Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
wirklich war. Kurz darauf war er aus der Schule geflohen, um sich wieder seinen ehemaligen Kampfgefährten vom Aufstand des Spartakus anzuschließen. Nun wussten auch diese, dass der Sohn ihres Helden lebte. Als Brixus Marcus die Wahrheit erklärt hatte, hatte das dessen Welt in ihren Grundfesten erschüttert. Titus, der Mann, den er für seinen Vater gehalten, den er bewundert und geliebt hatte, war einer der Römer gewesen, die damals den Sklavenaufstand niedergeworfen und seinen wirklichen Vater umgebracht hatten. Daran hatte Marcus zunächst schwer zu schlucken gehabt. Aber seitherhatte er mehr über Spartakus herausgefunden, und sein Respekt für den Vater, den er nie kennengelernt hatte, war immer mehr gewachsen. Er verspürte Respekt vor ihm, aber nicht die Zuneigung, die er für Titus empfunden hatte. Wie hätte es auch anders sein können?
Dann hatte er sich, nachdem man ihn nach Rom gebracht hatte, mit Caesars Nichte Portia angefreundet, der er das Leben gerettet hatte. Sie war wenige Jahre älter als Marcus, und man hatte sie nach Rom zu ihrem Onkel geschickt, während ihr Vater an einem Feldzug in Hispania teilnahm. Ihrer beider Einsamkeit hatte die beiden einander nähergebracht, als das sonst für die Nichte eines Konsuls und einen seiner Sklaven üblich war. Marcus hatte jedoch in Portias Gegenwart stets eine gewisse Zurückhaltung geübt. Ein Sklave konnte unter solchen Umständen einfach nicht wirklich offen sprechen.
Marcus war ein wenig aufgeregt bei der Aussicht, Portia in Ariminum wiederzutreffen. Sie hatte sich bestimmt verändert, da sie jetzt mit Quintus verheiratet war. Vielleicht wurde sie nicht gern daran erinnert, wie nah sie einmal einem der Sklaven ihres Onkels gestanden hatte, auch wenn man Marcus inzwischen die Freiheit geschenkt hatte.
Seine anderen Freunde waren die beiden Jungen, mit denen er sich in Caesars Haushalt eine Zelle geteilt hatte: Corvus und Lupus. Corvus hatte in der Küche gearbeitet und sich oft bitter darüber beklagt, wie übel ihm das Leben mitgespielt hatte. Aber er war mutig gewesen und hatte schließlich sein Leben gegeben, um Portia zu schützen. Und dann war da Lupus gewesen, der Schreiber, ein sanfter Mensch, der seine Tätigkeit liebte, Bücher las und sogar Gefallen an ihnen zu findenschien. Nun war Lupus fort, und Marcus trauerte um seinen Freund und fühlte sich einsamer denn je.
»Wir reiten zunächst zum Lager«, verkündete Caesar und unterbrach Marcus’ düstere Gedanken, »ehe ich mich um unsere Unterkunft in Ariminum kümmere.«
Er deutete mit der Hand vorwärts und spornte sein Pferd zu einem leichten Trab an, um die letzten Meilen schnell hinter sich zu bringen. Die anderen trieben ihre Pferde ebenfalls an und folgten ihm die Straße hinunter. Kurz hinter dem Stadttor bogen sie auf eine Seitenstraße ein, die auf einer Holzbrücke über den Fluss führte. Die herbstlichen und winterlichen Regenfälle im Apennin hatten den Fluss so stark anschwellen lassen, dass er reißend an den Brückenpfeilern vorbeirauschte und über die Ufer zu treten drohte.
Vor dem Lager erreichten die Reiter die erste Gruppe von Soldaten, die am Palus, einem mannshohen Holzpfahl, trainierten. Die Legionäre standen geduckt davor und attackierten die Pfeiler abwechselnd mit Schwertstößen und Hieben mit ihren Schilden. Marcus war mit dieser Technik noch aus den Tagen in der Gladiatorenschule vertraut.
Der Zenturio, der die Soldaten befehligte, schaute auf, grüßte aber nicht. Sein neuer Kommandant trug ja einen schlichten Umhang und keinerlei Zeichen, das auf die Autorität schließen ließ, die Rom ihm übertragen hatte. Caesar nickte ihm im Vorüberreiten einen Gruß zu.
Am Lagertor wurden sie jedoch anders empfangen. Dort verlief eine Holzbrücke über den Graben. Auf der anderen Seite stand eine Abteilung vollbewaffneter Männer Wache. Caesar zügelte sein Pferd und ließ es im Schritt über die Brücke gehen. Die Hufe klangen hohl auf dem Holz. Der diensthabende Optio hielt eine Hand hoch und stellte sich ihm in den Weg.
»Halt! Was ist Euer Anliegen?«
Caesar zog leicht an den Zügeln und griff in die Tasche, die an einem seiner Sattelhörner hing. »Einen Augenblick, ich habe es hier … irgendwo.«
Der Optio blies ungeduldig die Backen auf. »Wenn ihr die Getreidehändler seid, auf die der Quartiermeister wartet, dann seid ihr zu spät dran, und ich warne Euch, er ist gar nicht gut gelaunt.«
»Nein, keine Getreidehändler«, murmelte Caesar, während
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