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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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Scarlett, haben Miß nicht hören? Wir doch sollen für die weißen Herren die
Gräben machen, wo sie sich verstecken, wenn Yankees kommen!«
    Hauptmann
Randall und die Insassen des Wagens verbissen sich das Lachen, als sie diese
Auffassung vom Zweck des Schützengrabens vernahmen.
    »Master
Gerald kriegen natürlich beinahe einen Wutanfall, als sie mich holen. Er sagen,
er ohne mich nicht fertig werden, aber Miß Ellen sagen: >Nimm ihn, Master
Kennedy, die Konföderierten haben Big Sam noch nötiger als wir<, und sie mir
einen Dollar geben und sagen, ich soll genau tun, was die weißen Herren mir
befehlen, und nun sein wir alle hier.«
    »Was hat
das nur alles zu bedeuten, Hauptmann Randall?«
    »Oh, ganz
einfach, die Befestigungen von Atlanta sollen mit noch ein paar Meilen
Schützengräben verstärkt werden, und der General kann an der Front keinen Mann
dafür entbehren; deshalb haben wir die kräftigsten Neger aus der Provinz für
die Arbeit requiriert.«
    Nun
überlief es Scarlett doch ein wenig kalt. Ein paar Meilen Schützengräben vor
Atlanta? Wozu? Im vergangenen Jahr war doch eine ganze Reihe gewaltiger
Erdbastionen und, Batteriestellungen eine Meile vom Mittelpunkt der Stadt
entfernt rings um Atlanta gelegt worden. Sie waren durch Schützengräben
verbunden, die Meile für Meile die Stadt lückenlos umschlossen.
    »Aber
warum denn noch mehr Befestigungen, als wir schon haben? Der General Joe wird
doch nicht ...?«
    »Unsere
Befestigungen sind nur eine Meile von der Stadt entfernt«, sagte der Hauptmann
kurz. »Das ist für die Ruhe und Sicherheit der Stadt zuwenig. Die neuen sollen
weiter weg angelegt werden. Ein weiterer Rückzug kann unsere Leute bis nach
Atlanta hereinbringen.«
    Als er
ihre verängstigten Augen sah, tat ihm seine Bemerkung leid.
    »Natürlich
kommt es zu einem weiteren Rückzug nicht«, fügte er hastig hinzu. »Die
Stellungen bei Kennesaw Mountain sind uneinnehmbar. Die Geschütze stehen hoch
oben und beherrschen die ganze Stadt. Die Yankees können unmöglich vorbei.«
    Aber
Scarlett mußte sehen, wie er vor dem durchdringenden Blick, den Rhett Butler in
aller Ruhe auf ihn richtete, die Augen niederschlug. Sie erschrak und erinnerte
sich an Rhetts Bemerkung: »Wenn sie ihn in das Flachland treiben, wird er
niedergemetzelt.«
    »Hauptmann,
meinen Sie ... «
    »Unsinn!
Machen Sie sich nicht das Herz schwer, der alte Joe ist vorsichtig, das ist der
einzige Grund. Aber ich muß weiter. Sagt der Herrin Lebewohl, Kerls, und
vorwärts!«
    »Lebt
wohl, Jungens, und wenn ihr krank oder verwundet seid oder in Not kommt, gebt
mir Bescheid. Ich wohne dort drüben in der Pfirsichstraße, fast im letzten
Hause der Stadt. Einen Augenblick ...«
    Sie suchte
in ihrem Beutel. »O je, ich habe nicht einen einzigen Cent Rhett, geben Sie mir
doch ein paar Scheine. Hier, Sam, kaufe dir und den Jungens Tabak und seid brav
und tut, was der Hauptmann euch sagt.«
    Die
aufgelösten Reihen formierten sich. Wieder stieg der Staub in einer roten Wolke
empor, als sie weiterzogen, und wieder erscholl das Lied aus ihren Negerkehlen:
     
    »Moses,
zieh dahin nach Ägypterland,
    Sag dem
Vater Pharao,
    Ziehen
lassen solle er mein Volk!«
     
    »Rhett,
der Hauptmann hat mich angelogen, wie sie alle tun, um uns Frauen die Wahrheit
zu verbergen, damit wir nicht in Ohnmacht fallen. Ach, Rhett, wenn keine Gefahr
ist, warum ziehen sie dann neue Gräben? Ist das Heer so knapp an Leuten, daß
sie die Schwarzen verwenden müssen?«
    Rhett
schnalzte seiner Stute. »Verflucht knapp an Leuten ist das Heer, warum müßte
sonst die Landwehr an die Front! Und die Gräben? Nun, dergleichen soll ja wohl
bei Belagerungen von einigem Nutzen sein. Der General bereitet alles vor, um
sich zum Endkampf zu stellen.«
    »Eine
Belagerung? Ach, wenden Sie um, ich will auf der Stelle nach Tara zurück.«
    »Was fehlt
Ihnen denn?«
    »Belagerung,
Herrgott, Belagerung! Pa hat eine miterlebt, oder vielleicht war es sein Pa,
und Pa hat es mir erzählt ... «
    »Was für
eine Belagerung?«
    »Die von
Drogheda, als Cromwell die Iren einschloß. Die hatten nichts zu essen, und Pa
sagte, sie seien auf der Straße Hungers gestorben, und schließlich hätten sie
alle Katzen und Ratten und sogar leibhaftige Küchenschaben gegessen, und
zuletzt hätten sie sogar einander aufgegessen, ehe sie sich ergaben. Ich wußte
zwar nie recht, ob ich das glauben sollte. Und als Cromwell die Stadt einnahm,
wurden alle Frauen ... Belagerung! Heilige Mutter

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