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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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wir uns wiedersehen!<
    Natürlich
hieß es >Ganz in Blau<, aber wir haben es in >Grau< umgeändert ...
Ach, Sie tanzen so gut Walzer, Kapitän Butler. Sie wissen doch, große Männer
können das selten. Und zu denken, daß es nun Jahre dauert, bis ich wieder
tanzet«
    »Das
dauert nur ein paar Minuten. Ich biete auch für die nächste Polonäse auf Sie
... und für die übernächste und überübernächste.«
    »O nein, das geht nicht! Das
dürfen Sie nicht! Dann ist mein Ruf hin.«
    »An dem
kann auch der nächste Tanz nicht mehr viel verderben. Mag sein, daß ich den
andern Jungens auch einmal Gelegenheit gebe, wenn ich fünf oder sechs hinter
mir habe, aber den letzten bekomme ich!«
    »Also gut
Ich weiß, ich bin verrückt, aber was schert das mich! Mir ist es ganz einerlei,
was die Leute sagen. Ich habe es so satt, zu Hause zu sitzen. Ich will tanzen
und immer wieder tanzen.«
    »Und nicht mehr Schwarz tragen?
Krepp ist mir ein Greuel.«
    »O nein,
meine Trauer kann ich nicht ablegen ... Kapitän Butler, Sie dürfen mich nicht
so an sich drücken. Wenn Sie das tun, werde ich böse.«
    »Sie sehen
so wunderbar aus, wenn Sie böse sind. Ich will Sie noch einmal recht fest
drücken ... so ... nur um zu sehen, ob Sie wirklich böse werden. Sie haben ja
keine Ahnung, wie reizend Sie damals in Twelve Oaks waren, als Sie in Wut
gerieten und Gegenstände zerschmissen.«
    »Ach, bitte ... wollen Sie das
nicht vergessen?«
    »Nein, das
gehört zu meinen ganz unbezahlbaren Erinnerungen ... eine wohlerzogene Schöne
aus den Südstaaten, mit der ihr irisches Blut durchgeht.«
    »O je, nun
ist die Musik zu Ende, und da kommt Tante Pittypat aus dem Hinterzimmer. Mrs.
Merriwether muß es ihr erzählt haben, das weiß ich gewiß. Ach, um Gottes
willen, lassen Sie uns hinübergehen und zum Fenster hinausschauen. Jetzt darf
sie mich nicht abfangen. Ihre Augen sind so groß wie Untertassen.«
     
    10
     
    Am
nächsten Morgen saß Tante Pittypat in Tränen aufgelöst über ihren Waffeln.
Melanie war still, Scarlett trotzig.
    »Was geht
das mich an, was sie reden! Ich habe dem Lazarett mehr Geld eingebracht als all
der alte Kram, den wir verkauft haben.«
    »Ach Gott,
was liegt denn an Geld«, jammerte Tante Pittypat und rang die Hände. »Ich
traute einfach meinen Augen nicht, und dabei ist der arme Charlie kaum ein Jahr
tot. Und dieser schreckliche Kapitän Butler, der dich so kompromittiert hat. Er
ist ein ganz, ganz furchtbarer Mensch. Mrs. Whitings Cousine, Mrs. Coleman,
deren Mann aus Charleston ist, hat mir davon erzählt. Er ist das schwarze Schaf
einer angesehenen Familie. In Charleston wird er von niemandem empfangen, er
hat den schlimmsten Ruf von der Welt, und da war etwas mit einem Mädchen, etwas
so Schreckliches. Mrs. Coleman wußte nicht einmal, was es eigentlich war.«
    »Nein, ich
kann nicht glauben, daß er so schlecht ist«, sagte Melanie sanft. »Er machte den
Eindruck eines vollkommenen Gentleman, und wenn man bedenkt, wie tapfer er die
Blockade durchbrochen hat ... «
    »Er ist
gar nicht tapfer«, sagte Scarlett störrisch und goß sich das halbe Glas Sirup
über die Waffeln. »Er tut es nur um des Geldes willen. Das hat er mir gesagt.
Die Konföderierten Staaten sind ihm gleichgültig, und er sagt, wir bekommen
Prügel. Aber tanzen tut er göttlich!«
    Die beiden
Zuhörerinnen waren vor Entsetzen sprachlos.
    »Ich habe
es satt, zu Hause zu sitzen. Ich tue es nicht mehr. Wenn alle jetzt über mich
herziehen, ist mein Ruf ohnehin erledigt, und es kommt nicht mehr darauf an,
was sie sonst sagen.«
    Sie merkte
nicht, daß dies Rhett Butlers Gedanke war. Er kam ihr so gelegen und fügte sich
so gut in ihre eigenen Gedanken ein.
    »Ach, was
wird deine Mutter sagen, wenn sie davon hört? Was soll sie nur von mir denken?«
    Als
Scarlett sich Ellens Bestürzung vorstellte, falls sie je von dem anstößigen
Benehmen ihrer Tochter erfahren sollte, wurde ihr beklommen ums Herz. Aber sie
schöpfte wieder Mut, als sie sich überlegte, daß zwischen Atlanta und Tara
fünfundzwanzig Meilen lagen. Miß Pitty erzählte Ellen sicher nichts, denn sie
würde sich als Tante in ein gar zu schlechtes Licht setzen.
    »Ich
glaube«, sagte Pitty, »es ist besser, ich schreibe Henry einen Brief darüber,
so ungern ich das auch tue, aber er ist unser einziger männlicher Verwandter
und sollte Kapitän Butler ins Gewissen reden. Ach, wenn nur Charlie noch lebte!
Mit dem Mann darfst du niemals wieder auch nur ein Wort sprechen,

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