick heraus zu handeln, wie damals, als wir Portia gerettet haben, aber etwas ganz anderes, zu wissen, dass man gegen jemanden zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort antritt, um auf Leben und Tod zu kämpfen.« Marcus schaute beschämt weg. »Ich habe Angst, Lupus. Ich dachte, beim zweiten Mal würde es einfacher werden, aber das ist es nicht. Ich habe mehr Angst als damals, als ich in der Gladiatorenschule gegen diesen Grobian Ferax angetreten bin.«
Lupus schwieg einen Augenblick, ehe er ruhig und nachdenklich weitersprach. »Und doch wirst du kämpfen, selbst wenn dir der Herr die Wahl lässt.«
Marcus nickte. »Ich muss. Für meine Mutter.«
»Dann bist du kein Feigling, Marcus. Jeder, der sich vor einem solchen Kampf fürchtet und bereit ist, diese Furcht zu überwinden, ist in meinen Augen ein Held. Das bedeutet nämlich Mut.«
Marcus überlegte und nickte. »Vielleicht hast du recht. Trotzdem wünschte ich, es gäbe einen Ausweg aus dieser Situation.«
Sie hörten, wie sich Schritte näherten, und dann trat Flaccus in die Tür. »Der Herr möchte dich in seinem Arbeitszimmer sehen.«
Marcus stand steif auf und reckte die Schultern. Er folgte Flaccus aus den Sklavenquartieren und über den Hof zum Hauptteil des Hauses. Flaccus verlangsamte seine Schritte, um neben Marcus herzugehen.
»Du bist ja hier der große Liebling geworden«, sagte Flaccus säuerlich.
Der Neid in seiner Stimme war nicht zu verkennen, und Marcus dachte, wie absurd es war, dass Sklaven sich gegeneinanderwandten, obwohl sie doch alle Opfer einer großen Ungerechtigkeit waren.
»Ich bin Sklave, genau wie du«, antwortete er. »Keiner von uns ist etwas Besonderes, wir sind nur Eigentum unseres Herrn. Der einzige Unterschied, der zählt, ist, ob man ein Sklave ist oder ein freier Mensch.«
»Ha«, höhnte Flaccus. »Es gibt solche Sklaven und solche, mein Junge. Manche von uns müssen hart arbeiten und unsere Treue viele Jahre lang beweisen, bis wir auch nur den geringsten Gunstbeweis bekommen. Aber du? Du spazierst hier herein, und schon bist du Caesars Liebling. Das ist nicht recht.«
Marcus lachte hohl und hob den Arm, um Flaccus seine Wunden und blauen Flecken zu zeigen. »Sehe ich aus wie ein verzärtelter Liebling?«
Flaccus schaute ihn an und zuckte die Achseln. Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück. Marcus konnte seine Wut nicht unterdrücken. Welche Hoffnung gab es denn für die Sklaven, wenn sie sich durch diese kleinlichen Eifersüchteleien trennen ließen und um die Gunst ihres Herrn wetteiferten?
Wenn nicht alle, die von Rom versklavt wurden, begriffen, dass sie gemeinsame Interessen hatten, würden sie ihre Freiheit niemals gewinnen.
Sie erreichten das Arbeitszimmer, und Flaccus räusperte sich, ehe er an den Türrahmen klopfte. »Herr, der Junge ist da.«
»Schick ihn rein.«
Flaccus neigte den Kopf und machte eine Handbewegung, Marcus solle eintreten. Als er ins Zimmer kam, sah Marcus Festus auf einer Bank neben dem Tisch ihres Herrn sitzen. Eine Karaffe mit Wein und zwei schön geblasene Gläser standen zwischen ihnen.
Caesar schaute seinen Verwalter an. »Wie gehen die Vorbereitungen für das Fest voran?«
Es waren früher am Tag bereits mehrere Lieferungen von Fleisch und exotischen Früchten im Haus eingetroffen. Marcus hatte von Lupus erfahren, dass Caesar die Verabschiedung seines Landgesetzes am gleichen Abend feiern wollte, an dem er auch offiziell die bevorstehende Hochzeit seiner Nichte Portia mit dem Neffen von Pompeius verkünden wollte. Vorausgesetzt, die Abstimmung verlief zu seinen Gunsten.
»Die Zutaten zu den Gerichten wurden bereits bestellt, Herr. Und der Wein auch. Ich habe die Tänzerinnen und die Musikanten gebucht. Ich erwarte noch die Bestätigung der griechischen Pantomimen.«
»Erwarte?« Caesar runzelte unmutig die Stirn.
»Ja, Herr. Es scheint, dass sie vielleicht nicht in der Lage sind, bis dahin die von Euch skizzierte Szene zu schreiben und zu proben. Einer von der Truppe ist krank geworden und sie mussten
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