Margaret Mitchell
er lächelnd durch die Straßen
ritt und an seinen Hut tippte, vor ihm auf dem Sattel das kleine Bündelchen
Bonnie, wurde sein Gruß überall erwidert, und warme Worte und Blicke gaben ihm
und dem kleinen Mädchen das Geleit. Sie aber, Scarlett ...
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Kein
Zweifel, Bonnie Butler war ein Wildfang und brauchte eine feste Hand. Darüber
waren sich alle einig, aber niemand hatte das Herz, dem allgemeinen Liebling
die nötige Strenge angedeihen zu lassen. Schon in den Monaten, da sie mit ihrem
Vater auf Reisen war, war sie ganz außer Rand und Band geraten. Während des
Aufenthaltes in New Orleans und Charleston hatte Rhett ihr erlaubt, so lange
aufzubleiben, wie sie wollte, und im Theater, im Restaurant und beim
Kartenspiel war sie dann auf seinem Schoß eingeschlafen. Später konnte sie nur
noch mit Gewalt zur gleichen Zeit wie die gehorsamere Ella zu Bett gebracht
werden. Solange sie mit Rhett auf Reisen war, hatte sie auch alles anziehen
dürfen, was ihr gerade gefiel, und seitdem bekam sie einen Wutanfall, wenn
Mammy sie in Barchentkleider und Schürzen stecken wollte statt in blauen Taft
und Spitzen.
Anscheinend
war kaum nachzuholen, was auf Reisen und später während Scarletts Krankheit und
Abwesenheit versäumt worden war. Als Bonnie größer wurde, suchte Scarlett sie
an Zucht zu gewöhnen, denn ihr Eigenwille nahm überhand - aber ohne viel
Erfolg. Rhett trat immer für das Kind ein, einerlei, wie sinnlos ihr Begehren,
wie ungezogen ihr Betragen sein mochte. Er ermunterte sie zum Reden und
behandelte sie wie eine Erwachsene, hörte ernsthaft zu, wenn sie ihre Meinung
sagte, und tat, als richte er sich danach. Die Folge davon war, daß Bonnie
andere Leute unterbrach, wenn es ihr paßte, daß sie ihrem Vater widersprach und
ihn zurechtwies. Er lachte nur und erlaubte nicht einmal, daß Scarlett dem
Mädchen zur Strafe einen Klaps auf die Hand gab.
»Wäre sie
nicht ein so süßes Ding, sie wäre einfach unmöglich«, dachte Scarlett wehmütig
und merkte, daß ihr Kind ihr an Willenskraft nicht nachstand. »Sie vergöttert
Rhett. Ihm zuliebe würde sie sich schon besser aufführen, wenn er sie nur dazu
anhalten wollte.«
Aber Rhett
zeigte keinerlei Neigung, Bonnie zu erziehen. Was sie auch tat, sie bekam
recht, und hätte sie nach dem Mond verlangt, er hätte ihn ihr womöglich vom
Himmel heruntergeholt. Sein Stolz auf ihre Schönheit, ihre Locken, ihre
Grübchen, ihre anmutigen kleinen Bewegungen kannte keine Grenzen. Er liebte
ihre Schlagfertigkeit, ihr Temperament und die putzige Art, mit der sie ihm
ihre Liebe bezeigte. Bei allem Eigensinn war sie so reizend, daß er nicht das
Herz hatte, ihren Willen zu beugen. Er war ihr Gott, der Mittelpunkt ihrer
kleinen Welt, und das wollte er durch Ermahnungen nicht aufs Spiel setzen.
Sie hing
an ihm wie sein Schatten. Sie weckte ihn morgens früher, als ihm lieb war, saß
neben ihm beim Frühstück und aß abwechselnd von seinem und von ihrem Teller,
sie ritt vor ihm auf dem Sattel und erlaubte niemand anderem als Rhett, sie
auszuziehen und in ihr Bettchen neben dem seinen zu legen.
Belustigt
und gerührt sah Scarlett, wie das kleine Kind seinen Vater mit eiserner Hand
regierte. Wer hätte gedacht, daß gerade Rhett es mit seinen Vaterpflichten so
ernst nehmen würde? Aber oftmals durchzuckte es sie doch wie Eifersucht, weil
Bonnie mit ihren vier Jahren Rhett besser verstand, als sie ihn je verstanden
hatte, und besser mit ihm fertig wurde, als es ihr je gelungen war.
Als Bonnie
vier Jahre alt war, fand Mammy es höchst unschicklich, daß ein kleines Mädchen
im Herrensitz vor ihrem Pa im Sattel saß und das Kleid ihr in die Luft flog.
Rhett ließ es sich gesagt sein wie alles, was Mammy über die richtige Erziehung
kleiner Mädchen zu sagen wußte, und das Ergebnis war ein kleines, braun und
weiß geflecktes Shetland-Pony mit langer, seidiger Mähne und ebensolchem
Schwanz, samt einem zierlichen Damensättelchen mit silbernem Beschlag.
Angeblich sollte das Pony allen drei Kindern gehören, und Rhett kaufte auch
einen Sattel für Wade, aber Wade hatte seinen Bernhardiner viel lieber, und
Ella hatte vor allen Tieren Angst. Das Pony war also Bonnies Eigentum und bekam
den Namen »Mr. Butler«. Bonnies Besitzerstolz wurde einzig dadurch getrübt, daß
sie nicht mehr rittlings wie ihr Vater sitzen durfte. Als er ihr aber
auseinandersetzte, wieviel schwerer es sei, im Damensattel zu reiten, gab sie
sich zufrieden und lernte es rasch. Rhett war ungemein stolz
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