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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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Elsing zu sprechen, und die alte
Pute lief vor mir weg ins Lazarett.««
    »Hat sie
wirklich Pute gesagt?« Scarlett fand das drollig und lachte.
    »Bitte,
nicht lachen! Es ist gar nicht komisch. Mir scheint, das Fräulein ... die Frau
wollte etwas für das Lazarett tun. Stelle dir vor ... sie erbot sich, jeden
Morgen zu pflegen. Mrs. Elsing hat ihr das Lazarett verboten. Dann sagte sie:
>Ich möchte doch auch etwas tun, bin ich nicht auch eine Konföderierte so
gut wie Sie?< Scarlett, ich war wirklich gerührt, daß auch sie helfen
wollte. Ganz schlecht kann sie doch nicht sein, wenn sie den Wunsch hat, der
großen Sache zu dienen. Findest du es schlecht von mir, daß ich so denke?«
    »Mein
Gott, Melly, wer fragt danach, ob du ein schlechter Mensch bist oder nicht? Was
hat sie sonst noch gesagt?«
    »Sie
sagte, sie hätte alle Damen beobachtet, die ins Lazarett gingen, und gemeint,
ich hätte ein ... ein freundliches Gesicht, deshalb hat sie mich angehalten.
Sie hätte etwas Geld und wollte, ich sollte es nehmen und für das Lazarett
verwenden und keiner Seele sagen, woher es käme. Was ist das aber für Geld! Bei
dem Gedanken ist mir ganz schwarz vor den Augen geworden. Ich war außer mir und
wünschte nur schnell wegzukommen und sagte ihr hastig: >O ja, wirklich, wie
lieb von Ihnen<, oder ähnliches dummes Zeug, und sie lächelte und sagte:
>Das ist wirklich christlich von Ihnen<, und steckte mir dieses
schmutzige Taschentuch in die Hand. Puh, riechst du das Parfüm?«
    Melanie
zeigte ein sehr schmutziges und stark parfümiertes Männertaschentuch, in das
einige Münzen eingeknotet waren.
    »Sie sagte
>danke< und noch so etwas, als wolle sie mir nun jede Woche Geld bringen,
und in diesem Augenblick fuhr Onkel Peter vorbei und sah mich.«
    Melanie
sank weinend auf das Kissen. »Und als er sah, mit wem ich zusammenstand, rief
er mich an. Im Leben hat mich niemand so einfach mit >Hallo< angerufen.
Und dann sagte er: >Auf der Stelle steigen Sie hier in den Wagen!< Ich
tat es natürlich, und den ganzen Heimweg schimpfte er mich aus, und ich durfte
ihm nichts erklären. Er sagte, er wollte es Tante Pitty erzählen. Scarlett,
bitte, geh du hinunter und sag ihm, er möchte schweigen. Auf dich hört er
vielleicht. Tantchen stirbt, wenn sie erfährt, daß ich die Frau auch nur
angesehen habe. Bitte!«
    »Ja,
gleich, wir wollen einmal sehen, wieviel Geld darin ist. Es fühlt sich so
schwer an.«
    Sie löste
den Knoten, und eine Handvoll Goldmünzen rollten auf das Bett.
    »Scarlett,
das sind ja fünfzig Dollar in Gold!«
    Melanie
war entgeistert, als sie die glänzenden Münzen zählte. »Sag, findest du es
recht, Geld, das ... das ... daher stammt, für unsere Soldaten zu gebrauchen?
Meinst du nicht, Gott versteht am Ende, daß sie doch nur helfen wollte, und
sieht nicht darauf, ob das Geld befleckt ist? Wenn ich daran denke, wieviel das
Lazarett noch braucht ... «
    Aber
Scarlett hörte nicht zu. Sie sah sich das schmutzige Taschentuch an - gedemütigt
und empört. In der Ecke stand ein Monogramm mit den Buchstaben »R. K. B.«. In
ihrer obersten Schublade aber lag ein genau gleiches Taschentuch, das Rhett
Butler ihr erst gestern geliehen hatte, damit sie die Stiele der Feldblumen,
die sie gepflückt hatte, darin einwickele. Sie hatte vorgehabt, es ihm
wiederzugeben, wenn er heute abend zum Essen kam.
    Rhett also
ging mit dieser gemeinen Person um und gab ihr Geld! Von ihm also stammte das
Geld fürs Lazarett! Blockadegeld. Er hatte die Unverfrorenheit, einer anständigen
Frau in die Augen zu blicken, nachdem er bei diesem Frauenzimmer gewesen war,
und sie hatte glauben können, er sei in sie verliebt. Nun hatte sie den Beweis
in Händen, daß dem nicht so war.
    Käufliche
Weiber und alles, was mit ihnen zusammenhing, waren für sie geheimnisvoll und
abstoßend. Sie wußte, die Männer besuchten solche Frauen zu Zwecken, von denen
eine Dame nicht sprechen durfte oder, wenn -           dann nur flüsternd und
durch die Blume. Sie hatte immer gemeint, anständige Männer gingen nicht zu
solchen Frauen. Nun eröffnete sich ihr ein ganz neuer, ein entsetzlicher
Gesichtskreis. Am Ende taten das alle Männer! Schlimm genug, daß sie ihre
eigenen Frauen den unaussprechlichen Unanständigkeiten unterzogen - aber
niedrige Frauenzimmer wirklich aufzusuchen und zu bezahlen! Ach, sie waren doch
zu gemein. Rhett Butler war der gemeinste von allen.
    Sie wollte
das Taschentuch nehmen und es ihm ins Gesicht schleudern, sie

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