Mareks Todfeind
es gerade noch rechtzeitig. Er duckte sich und schaute durch natürliche Lücken zum Haus hin. Der Eingang lag in seinem Sichtbereich und jetzt auch das Fahrzeug, das schaukelnd quer über die Wiese fuhr.
Er hatte schon daran gedacht, dass John Sinclair sich auf den Weg gemacht hatte, doch der fuhr sicherlich keinen Geländewagen.
Wer wollte etwas von Vargas?
In Marek stieg die Spannung. Er glaubte sogar, an einem Wendepunkt des Falles zu stehen. Seine Nerven waren plötzlich zum Zerreißen gespannt. Er wischte den Schweiß von der Stirn, weil er nicht wollte, dass ihm salzige Tropfen in die Augen rannen.
Das Fahrzeug legte die letzten Meter zurück, bevor es abgebremst wurde. Auch das Geräusch des Motors erstarb, und wieder konnte sich Stille über das Gelände senken.
Noch stieg niemand aus. Es dauerte auch noch etwa eine Minute, bis sich die beiden Türen zugleich öffneten und zwei Männer entließen, die dem Pfähler völlig unbekannt waren.
Instinktiv spürte er, dass diese Männer bestimmt nicht zu seinen Freunden werden würden. Sie benahmen sich vorsichtig. Der mit den längeren Haaren schaute sich an der Beifahrerseite um und sah dabei so aus, als wollte er jeden Augenblick eine Waffe ziehen.
»Nichts!«, rief er seinem Kumpan zu.
»Meinst du, dass Vargas nicht zu Hause ist?«
»Das werden wir gleich sehen.«
»Sollte er uns reingelegt haben, wird es ihm schlecht ergehen.« Der Mann, der am Steuer gesessen hatte und eine Kappe trug, hatte diese Drohung ausgesprochen.
Er war auch derjenige, der zuerst auf die Tür zuging. Eine Klingel hatte Marek nicht gesehen. Auch sie entdeckten keine, ärgerten sich, klopften aber dann beide mit den Fäusten gegen die Tür, wobei sie sich noch darüber beschwerten, dass vor den Fenstern die Rollos hingen.
Ihre Geduld wurde auf keine zu harte Probe gestellt. Ob ein Summer ertönt war oder sich die Tür von allein geöffnet hatte, konnte Marek nicht sagen.
jedenfalls traten die beiden Besucher ein, und Marek schaute gespannt zu.
Es war ein völlig normaler Vorgang, den der Pfähler allerdings nicht als einen solchen empfand.
Nicht hier, nicht bei der Person, die in dem Haus wohnte oder sich dort versteckt hielt.
Wer geöffnet hatte, das sah Marek nicht. Direkt hinter dem Eingang ballte sich die Dunkelheit zusammen. Es war dort auch keine Gestalt zu sehen, was die beiden Besucher etwas irritierte, denn sie zögerten mit dem Eintreten.
Aus dem Haus drang der Klang einer Stimme. Marek hatte nicht hören können, wem sie genau gehörte: Er ging allerdings davon aus, dass es sich um Vargas handelte.
Er musste wohl das Richtige gesagt haben, denn beide Besucher machten sich zugleich auf den Weg. Es ging alles sehr schnell. Bevor Marek zwei Mal hatte zwinkern können, waren die beiden Besucher verschwunden. Die Tür fiel hinter ihnen sofort zu.
Frantisek atmete tief durch.
Das hatte er hinter sich. Und er blieb bei seiner Meinung, dass hier ein neues Kapitel aufgeschlagen worden war.
Es wartete noch drei Minuten und lauschte. Nichts war zu hören. Um und im Haus blieb es still. Keine Geräusche, weder Stimmen noch Schreie. Natürlich stellte sich Marek die Frage, was der Besuch der beiden Männer zu bedeuten hatte. Sie waren sicherlich nicht erschienen, um sich freiwillig das Blut aussaugen zu lassen. Aber welchen Grund konnte der Besuch sonst haben?
Marek gab sich selbst gegenüber zu, dass er einfach zu wenig über Vargas wusste. Der Blutsauger lebte eigentlich woanders. Hier hatte er sich nur ein Ausweichquartier oder Versteck eingerichtet.
Irgendwas stimmte da nicht. Aber Marek allein war nicht stark genug, um das herauszufinden.
Er musste zurück in den Ort. Er wollte mit John Sinclair darüber sprechen. Gemeinsam konnten sie dann beraten, wie sie weiterhin vorgingen.
Wieder tauchte Marek in den wild gewachsenen Niederwald ein. Sein Rad lag noch immer im hohen Gras. Als er es aufgehoben hatte, besah er sich den Himmel. Sein Mund verzog sich dabei, denn was da über ihm lag, sah nicht gut aus.
Dichte graue Wolken. Manchmal an den Rändern gelblich schimmernd. Wolken, die auch in Bewegung waren oder immer mehr Nachschub erhielten. Es gab nur wenige freie Stellen. Dort schimmerte dann der hellere Himmel durch, aber seine Bläue hatte er verloren.
Marek stieg in den Sattel. Der Wald schützte ihn jetzt. Vom Haus aus konnte er nicht gesehen werden.
Er stieg auf das Rad. Wie schon bei der Herfahrt, so fielen ihm die ersten Meter auf diesem unebenen
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