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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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ein, seiner üblichen Würden vollständig bar, mit rollenden Augen und
gleißenden Zähnen.
    »Master
Gerald«, meldete er keuchend; sein Gesicht strahlte vor Bräutigamsstolz. »Die
neue Frau sein da.«
    »Neue
Frau? Ich habe keine neue Frau gekauft«, erklärte Gerald und heuchelte ein
äußerst erstauntes Gesicht.
    »Doch, doch!
Master Gerald, sie sein hier draußen und mögen Sie sprechen!« Pork grinste und
rang vor lauter Aufregung die Hände.
    »Nun also,
bring die Braut herein«, sagte Gerald.
    Pork ging
in die Halle zu seiner Frau, die von Wilkes' Plantage soeben angekommen war, um
ein Glied des Haushaltes auf Tara zu werden. Sie kam herein, hinter ihr her,
von ihrem mächtigen Katrunrock fast verborgen, ihr zwölfjähriges Mädchen, das
sich an das Bein der Mutter schmiegte.
    Dilcey war
groß und hielt sich sehr gerade. Sie hätte in jedem Alter zwischen dreißig und
sechzig sein können, so glatt war ihr unbewegliches, bronzefarbenes Gesicht.
Ihren Zügen sah man deutlich das Indianerblut an, das die Merkmale des Negers
überwog. Die rote Haut, die schmale, hohe Stirn, die hervortretenden
Backenknochen und die Habichtsnase, deren unteres Ende über wulstigen
Negerlippen hing, alles verriet die Mischung der beiden Rassen. Sie trug sich
mit einer selbstbeherrschten Würde, die selbst Mammys übertraf. Mammy hatte
sich ihre Würde anerzogen, Dilcey lag sie im Blut. Wenn sie sprach, klang ihre
Stimme nicht so verschliffen wie bei den meisten Negern, auch wählte sie ihre
Worte sorgfältiger aus.
    »Guten
Abend, junge Missis, guten Abend, Master Gerald. Es tut mir leid, daß ich Sie
störe, aber ich wollen herkommen und mich bei Ihnen bedanken, weil Sie mich
kaufen und mein Kind dazu. Eine Menge Herren vielleicht mich auch kaufen, aber
meine Prissy nicht mit kaufen, nur damit ich nicht traurig wäre. Ich danke auch
schön. Ich wollen alles für Sie tun und zeigen, daß ich es Ihnen nicht
vergesse.«
    >>Hrr-hmm.<<
Gerald räusperte sich vor Verlegenheit, weil er öffentlich einer guten Tat
überführt wurde.
    Dilcey
wandte sich zu Scarlett, und etwas wie ein Lächeln huschte um ihre Augenwinkel.
>Miß Scarlett, Pork mir sagen, daß Sie Master Gerald gebeten haben, mich
doch kaufen. Dafür gebe ich Ihnen meine Prissy als Ihre eigene Kammerzofe.<
    Sie langte
hinter sich hin und schubste das kleine Mädchen nach vorn. Es war ein
schmächtiges braunes Ding, mit Beinen so mager wie Vogelbeine und einer Unzahl
sorgfältig mit Zwirn umwickelter Zöpfe, die ihr steif vom Kopf abstanden. Sie
hatte ein Paar scharfe Augen, denen nichts entging, und trug eine gewollt dumme
Miene zur Schau.
    >Danke,
Dilcey<, erwiderte Scarlett. >Ich fürchte nur, da hat Mammy ein Wort
mitzureden. Sie ist seit meiner Geburt meine Zofe gewesen.<
    »Mammy
werden alt«, sagte Dilcey mit einer Ruhe, die Mammy in Wut gebracht hätte. »Sie
sein eine gute Mammy, aber Miß Scarlett sein jetzt eine junge Dame und brauchen
eine gute Zofe, und meine Prissy sein seit einem Jahr bei Miß India Zofe
gewesen, sie kann nähen und das Haar aufstecken wie eine Erwachsene.<
    Auf einen
Rippenstoß der Mutter hin machte Prissy einen Knicks und grinste Scarlett an,
die nicht anders konnte als ihr wieder zulächeln. Ein gerissenes kleines Mädel,
dachte sie und sagte laut: »Dank dir, Dilcey, wir sprechen weiter darüber, wenn
Mrs. O'Hara nach Hause kommt.«
    »Danke,
Miß, ich wünsche allen Herrschaften gute Nacht.< Damit kehrte Dilcey sich um
und verließ mit dem Kinde das Zimmer, während Pork dienstbeflissen um sie
hertänzelte.
    Als das
Abendessen abgeräumt war, nahm Gerald seinen Vortrag wieder auf, doch machte es
ihm selbst keine rechte Freude mehr und den Zuhörern noch weniger. Wenn er
donnernd den Krieg als unmittelbar bevorstehend bezeichnete und rhetorisch
fragte, ob der Süden sich weitere Beleidigungen von den Yankees bieten lassen
dürfe, bekam er darauf nur ein stilles, gelangweiltes »Ja, Papa« und »Nein,
Papa« zu hören. Carreen saß auf einem Kissen unter der großen Lampe und
vertiefte sich in den Roman von einem Mädchen, das nach dem Tode ihres Liebsten
den Schleier genommen hatte. Stille Wonnetränen tropften ihr dabei aus den
Augen, und sie sah sich im Geiste selber wohlgefällig mit der weißen
Nonnenhaube. Suellen stickte »etwas für ihre Hoffnungstruhe«, wie sie es
kichernd nannte, und überlegte sich, ob sie nicht doch morgen auf dem
Gartenfest Stuart Tarleton ihrer Schwester abspenstig machen und mit der süßen
Weiblichkeit

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