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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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gemußt.«
    Scarlett
hatte Mühe, sie wieder zu beruhigen und von diesem Gesprächsstoff
weiterzuführen, von einem Bekannten zum andern, vor Ungeduld brennend, die
Sprache endlich auf Rhett Butler zu bringen. Ohne Umschweife nach diesem zu
fragen, ging so rasch nicht an. Tante Pitty freute sich wie ein Kind, einen
Zuhörer für ihr Geschwätz zu haben.
    »Denke
dir, die Schwarzen sollen das Stimmrecht haben! Hast du je etwas so Unsinniges
gehört? Freilich hat Onkel Peter eigentlich mehr Verstand als irgendein
Republikaner und auch bessere Manieren. Aber selbstverständlich ist er viel zu
gut erzogen, um je abstimmen zu wollen. Der bloße Gedanke hat allen Schwarzen
den Kopf verdreht, und einige sind furchtbar unverschämt. Im Dunkeln ist man
auf der Straße seines Lebens nicht mehr sicher, und sogar bei hellichtem Tage
stoßen sie die Damen vom Fußsteig hinunter in den Schmutz, und wenn irgendein
Gentleman dagegen Einspruch erhebt, wird er verhaftet und ... habe ich dir
erzählt, liebes Kind, daß Kapitän Butler im Gefängnis sitzt?«
    »Rhett
Butler?«
    Trotz
dieser erschreckenden Mitteilung war Scarlett froh, daß Tante Pitty so bald auf
ihn zu sprechen kam.
    »Ja
wirklich!« Tante Pittys Wangen waren rot vor Aufregung. »Jetzt, in diesem
Augenblick sitzt er im Gefängnis, weil er einen Neger umgebracht hat; womöglich
wird er gehenkt. Stelle dir vor, Kapitän Butler am Galgen!«
    Scarlett
starrte die alte Dame, die die Wirkung dieser Nachricht offensichtlich genoß,
fassungslos an.
    »Bewiesen
hat man es ihm nicht, aber irgend jemand hat diesen Schwarzen umgebracht, weil
er eine weiße Frau belästigt hatte. Die Yankees sind ganz außer sich, weil
neuerdings so viele übermütige Schwarze umgebracht werden. Sie können es
Kapitän Butler nicht beweisen, aber sie wollen an irgend jemand ein Exempel
statuieren, sagt Dr. Meade. Der Doktor meint, wenn sie ihn hängen, so sei dies
die erste wirklich vernünftige Tat, die die Yankees verrichten, aber ich weiß
nicht so recht ... Wenn ich bedenke, daß Kapitän Butler noch vor acht Tagen bei
mir war und mir den entzückendsten Kanarienvogel geschenkt hat, den du dir
denken kannst! Er erkundigte sich ausführlich nach dir und sagte, hoffentlich
habe er dich nicht so gekränkt, daß du ihm nie verzeihen würdest.«
    »Wie lange
muß er im Gefängnis sitzen?«
    »Das weiß
niemand. Vielleicht, bis sie ihn aufhängen. Es macht den Yankees anscheinend
nicht viel aus, ob die Leute schuldig sind oder nicht, wenn sie nur überhaupt
jemanden hängen können. Sie sind in gewaltiger Aufregung wegen ...« Pitty
senkte geheimnisvoll die Stimme, »wegen des Ku-Klux-Klan. Gibt es den auch in
der Provinz? Sicher, aber Ashley erzählt euch natürlich nichts davon. Die
Klan-Leute sind verpflichtet, zu schweigen. Nächtlich reiten sie, als
Gespenster verkleidet, herum und suchen die Schieber auf, die stehlen und
betrügen, und die Neger, die frech werden. Manchmal jagen sie ihnen nur einen
Schrecken ein und raten ihnen, sich aus dem Staube zu machen, aber manchmal
peitschen sie sie auch aus und ...«, Pitty flüsterte immer leiser, »manchmal
schlagen sie sie tot, und sie werden dann irgendwo mit dem Zeichen des
Ku-KluxKlan-Bundes aufgefunden. Die Yankees sind darüber sehr erbittert und
wollen ein Exempel statuieren. Aber Hugh Elsing sagte mir, er glaube nicht, daß
sie Butler aufhängen, weil er weiß, wo das Geld ist, und es nur nicht sagen
will.«
    »Das
Geld?«
    »Wußtest
du das nicht? Habe ich es dir nicht geschrieben? Ach, du bist ja in Tara wie
vergraben gewesen. Die ganze Stadt war aufgeregt wie ein Bienenstock, als
Kapitän Butler großartig mit Pferd und Wagen und die Taschen voller Geld wieder
herkam, während niemand wußte, woher die nächste Mahlzeit nehmen Alle tobten,
daß ein früherer Spekulant, der nur immer über die Konföderierten gelästert
hatte, so viel Geld haben sollte, und man platzte vor Neugier, wie er es wohl
fertiggebracht habe, sein Vermögen zu retten. Aber niemand hatte den Mut, ihn
zu fragen, nur ich, und er lachte nur und sagte: >Auf ehrliche Weise sicher
nicht!< Du weißt, wie schwer es ist, etwas Vernünftiges aus ihm
herauszubekommen.«
    »Das Geld
hat er doch bei der Blockade verdient.«
    »Natürlich
ein wenig davon. Aber das ist nur ein Tropfen gegen das, was der Mann wirklich
besitzt. Alle, auch die Yankees glauben, er habe Millionen Golddollar irgendwo
versteckt, die eigentlich der konföderierten Regierung gehörten.«
    »Millionen
... in

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