Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
seine ganze Selbstbeherrschung, um ruhig zu bleiben, während er sich gleichzeitig entschloss, Caesar daran zu erinnern, wer dieser Mann war.
Der Prokonsul reichte Decimus den Brief zurück. »Die Bedingungen Eures Herrn sind außerordentlich großzügig. Ich nehme sie an. Ich werde dafür sorgen, dass Ihr mit dem Versorgungszug marschieren könnt. Ich nehme an, Ihr habt Leute mitgebracht, die Euch helfen, die Gefangenen zu versorgen und dann an einen angemessenen Aufenthaltsort zu geleiten?«
»Jawohl, Herr. Meine Männer warten mit den Planwagen draußen.«
»Dann könnt Ihr Euch wieder zu ihnen gesellen. Lasst Euch von einem meiner Mitarbeiter zum Versorgungszug führen und wartet dort auf Anweisungen, Decimus. Ich wünschte, wir hätten Zeit, Euch gastfreundlich zu bewirten, aber ich habe noch viel zu organisieren, ehe wir morgen das Lager verlassen.«
»Natürlich, Herr, ich verstehe.« Decimus verneigte sich erneut, drehte sich um und verließ das Zelt. Sobald Marcus meinte, dass der Kerl außer Hörweite war, schob er seine Kapuze zurück und eilte zu Caesar.
»Herr! Ich kenne diesen Mann. Er ist …«
»Ich weiß genau, wer er ist«, unterbrach ihn Caesar mit gerunzelter Stirn. »Ich habe mich sofort an den Namen erinnert. Die Frage ist, was um alles in der Welt Crassus jetzt wieder vorhat? Ich kann begreifen, dass er jemanden schickt, der Gefangene kaufen soll. Man kann einen guten Gewinn machen, wenn man sie in Rom auf dem Sklavenmarkt verkauft. Das wird Crassus natürlich gefallen. Aber warum sollte er Decimus schicken? Er weiß doch, dass ich vermute, dass er letztes Jahr hinter dem Anschlag auf mein Leben steckte.«
»Macht das etwas aus, Herr?«, fragte Marcus aufgeregt. »Er ist jetzt in Eurer Hand. Lasst ihn verhaften. Lasst ihn verhören. Ihr könnt herausfinden, was er über die Verschwörung gegen Euch weiß.« Er hielt inne. »Und wo er meine Mutter versteckt hat … Ehe er stirbt.«
»Ehe er stirbt?« Caesar neigte leicht den Kopf. »Ich werde ihn nicht töten, Marcus. Erst muss ich herausfinden, warum er hier ist. Er hat mehr vor, als nur Sklaven zu kaufen.«
»Was ist, wenn man ihn geschickt hat, damit er erneut versucht, Euch zu töten, Herr?«
Caesar spitzte die Lippen. »Das ist eine Möglichkeit. Andererseits schickt mir Crassus vielleicht nur eine sehr subtile Botschaft. Er erinnert mich daran, dass er mich immer noch ein wenig in der Hand hat. Ich muss dafür sorgen, dass Decimus ständig beobachtet wird.«
»Das mache ich.«
»Nein. Er würde dich sofort erkennen, wenn du ihm dein Gesicht zeigst. Ich werde Festus damit beauftragen. Du hältst dich im Augenblick von ihm fern, hörst du?«
»Warum?«, grummelte Marcus. »Er ist der Mann, der mein Leben ruiniert hat. Jetzt ist er in Eurer Hand. Ihr habt mir Euer Wort gegeben, dass Ihr ihn jagen und zwingen würdet, mir zu verraten, wohin er meine Mutter verschleppt hat.«
»Ich weiß. Und ich stehe zu meinem Versprechen, Marcus. Aber du darfst nicht vergessen, wer du bist.« Caesar richtete sich auf und starrte ihn mit herrischem Blick an. »Ich bin ein Prokonsul von Rom und du bist mein Bediensteter. Ich lasse nicht zu, dass du noch einmal so mit mir sprichst. Nicht, wenn du meine Hilfe haben willst. Ist das klar?«
Einen Augenblick lang wollte Marcus Caesar eine trotzige Antwort ins Gesicht brüllen. Ihm sagen, dass es ihm gleichgültig war, welche Position Caesar einnahm. Dass es ihm nur um eines ging, nämlich darum, seine Mutter zu retten. Dann bekam er sich jedoch wieder in den Griff und war sogar wütend auf sich selbst, weil er so schwach geworden war. Er war völlig erschöpft, aber das war keine Entschuldigung. Er musste stark sein und seine Gefühle beherrschen. Caesar konnte für ihn über Leben und Tod entscheiden, und er hatte auch die Macht zu entscheiden, ob Marcus’ Mutter gefunden und befreit würde oder ob sie weiter in Ketten schuften musste. Ohne Caesars Hilfe konnte er seine Mutter nicht retten. Also holte er tief Luft und antwortete: »Ja.«
»Ja?«
»Ja, Herr.«
Caesar starrte ihn noch eine Weile an, ehe er nickte. »Das ist schon besser. Du darfst nicht vergessen, welche Position du in dieser Welt einnimmst, Marcus. Ich werde immer wegen der Dienste, die du mir geleistet hast, in deiner Schuldstehen, aber deswegen bin ich trotzdem nicht bereit, mir von dir alles gefallen zu lassen. Überschreite noch einmal deine Grenzen, und dann hat das Folgen. Verstanden?«
»Ich verstehe, Herr, und …
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