Margaret Mitchell
kenne gerade genug von
diesen Transaktionen und weiß, wie sie von innen aussehen, um dem Parlament,
falls es in all das einmal hineinleuchten will, von großem Nutzen sein zu
können, und das wird bald geschehen, sollte ich meinen, wenn ich mir die
gegenwärtige Lage ansehe. Nach Möglichkeit werden sie auch dem Gouverneur eine
Untersuchung anhängen und ihn ins Gefängnis stecken. Sag lieber deinen guten
Freunden Gelerts und Hundons, sie möchten sich bereit halten, auf Abruf die
Stadt schleunigst zu verlassen. Wenn man den Gouverneur faßt, faßt man sie
auch.«
Zu viele
Jahre hatten die Republikaner mit Hilfe der Militärmacht Georgia drangsaliert,
als daß Scarlett Rhetts hingeworfenen Worten hätte glauben können. Der
Gouverneur hatte eine zu feste Stellung, ihm konnte kein Parlament etwas
anhaben.
»Was du
nicht alles redest!« bemerkte sie.
»Wenn er
nicht ins Gefängnis kommt, so wird er doch jedenfalls nicht wiedergewählt.
Nächstes Mal bekommen wir zur Abwechslung eine demokratische Regierung.«
»Und dabei
willst du am Ende mitwirken?« fragte sie spöttisch, »Freilich, mein Herz, will
ich das, ich tue es jetzt schon. Deshalb komme ich abends so spät nach Hause.
Ich arbeite schwerer, als ich je mit der Schaufel während des >Goldrush<
gearbeitet habe, um die Wahl zu organisieren. Und das wird Sie nun weiter
wurmen, Mrs. Butler, ich steuere auch eine Menge Geld dazu bei. Weißt du noch,
als du mir vor Jahren einmal in Franks Laden sagtest, es sei unredlich von mir,
das Gold der Konföderierten zu behalten? Wir sind endlich einer Meinung; das
Gold der Konföderierten wird nun ausgegeben, und zwar um die Konföderierten
wieder an die Macht zu bringen.«
»Was, du
wirfst dein Geld in ein Rattenloch?«
»Du nennst
die demokratische Partei ein Rattenloch?« Seine Augen lachten sie aus, aber
dann wurden sie wieder ruhig und ausdruckslos. »Es ist mir völlig gleichgültig,
wer in der Wahl siegt. Das einzige, worauf es mir ankommt, ist, daß alle
wissen, ich habe dafür gearbeitet und Geld ausgegeben, das kommt dann Bonnie
auf Jahre hinaus zugute.«
»Fast
hatte ich schon Angst, du leistetest dir jetzt eine Gesinnung. Aber nun sehe
ich ein, daß du bei den Demokraten nicht aufrichtiger bist als überall sonst.«
»Keine
Gesinnung, nur eine neue Haut. Wenn du dem Leoparden all seine Flecken
abwäschst, er bleibt doch ein Leopard.«
Von den
Stimmen auf dem Flur war Bonnie aufgewacht und rief schläfrig, aber
gebieterisch: »Papi!« Rhett ging und ließ Scarlett stehen.
»Rhett,
einen Augenblick! Ich wollte dir noch etwas sagen. Du darfst Bonnie nicht mehr
nachmittags in politische Versammlungen mitnehmen. Wie sieht das aus! Ein
kleines Mädchen in solchen Lokalen! Du machst dich damit lächerlich. Ich hatte
keine Ahnung, bis Onkel Henry einmal davon sprach, in der Annahme, ich wüßte
es.«
Rhett fuhr
herum, sein Gesicht war hart.
»Wie
kannst du ein Unrecht darin sehen, daß ein kleines Mädchen bei seinem Vater auf
dem Schoß sitzt, wenn er sich mit Freunden unterhält? Du magst es albern
finden. Es ist aber durchaus nicht albern. Daran denken die Leute noch
jahrelang, daß Bonnie auf meinem Schoß gesessen hat, während ich die
Republikaner aus dem Staat habe verjagen helfen. Jahrelang werden sich die
Leute daran erinnern.« Die Härte schwand wieder aus seinem Gesicht, ein
spöttischer Funke tanzte in seinen Augen.
»Weißt du
auch, was sie antwortet, wenn man sie fragt, wen sie am liebsten hat? >Papi
und die Demikaten.< Und wen sie am meisten haßt: >Die Sinnungslumpen.<
Gott sei Dank, so etwas behalten die Leute.«
»Dann
sagst du ihr womöglich auch, ich sei ein Gesinnungslump!« rief Scarlett
ärgerlich.
»Papi«,
rief das Stimmchen jetzt schon böse, und Rhett ging lachend den Flur hinunter
zu seiner Tochter.
Im Oktober
trat Gouverneur Bullock zurück und floh aus Georgia. Der Mißbrauch öffentlicher
Gelder, die Verschwendung, die Korruption hatten unter seiner Verwaltung einen
solchen Umfang angenommen, daß das Gebäude von selbst aus dem Gleichgewicht kam
und zusammenstürzte. Sogar seine eigene Partei war gespalten, so groß war die
allgemeine Empörung. Die Demokraten hatten jetzt die Majorität im Parlament,
und das konnte nur eins bedeuten. Bullock wußte, daß ihm eine Untersuchung
drohte, bei der mancherlei ans Licht kommen mußte, und wartete sie nicht ab.
Heimlich machte er sich in aller Eile aus dem Staube und sorgte dafür, daß sein
Rücktritt erst bekannt wurde, als er
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