Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
Prokonsul, wie er allzu gut wusste, nur um dieses eine Ziel ging. Alles und jeder andere waren lediglich Mittel zum Zweck.
Marcus schluckte und zwang sich, zu nicken. »Ich kann mir keine größere Ehre vorstellen, Herr.«
»Das ist die richtige Einstellung!« Erleichterung zeigte sich kurz auf Caesars Gesicht. »Nun geh und bereite deine Sachenvor. Es wird ein schwieriger Feldzug, selbst wenn er schnell vorüber sein wird. Du kannst dich auf mich berufen und dir aus den Vorräten des Heeres alles geben lassen, was du brauchst. Sorge dafür, dass du ausreichend Schreibutensilien hast. Ich habe das Gefühl, dass es in den kommenden Tagen interessante Dinge aufzuzeichnen geben wird. Schade, dass Lupus nicht hier ist und sie mit uns erleben kann, aber ich bin sicher, du wirst seine Pflichten ebenso gut erfüllen.«
»Ich tue mein Bestes, Herr.«
»Natürlich tust du das. Du kannst jetzt gehen, Marcus.«
Marcus verneigte sich, legte sich den Riemen seines Ranzens über die Schulter und verließ das Zelt. Draußen war die Nacht hereingebrochen, und das Lager war von Feuern und Fackeln erhellt, die vom stetigen Nieselregen gedämpft wurden. Eine kalte Brise kam von Westen her und wehte auf den Apennin zu. Marcus fröstelte und zog seinen Umhang fester um sich. Als er sich auf den Weg zum Zelt des Quartiermeisters machte, überlegte er sich, was er an Vorräten benötigte. Nicht so viel, dass er sein Pferd überlasten würde, und doch musste er dafür sorgen, dass er so trocken und warm wie möglich blieb. Ein mit Fett imprägnierter Ersatzumhang und eine zweite gute Tunika sollten reichen. Das und eine lederne Hülle für seine Waffen und Schreibmaterialien.
Wieder einmal kehrten seine Gedanken zu Decimus zurück. Es war wirklich ein Glück, dass Crassus ausgerechnet ihn ausgeschickt hatte, um sich zu Caesars Armee zu gesellen. Jetzt, da sie den Mann nicht mehr aufspüren mussten, fragte sich Marcus, ob er es irgendwie schaffen könnte, den skrupellosen Geldverleiher dazu zu zwingen, ihm den Aufenthaltsort seiner Mutter zu verraten. Trotz allem, was Caesar gesagt hatte, beabsichtigte Marcus durchaus, Decimus im Auge zu behalten und ihm, falls sich die Gelegenheit ergab, auch entgegenzutreten. Sobald er die Informationen hatte, die er brauchte, wollte Marcus sich an Decimus rächen.
Kurz vor Morgengrauen hörte der Regen auf, doch der Himmel war weiterhin von einer endlosen, grauen Wolkenschicht bedeckt, die über der ebenen Landschaft um Ariminum eine triste Stimmung verbreitete. Die von Caesar für den Feldzug ausgewählten Männer hatten ihre Zelte auf die bereitgestellten Wagen gepackt. Die Ersatzausrüstung der Männer und ihre Schilde hatte man an die massiven Nackenjoche gehängt. Sobald der Befehl zur Aufstellung ertönte, hoben sich die Legionäre das Joch auf die rechte Schulter, ehe sie ihren Platz in der Kolonne einnahmen. Marcus hob mit Mühe seine beiden Taschen über die Sattelhörner. In der einen befanden sich seine Ersatzkleidung und Verpflegung, in der anderen die Schreibutensilien. Das Schwert hing ihm an der Seite, und ein Dolch und die Wurfmesser hingen in Futteralen an seinem breiten Ledergürtel. Marcus schwang sich in den Sattel und führte sein Pferd im Schritt hinüber zu der kleinen Gruppe von Soldaten aus dem Hauptquartier, die Caesar begleiten sollten.
Als alles bereit war, gab Caesar den Befehl zum Abmarsch, und die lange Kolonne trottete in zwei Abteilungen vorwärts. Die erste Abteilung wurde von Caesar befehligt, die zweite vom Legaten Balbus. An der Spitze beider Abteilungen ritt die Kavallerie, gefolgt vom Befehlshaber und seinem Stab,dann die Infanterie und als Letztes kamen der Versorgungstross und die Eskorte. Marcus drehte sich im Sattel um und hoffte, einen Blick auf Decimus zu erhaschen, aber zwischen den Wagen, die dicht gedrängt hinter den Legionären folgten, konnte man nicht viel erkennen.
Eine kleine Menschenmenge war aus Ariminum erschienen und stand an der Straße, über die die Armee marschierte. Frauen, Freundinnen, aufgeregte Kinder und ein paar neugierige Müßiggänger beobachteten die Soldaten, die über den schlammigen Weg vom Lager auf die Straße zuplatschten, die nach Norden und Süden führte. An einem wärmeren Tag hätten die Zuschauer ihnen vielleicht zugejubelt, aber an diesem kalten, jämmerlichen Morgen standen sie zumeist nur da und schauten zu, riefen lediglich Abschiedsworte, wenn sie einen Freund oder geliebten Menschen erblickten. Eine kleine
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