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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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Besitztum
sein.«
    »Ich finde
es abscheulich von Ihnen, so etwas auch nur anzudeuten. Sie wissen doch sehr
gut, daß England und Frankreich sich binnen kurzem auf unsere Seite schlagen
werden.«
    »Aber
Scarlett, das müssen Sie in der Zeitung gelesen haben. Ich wundere mich über
Sie. Lesen Sie nur ja nicht wieder Zeitung. Frauenhirnen bekommt das schlecht.
Zur Orientierung sei Ihnen gesagt, daß ich vor knapp einem Monat in England
war. Ich versichere Ihnen, England hilft den Konföderierten nicht. England
setzt niemals auf das schlechtere Pferd. Außerdem, ist die dicke Deutsche, die
auf dem Thron von England sitzt, eine gottesfürchtige Seele und hat etwas gegen
die Sklaverei. Mögen die Arbeiter in den englischen Spinnereien in Gottes Namen
verhungern, weil sie unsere Baumwolle nicht bekommen, aber für die Sklaverei
zum Schwerte greifen, das wird man dort nicht. Und was Frankreich betrifft, so
ist man dort viel zu eifrig mit Mexiko beschäftigt, um sich über uns den Kopf
zu zerbrechen. Im Gegenteil, dieser Krieg kommt ihnen sehr gelegen, weil wir
jetzt andere Dinge vorhaben, als Napoleons Truppen aus Mexiko zu vertreiben.
Nein, Scarlett, die Hilfe von auswärts ist nur eine Erfindung der Zeitungen, um
Mut und Ausdauer des Südens aufrechtzuhalten. Das Schicksal der Konföderierten
ist besiegelt. Noch leben sie von ihrem Höcker wie das Kamel. Aber auch der
größte Höcker ist nicht unerschöpflich. Ich rechne noch mit sechs Monaten
Blockadedienst. Dann ist damit Schluß. Dann verkaufe ich meine Schiffe einem
dummen Engländer, der meint, er könne es immer noch schaffen. Wie dem auch sei,
darüber mache ich mir keine Gedanken. Geld habe ich genug verdient. Es liegt in
Gold auf englischen Banken. Mit dem wertlosen Papier hier kann ich nichts
anfangen.«
    Alles, was
er sagte, leuchtete ihr wie immer ein. Mochten die Leute in seinen Äußerungen
schuftige Verräterei sehen, für Scarlett klangen sie nur nach gesundem
Menschenverstand und nach Wahrheit. Dabei war sie sich wohl bewußt, daß
schweres Unrecht darin steckte und daß sie darüber hätte empört sein müssen.
    Konnte sie
dafür, daß sie es nicht war?
    »Ich
glaube, Dr. Meade hat recht mit dem, was er über Sie geschrieben hat, Kapitän
Butler, und das einzige Mittel für Sie, sich reinzuwaschen, wäre, sich zu
stellen, sobald Sie Ihre Schiffe verkauft haben. Sie waren in West Point Kadett
und ... «
    »Sie reden
wie ein Baptistenprediger in einer Werberede. Wenn ich mich nun gar nicht
reinwaschen will, warum soll ich dann kämpf en für ein System, das mich
ausgestoßen hat? Ich freue mich, wenn es in tausend Stücke geht.«
    »Von einem
System habe ich niemals gehört«, sagte sie ungehalten.
    »Nein? Und
doch sind Sie ein Teil davon, wie ich es war, und ich möchte wetten, Sie haben
nicht mehr dafür übrig als ich. Warum bin ich denn das schwarze Schaf in der
Familie Butler? Aus diesem und keinem anderen Grunde. Ich habe mich nicht nach
den Sitten von Charleston gerichtet und konnte es nicht. Charleston aber ist
der Süden, ist selbst südlicher als der ganze Süden, wenn Sie so wollen. Ob Sie
wohl schon gemerkt haben, wie langweilig der Süden ist? Da gibt es so viel, was
man tun muß, nur weil die Leute es immer so getan haben, und ebenso viele ganz
harmlose Dinge, die man aus demselben Grunde nicht tun darf. Wie vieles hat
mich dort nicht schon durch seine Sinnlosigkeit zur Verzweiflung gebracht! Daß
ich die junge Dame, von der Sie wahrscheinlich gehört haben, nicht geheiratet
habe, schlug dem Faß den Boden aus. Warum sollte ich ein langweiliges Schaf
heiraten, nur weil ein Unfall mich daran hinderte, sie vorm Dunkelwerden nach
Hause zu bringen, und warum sollte ich mich von ihrem tollköpfigen Bruder
totschießen lassen, wenn ich selbst besser zielen konnte als er? Wäre ich ein
Gentleman gewesen, so hätte ich mich selbstverständlich totschießen lassen. Das
hätte den Flecken auf dem Ehrenschild der Butlers gelöscht, aber - ich lebe nun
einmal gern, und deshalb bin ich am Leben geblieben und habe mein Leben
genossen. Wenn ich an meinen Bruder denke, wie ehrerbietig er unter den
heiligen Kühen von Charleston dahinlebt, und an seine dicke Frau, seine Bälle
am Cäcilientag und seine ewigen Reisfelder - dann weiß ich es erst zu schätzen,
daß ich mit allem gebrochen habe. Scarlett, unsere Lebensweise hier im Süden
ist so veraltet wie das Lehnssystem des Mittelalters. Ein Wunder nur, daß sie
immer noch vorhanden ist. Aber sie mußte

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