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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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los und steckte die Hände tief in die
Hosentaschen, und sie sah, wie er sie darin zur Faust ballte.
    »Und wenn
es mich einen Ehemann kostet, ich sage dir die Wahrheit«, dachte sie grimmig.
Wie immer, wenn er sie peinigte, stieg ihr das Blut zu Kopf.
    »Es wäre
gelogen, Rhett, und wir haben es doch nicht nötig, die Narrheit bis zum Ende zu
treiben, nicht wahr? Ich habe dich gern, wie ich dir sagte. Du weißt, wie es um
mich steht. Du hast mir einmal gesagt, du liebtest mich zwar nicht, aber wir
hätten doch viel miteinander gemein. Alle beide Schurken - so drücktest du dich
aus ...«
    »Mein
Gott«, flüsterte er und wendete sich rasch ab. »In die eigene Grube gefallen.«
    »Was sagst
du?«
    »Nichts!«
Er schaute sie an und lachte, aber es war kein frohes Lachen. »Bestimme den
Tag, mein Kind.« Wieder lachte er, beugte sich nach vom und küßte ihre Hände.
Ihr wurde leichter, als die Verstimmung vorüber war und seine gute Laune
sichtlich wiederkehrte, und sie lächelte auch.
    Einen
Augenblick spielte er mit ihrer Hand. »Bist du beim Romanlesen einmal auf die
altbekannte Situation gestoßen, wo die bisher unbeteiligte Frau sich in ihren
eigenen Mann verliebt?«
    »Du weißt,
ich lese keine Romane.« Dann versuchte sie, auf seinen Spaß einzugehen.
»Außerdem hast du einmal gesagt, es sei die Höhe der Geschmacklosigkeit, wenn
Mann und Frau einander liebten.«
    »Einmal
habe ich wohl reichlich viel verdammtes, irrsinniges Zeug geredet«, gab er ihr
schroff zurück und stand auf. »Nicht fluchen!«
    »Daran
mußt du dich gewöhnen und selbst auch fluchen lernen. An alle meine schlechten
Angewohnheiten mußt du dich gewöhnen, das gehört nun einmal mit zu dem Preis,
den du dafür bezahlen mußt, daß du mich gern hast und deine schönen Pfötchen
auf mein Geld legen darfst.«
    »Nun werde
mir nicht etwa böse, weil ich dich nicht anlüge und deiner Eitelkeit
schmeichle. Du liebst mich doch auch nicht. Warum sollte ich dich denn lieben?«
    »Nein,
mein Kind, ich liebe dich nicht mehr als du mich. Und wenn ich es täte, du
wärest die allerletzte, der ich es sagte. Gott sei dem Manne gnädig, der dich
einmal wirklich liebte. Du brächest ihm das Herz, mein Liebling, du grausames,
gefährliches Raubtier, die du so achtlos und gleichgültig bist, daß du dir
nicht einmal die Mühe nimmst, deine Krallen einzuziehen.«
    Mit einem
Ruck riß er sie zu sich herauf und küßte sie von neuem, aber dieses Mal fühlten
sich seine Lippen anders an. Ihm war wohl einerlei, ob er ihr weh tat -
vielleicht wollte er ihr gar weh tun, ihr Schimpf antun. Seine Lippen wanderten
ihr die Kehle hinunter, und schließlich preßte er sie auf den Taft, der ihre
Brust bedeckte, so fest und so lange, daß sein Atem ihr heiß bis auf die Haut
drang. Sie entriß ihm ihre Hände und stieß ihn in gekränkter Schamhaftigkeit
zurück.
    »Laß das!
Wie darfst du dich unterstehen!«
    »Das Herz
klopft dir wie einem Kaninchen«, spottete er, »und für bloßes Gernhaben fast zu
schnell, sollte ich meinen. Aber ich bilde mir nichts ein. Sei wieder gut und
tu nicht gar so jungfräulich. Sag mir lieber, was ich dir aus England
mitbringen soll. Einen Ring? Wie hast du ihn am liebsten?«
    Einen
Augenblick schwankte sie zwischen dem Interesse, das seine letzten Worte bei
ihr erweckten, und dem weiblichen Verlangen, weiter die entrüstete Unschuld zu
spielen.
    »Ach ...
einen Diamantring, Rhett! Bitte, kauf mir einen ganz großen!«
    »Damit du
vor deinen verarmten Freundinnen damit prahlen kannst: >Seht, was ich mir
eingefangen habe!< Schön, du sollst einen großen haben, einen so großen, daß
deine weniger glücklichen Freundinnen sich damit trösten können, es sei einfach
ordinär, so große Steine zu tragen.«
    Plötzlich
stand er schroff auf und ging durchs Zimmer. Sie folgte ihm verwundert an die
geschlossene Tür.
    »Was ist,
wohin gehst du?«
    »Nach Hause, fertig packen.«
    »Ach, aber ... «
    »Aber was?«
    »Nichts. Glückliche Reise!«
    »Danke.«
    Er öffnete
die Tür und trat in den Flur hinaus. Scarlett folgte ihm unentschlossen und
ungewiß, was nun geschehen solle, ein bißchen enttäuscht über den jähen
Stimmungsumschlag. Er zog den Mantel an und griff nach Hut und Handschuhen.
    »Ich
schreibe dir. Gib mir Nachricht, wenn du dich noch anders besinnst.«
    »Willst du mich denn nicht ... «
    »Nun?« Offenbar hatte er Eile.
    »Bekomme
ich nicht einmal einen Abschiedskuß?« flüsterte sie, denn sie wußte, daß die
Wände Ohren

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