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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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Henry
Hamilton.«
    »Ich
spreche nicht von den Kindern und nicht von den Veteranen aus dem mexikanischen
Krieg. Ich spreche von tapferen jungen Männern wie Willie Guinan, die gern eine
hübsche Uniform tragen und mit dem Säbel rasseln ... «
    »Und Sie
selbst?«
    »Meine
Liebe, damit treffen Sie mich nicht. Ich trage keine Uniform und rassele mit
keinem Säbel, und das Schicksal der Konföderierten läßt mich kalt. Ich lasse
mich weder tot noch lebendig in irgendein Heer stecken, denn davon habe ich
seit West Point für mein Lebtag genug. Ich wünsche dem alten Joe Glück. General
Lee kann ihm keine Hilfe senden, weil er selbst in Virginia alle Hände voll zu
tun hat. Die Truppen aus Georgia sind also die einzige Unterstützung, die Joe
bekommen kann. Er hätte Besseres verdient, denn er ist ein großer Heerführer.
Er bringt es fertig, jedesmal in Stellung zu gehen, bevor die Yankees kommen.
Aber wenn er die Eisenbahn schützen will, wird er sich noch weiter zurückziehen
müssen, und - denken Sie daran, was ich Ihnen sage - und wenn es den Yankees
gelingt, ihn aus den Bergen hinunter ins Flachland zu treiben, wird er
niedergemetzelt.«
    »Hierher
ins Flachland? Sie wissen gut, daß die Yankees nie so weit kommen.«
    »Kind,
Kennesaw ist nur noch zweiundzwanzig Meilen entfernt ... «
    »Rhett,
sehen Sie doch all die Menschen da unten! Aber das sind doch gar keine
Soldaten, was in aller Welt ...? Aber das sind ja Schwarze!«
    Eine
mächtige rote Staubwolke bewegte sich die Straße herauf. Der Klang vieler
schwerer Schritte war hörbar, und nun vernahm man wohl hundert Negerstimmen,
die tief aus der Kehle hervor in ihrer lässigen Artikulation ein Kirchenlied
sangen. Rhett lenkte den Wagen an den Kantstein, und Scarlett sah sich
neugierig die schwitzenden schwarzen Männer an, die mit Spitzhacke und Schaufel
auf der Schulter vorüberzogen und von einem Offizier und einem Trupp Soldaten
mit Pionierabzeichen geführt wurden.
    »Was in
aller Welt ...«, fing sie wieder an. Da fiel ihr Blick auf einen singenden
schwarzen Riesen in der vordersten Reihe. Er war weit über sechs Fuß hoch, ein
ebenholzfarbiger Goliath, der mit der biegsamen Anmut eines kräftigen Tieres
einherschritt und der Schar Ton und Takt des Liedes »Moses, zieh dahin« angab,
während seine weißen Zähne im dunklen Angesicht blitzten. Unmöglich konnte es
auf der Welt einen zweiten so hochgewachsenen Neger mit einer so kräftigen
Stimme geben wie Big Sam, den Vorarbeiter auf Tara. Was aber hatte Big Sam
hier, so weit von zu Hause, zu suchen, gerade jetzt, wo in der Plantage kein
Aufseher und er Geralds rechte Hand war?
    Als sie
sich halb vom Sitz erhob, um besser zu sehen, erblickte der Mann sie, und sein
schwarzes Gesicht zerbarst in einem Grinsen beglückten Wiedererkennens. Er
blieb stehen, ließ die Schaufel sinken und rief seinen Gefährten zu:
»Allmächtiger! Das sein Miß Scarlett. Hallo, Elias, Apostel, Prophet! Da sein
Miß Scarlett!«
    Verwirrung
kam in die Reihen, unentschlossen und grinsend blieb der Trupp stehen. Big Sam
aber lief quer über die Straße auf den Wagen zu, drei seiner Gefährten hinter
ihm drein, und hinter ihm her erscholl die gereizte Stimme des kommandierenden
Offiziers: »Wollt ihr wohl ins Glied zurück, Kerls! Antreten, sage ich, oder
ich will euch ... Ach, das ist ja Mrs. Hamilton. Guten Morgen, gnädige Frau,
guten Morgen, Herr ... Was treiben Sie hier und wiegeln meine Leute zu Meuterei
auf! Ich habe heute schon genug Arbeit mit den Burschen gehabt.«
    »Seien Sie
nicht böse, Hauptmann Randall, es sind unsere Leute von Tara. Dies ist unser
Vorarbeiter Big Sam, und das sind Elias und Apostel und Prophet. Natürlich
mußten sie mir guten Tag sagen. Wie geht es euch, Jungens?«
    Sie
schüttelte allen die Hand, und ihre feinen weißen Finger verschwanden dabei in
den mächtigen Tatzen der Neger. Die vier aber vollführten Bocksprünge vor eitel
Wonne und Stolz, daß sie ihren Kameraden ihre hübsche junge Miß vorführen
konnten.
    »Was macht
ihr denn so weit von Tara? Ihr seid doch wohl nicht ausgekniffen? Wißt ihr
nicht, daß die Landjäger euch abfassen werden?«
    Sie
kreischten vor Lachen. »Ausgekniffen?« rief Big Sam, »nein, Miß, nicht
ausgekniffen, die uns holen, wir die vier größten und stärksten Nigger von
Tara!« Stolz zeigte er die weißen Zähne. »Ganz besonders mich sie wollen haben,
weil ich so gut singen. Master Frank Kennedy uns holen.«

»Aber wozu
denn, Sam?«
    »Herr Jesus,
Miß

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