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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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Verhältnissen und ist in der Lage, alles,
was Dir an Geschäft und Vermögen gehört, für Dich zu verwalten. Wir mußten dann
erfahren, daß das Gerücht der Wahrheit entspricht, und sahen uns gezwungen,
Kapitän Butler unumwunden danach zu fragen, was für uns alle äußerst peinlich
war.
    Gegen
seinen Willen brachten wir aus ihm heraus, Du seiest immer den ganzen Morgen im
Laden und ließest niemand anders an die Buchführung heran. Auch gestand er ein,
Du wärest an einer oder mehreren Sägemühlen beteiligt - wir sind deswegen nicht
weiter in ihn gedrungen, es war uns neu und hat uns sehr aufgebracht - und
müßtest infolgedessen allein oder in der Begleitung eines Raufboldes ausfahren,
von dem Kapitän Butler uns versicherte, er sei ein Mörder. Wir haben ihm
angemerkt, wie sehr er es sich zu Herzen nimmt. Er muß ein ungemein
nachsichtiger, ja ein viel zu nachsichtiger Ehemann sein. Scarlett, das muß
aufhören! Deine Mutter ist nicht mehr am Leben, und deshalb muß ich es Dir
untersagen. Was werden Deine Kinder denken, wenn sie groß werden und erfahren,
Du habest ein Geschäft gehabt! Wie demütigend für sie, sich sagen zu müssen, Du
habest Dich den Roheiten ungebildeter Leute und den Gefahren gewissenlosen
Geredes ausgesetzt! Ein so unweibliches ...«
    Scarlett
las nicht weiter und schleuderte den Brief mit einem Fluch zu Boden. Sie sah
Tante Pauline und Tante Eulalie vor sich, wie sie in ihrem baufälligen Hause
auf der Schanze über sie zu Gericht saßen. Dabei hatten sie doch außer
Scarletts monatlicher Beihilfe kaum noch etwas, was sie vor dem Hunger
bewahrte. Unweiblich? Bei Gott, hätte sie sich nicht unweiblich benommen, Tante
Pauline und Tante Eulalie hätten heute kein Dach mehr über dem Kopf. Was fiel
Rhett ein, ihnen von dem Laden, der Buchführung und den Sägemühlen zu erzählen!
Gegen seinen Willen? Sie wußte ganz genau, wie es ihm Spaß machte, sich vor den
alten Damen gesetzt, ritterlich und charmant zu geben und sich als
treusorgenden Gatten und Vater aufzuspielen. Mit wahrem Hochgenuß mußte er den
Armen von ihrem Laden, ihren Sägemühlen, ihrer Kneipe erzählt haben. Er war
doch ein Satan. Wie konnte er nur an solchen Bosheiten Vergnügen finden?
    Aber bald
verlor sich auch dieser Zorn in völlige Gleichgültigkeit. In letzter Zeit hatte
das Leben kaum noch etwas Verlockendes und Zündendes mehr für sie. Könnte sie
sich doch wieder für Ashley erwärmen, ach, oder käme doch Rhett nach Hause und
brächte sie wieder zum Lachen!
     
    Ohne
Anmeldung waren sie eines Tages wieder da. Ihr erstes Lebenszeichen war das
Gepolter, mit dem die Koffer auf den Boden der Halle abgeladen wurden, und
Bonnies Stimme, als sie »Mutti!« rief.
    Scarlett
stürzte aus ihrem Zimmer an die Treppe und sah, wie ihre Tochter die kurzen
runden Beine reckte, um die Stufen zu erklimmen - ein gottergebenes gestreiftes
Kätzchen fest an die Brust gedrückt.
    »Hat
Großmama mir geschenkt!« rief sie ihr in großer Aufregung entgegen und packte
das Kätzchen beim Genick.
    Scarlett
nahm sie stürmisch auf den Arm und küßte sie, voller Dankbarkeit, daß des
Kindes Gegenwart es ihr ersparte, Rhett unter vier Augen zu begrüßen. Über
Bonnies Kopf hinweg sah sie ihn unten in der Halle, wie er den
Droschkenkutscher bezahlte. Er blickte herauf, sah sie, zog mit großer Gebärde
den Hut und verbeugte sich. Als sie ihm in die dunklen Augen sah, hüpfte ihr
das Herz. Einerlei, wie er war, einerlei, was er getan hatte, er war wieder zu
Hause, und sie war froh.
    »Wo ist
Mammy?« fragte Bonnie und sträubte sich in Scarletts Armen. Ungern stellte sie
das Kind wieder auf die Füße.
    Es war
doch nicht so einfach, wie sie sich gedacht hatte, Rhett so obenhin zu
begrüßen, wie sie es für richtig hielt. Und nun gar die Neuigkeit von dem
Kinde, das sie erwartete!
    Sie
schaute ihm ins Gesicht, als er die Treppe heraufkam, in das dunkle,
gleichgültige, leere, undurchdringliche Gesicht. Nein, sie wollte lieber noch
warten. Hier auf der Stelle konnte sie es ihm nicht sagen. Und doch gebührte
solche Kunde dem Manne zuerst. Männer freuten sich immer darüber, aber sie
glaubte nicht, daß er sich freuen würde.
    Sie stand
auf dem Treppenabsatz ans Geländer gelehnt, neugierig, ob er sie wohl küssen
werde. Er tat es nicht. Er sagte nur: »Sie sehen blaß aus, Mrs. Butler. Ist das
Rouge knapp geworden?«
    Kein Wort,
daß er sie vermißt hatte - er hätte es ja nicht ernst zu meinen brauchen.
Wenigstens hätte er ihr doch vor

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