Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
glaube, wir haben jetzt alle unsere Lektion gelernt. Die Befehlsausgabe ist zu Ende. Sorgt dafür, dass Eure Männer im Morgengrauen zum Abmarsch bereit sind.«
Er nickte dem Lagerpräfekten zu, und der sprang auf und bellte: »Stillgestanden!«
Alle Offiziere sprangen auf und standen steif da, außer Quintus, der noch immer vornübergebeugt dasaß und um Atem rang.
»Abtreten!«
Die Offiziere gingen nacheinander aus dem Zelt. Quintus schlug wütend die Hände eines seiner Freunde von sich, der ihm auf die Beine zu helfen versuchte. Er funkelte Marcus zornig an, während er sich das Blut von dem kleinen Schnitt im Gesicht tupfte. »Pass nur auf, Junge«, knurrte er. »Das werde ich nicht vergessen und auch nicht vergeben.«
Marcus zeigte keinerlei Reaktion, verspürte aber ein warmes Gefühl der Genugtuung, als er Quintus nachschaute, der aus dem Zelt humpelte. Caesar wartete, bis die letzten Zenturionen das Zelt verlassen hatten, ehe er Marcus auf die Schulter klopfte. »Gut gemacht. Dem Kerl musste man wirklich eine Lektion erteilen. Mehr als eine Lektion vielleicht«, fügte er bitter hinzu. »Der hält zu viele Dinge für selbstverständlich. Ich glaube, dieser Feldzug ist genau, was er braucht, um ein bisschen erwachsener zu werden und sich des Namens würdig zu erweisen, den er trägt, besonders da er nun auch meinen Namen vertritt.«
Man hörte ein leises Rascheln. Marcus und Caesar drehten sich um und sahen, wie der Lagerpräfekt den Zelteingang aufhielt. »Verzeihung, Herr, aber gerade ist ein Mann angekommen. Er sagt, er kommt von Marcus Licinius Crassus.«
»Crassus?« Caesar zog eine Augenbraue in die Höhe. »Hat er gesagt, was er will?«
»Nur, dass er sofort mit Euch zu sprechen wünscht.«
Caesar zuckte die Achseln. »Sehr gut, dann führt ihn herein. Ich will kurz mit ihm reden. Marcus, sammle deine Täfelchen ein und mach dich auf den Weg nach Ariminum. Lass dir von Portias Koch etwas Gutes zu essen geben. Dann packstdu deine Sachen und machst dich bereit dafür, im Morgengrauen das Haus zu verlassen.«
»Jawohl, Herr.« Marcus stopfte die Täfelchen in die Schultertasche und zog die Kapuze seines Umhangs über den Kopf, um sich vor dem Regen zu schützen.
Während ihrer Unterhaltung war der Lagerpräfekt wieder aus dem Zelt getreten und hatte den Mann herbeigewinkt, der draußen wartete. Einen Augenblick später betrat ein großer, magerer Mann das Zelt. Sein Umhang war mit Schlamm und Wassertropfen bespritzt und das wenige schüttere Haar klebte ihm am Schädel. Als Marcus ihn sah, überwältigte ihn eine Welle glühender Wut. Er erkannte den Mann sofort. Es gab keinen Zweifel. Decimus. Der Mann, der im Vorjahr einen Anschlag auf Caesars Leben verübt hatte, der Geldverleiher, dessen Schergen Titus ermordet und Marcus und seine Mutter in die Sklaverei entführt hatten.
XI
Decimus schaute sich im Zelt um, ehe er seine Aufmerksamkeit auf Caesar richtete. Er bemerkte Marcus’ Anwesenheit kaum. Er verneigte sich und hielt Caesar eine kleine Pergamentrolle hin, die mit einem Siegel gesichert war.
»Ein Empfehlungsschreiben von Crassus, Herr.«
Caesar nahm das Schreiben entgegen, brach das Siegel und rollte das Pergament auf, ehe er den Inhalt überflog. »Publius Decimus?«
Marcus schaute genau hin, um zu sehen, ob Caesar den Namen wiedererkannte, doch der Gesichtsausdruck des Prokonsuls veränderte sich keine Sekunde lang.
»Ja, Herr.« Decimus lächelte. »Zu Euren Diensten.«
»Eindeutig nicht. Ihr seid hier auf Crassus’ Geheiß.«
»Ja, wirklich, das stimmt.«
»Dieses Schreiben verlangt von mir, dass ich Euch erlaube, meine Truppen in den Kampf gegen die Rebellen zu begleiten. Aus verschiedenen geschäftlichen Gründen … Das ist außerordentlich vage formuliert.« Caesar runzelte die Stirn. »Könntet Ihr mir das vielleicht näher erklären?«
»Es wäre mir ein Vergnügen, Herr. Ich soll als Agent für Crassus handeln und Gefangene kaufen, die Eure Soldaten machen. Ich bin berechtigt, Eure Männer direkt auszuzahlen, und natürlich erhaltet Ihr von jedem Kauf ein Fünftel des Wertes als Provision, Herr. Ein sehr großzügiges Angebot, wie es sich für einen so engen Verbündeten meines Herrn geziemt.«
»Verstehe.« Caesar rollte den Brief zusammen und tippte sich mit der Rolle ans Kinn, während er Decimus anstarrte. Marcus in seiner Ecke hatte mit dem dringenden Verlangen zu kämpfen, sich auf den Mann zu stürzen, der der Grund all seiner Leiden war. Er brauchte
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