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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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nachlässig den Ärmel. Dann erhob sich
ein unheilverkündendes Geraune und Gemurmel ringsum. Das Summen von der Gruppe
unter den Bäumen her glich dem eines aufgeschreckten Bienenschwarms. Auch
Scarlett spürte, wie ihr der Zorn in die Wangen stieg, aber zugleich schoß
durch ihren nüchternen Kopf der Gedanke, daß alles, was dieser Mann da sagte,
höchst verständig klinge und richtig sein könne. Sie hatte zwar noch nie eine
Fabrik gesehen und kannte auch niemanden, der eine gesehen hatte. Aber selbst
wenn er die Wahrheit redete, so war er doch kein Gentleman, denn man sprach
solche Dinge nicht auf einer Gesellschaft aus, auf der man zum Vergnügen
weilte.
    Stuart
Tarleton kam mit gesenkten Brauen heran, und Brent folgte ihm auf dem Fuße. Die
Zwillinge wußten sich selbstverständlich zu benehmen und würden schwerlich auf
einem Gartenfest eine ernstliche Szene machen, aber trotzdem gerieten die Damen
in eine wohlige Erregung - es kam so selten vor, daß sie einen Streit selber
miterlebten; meistens lernten sie ihn nur vom Hörensagen kennen.
    »Herr«,
sagte Stuart dumpf, »was wollen Sie damit sagen?«
    Rhett sah
ihn höflich, aber etwas belustigt an. »Ich will damit«, antwortete er,
»dasselbe sagen wie Napoleon - Sie haben vielleicht von ihm gehört? - Er sagte
einmal: >Gott ist immer auf der Seite der stärksten Bataillone!««
    Dann
wandte er sich zu John Wilkes und sagte verbindlich: »Sie haben mir
versprochen, mir Ihre Bibliothek zu zeigen; wäre es unbescheiden, wenn ich darum
bäte, sie jetzt sehen zu dürfen? Denn ich muß leider heute nachmittag schon
zeitig nach Jonesboro zurück.«
    Er schlug
leicht die Hacken zusammen und verbeugte sich nach allen Seiten wie ein
Tanzlehrer. Die Verbeugung war für einen Mann von solchem Körperbau voller
Anmut und dabei so frech wie ein Schlag ins Gesicht. Dann schritt er erhobenen
Hauptes mit John Wilkes quer über den Rasen, und sein aufreizendes Lachen
hallte bis zu der Gruppe bei den Tischen zurück. Für einen Augenblick herrschte
verblüfftes Schweigen, dann begann das Stimmengewirr von neuem. India stand
müde von ihrem Platz unter den Bäumen auf und ging auf den erbosten Stuart
Tarleton zu. Scarlett hörte nicht, was sie sagte, aber bei dem Blick, mit dem
sie ihn ansah, empfand sie so etwas wie einen Gewissensbiß. Es war derselbe
Blick der Zusammengehörigkeit, mit dem auch Melanie Ashley anschaute - nur daß
Stuart ihn nicht erwiderte. Einen Augenblick lang dachte Scarlett, er hätte
India vielleicht längst geheiratet, wenn sie, Scarlett, im vorigen Jahre nicht
so mit ihm geflirtet hätte. Dann aber beruhigte sie sich bei dem Gedanken, es
sei doch nicht ihre Schuld, wenn andere Mädchen ihre Männer nicht festzuhalten
verstünden.
    Endlich
lächelte Stuart zu India hinunter, ein gezwungenes Lächeln, und nickte mit dem
Kopf. India hatte ihn wahrscheinlich gebeten, keinen Streit mit Mr. Butler
anzufangen. Unter den Bäumen entstand ein Durcheinander, während die Gäste sich
erhoben. Die Mütter riefen nach den Kinderfrauen und den kleinen Kindern und
versammelten ihre Brut, um Abschied zu nehmen. Die jungen Mädchen brachen
gruppenweise auf und gingen lachend und schwatzend ins Haus, um oben in den
Schlafräumen ihre Siesta zu halten. Alle Damen überließen jetzt die Laube und
den Schatten der Eichen den Männern; nur Mrs. Tarleton wurde von Gerald, Mr.
Calvert und anderen zurückgehalten, die wegen der Pferde für die Truppe endlich
eine Zusage zu erlangen hofften.
    Ashley
schlenderte zu Scarlett und Charles hinüber, er hatte ein halb nachdenkliches,
halb belustigtes Lächeln um den Mund. »Ein hochnäsiger Teufel, nicht wahr?«
bemerkte er und sah Butler nach. »Er sieht aus wie ein Borgia.«
    Geschwind
dachte Scarlett nach, ob ihr eine Familie dieses Namens in der Provinz, in
Atlanta oder in Savannah bekannt wäre. »Die kenne ich nicht. Ist er mit ihnen
verwandt? Was sind das für Leute?«
    Über
Charles' Gesicht huschte ein verlegener Ausdruck: Ungläubigkeit, Scham und
Liebe rangen miteinander. Die Liebe siegte, als ihm aufging, daß ein Mädchen
nichts weiter brauchte, als anmutig, sanft und schön zu sein, aber keine
Bildung obendrein, die ihrem Zauber nur allzu leicht schaden könnte. Er
antwortete also rasch: »Die Borgias waren Italiener.«
    »Ach«,
Scarlett hatte das Interesse verloren, »Fremde!« Sie zeigte Ashley ihr
reizendstes Lächeln, aber er sah sie gerade nicht an. Sein Blick lag auf
Charles, voller Verständnis und ein wenig

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