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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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Südcarolina zur Truppe gehen wollte, falls es Krieg gäbe. Mr. Wade
Hampton stellt eine Reitertruppe auf, und da wollte ich natürlich dabeisein. Er
ist ein großartiger Kerl und war der beste Freund meines Vaters.«
    Scarlett
sah ihn verwundert an und dachte: »Wie können Männer nur so dumm sein, zu
glauben, daß ein Mädchen sich für so etwas interessiert.« Er meinte, sie finde
vor lauter Begeisterung keine Worte, und fuhr immer kühner fort:
    »Wenn ich
nun gehe, sind ... sind Sie dann traurig ... Miß O'Hara?«
    »Dann
weine ich jede Nacht mein Kissen naß.« Es sollte schnippisch klingen, er aber
nahm es ernst und errötete vor Freude. Sie hatte die Hand in den Falten ihres
Kleides verborgen, er tastete sich heran und drückte sie fest, von seiner
eigenen Kühnheit und ihrer Zuneigung überwältigt.
    »Wollen
Sie dann für mich beten?«
    »Der
Schafskopf!« dachte Scarlett bitter und schaute sich verstohlen um, ob nicht
jemand sie von dieser Unterhaltung erlöse.
    »Wollen
Sie es tun?«
    »Ja ...
gewiß, mindestens drei Rosenkränze jeden Abend!«
    Rasch
blickte Charles umher, hielt den Atem an und straffte die Muskeln. Sie waren so
gut wie allein. Eine solche Gelegenheit bot sich vielleicht nie wieder. Und
wenn Gott sie ihm noch einmal bescheren sollte, vielleicht versagte ihm dann
die Kraft.
    »Miß
O'Hara ... ich muß Ihnen etwas sagen. Ich ... ich liebe Sie!«
    »Hmmm?«
machte Scarlett und versuchte durch die Menge der Streitenden zu Ashley
hindurchzublicken.
    »Ja!«
flüsterte Charles, außer sich vor Entzücken, daß sie weder gelacht hatte noch
in Ohnmacht gefallen war. »Ich liebe Sie! Sie sind das ... das ...«, zum erstenmal
in seinem Leben löste sich ihm die Zunge, »das schönste Mädchen, das ich je
gekannt habe, das süßeste und gütigste, so lieb wie Sie war noch niemand zu
mir. Ich liebe Sie von ganzem Herzen. Ich kann ja nicht annehmen, daß Sie
jemand wie mich lieben können, aber wenn Sie mir ein ganz klein wenig Mut
machen, will ich alles tun, damit Sie mich lieben. Ich will... «
    Charles
hielt inne, er konnte sich nichts ausdenken, das stark genug wäre, Scarlett die
Tiefe seines Gefühls zu beweisen, und so sagte er dann einfach: »Ich möchte Sie
heiraten.«
    Mit einem
Ruck war Scarlett wieder auf der Erde, als das Wort »heiraten« an ihr Ohr
schlug. Gerade hatte sie an Heiraten und an Ashley gedacht und blickte Charles
mit schlecht verhehlter Gereiztheit an. Was mußte auch dieses Kalb ihr gerade
jetzt seine Gefühle aufdrängen, da ihr vor lauter eigenen Gedanken und Gefühlen
fast der Kopf platzte? Sie blickte ihm in die braunen Augen und sah nicht die
Schönheit der ersten scheuen Knabenliebe, die darin lag, nicht die Verzückung
eines Traumes, der Wirklichkeit werden will, nicht die wilde, selige
Zärtlichkeit, die ihn wie eine Flamme durchfuhr. Scarlett war es gewöhnt, daß
Männer ihr einen Heiratsantrag machten, sehr viel anziehendere Männer als
Charles Hamilton, die Lebensart genug besaßen, ihr nicht gerade bei einem
Gartenessen, wenn sie wichtigere Dinge im Kopf hatte, damit zu kommen. Sie sah
nur den zwanzigjährigen Jungen, der rot wie eine Rübe geworden war und sich
sehr tölpelhaft ausnahm. Sie hätte ihm das gern gesagt, aber ganz von selbst
kamen ihr die Worte, die Ellen sie für solche Fälle gelehrt hatte. Sie schlug
gewohnheitsmäßig die Augen nieder, und leise ging es über ihre Lippen:
    »Mr.
Hamilton, ich bin mir der Ehre wohl bewußt, die Sie mir dadurch erweisen, daß
Sie um meine Hand anhalten, aber es kommt alles so plötzlich, daß ich nicht
weiß, was ich darauf antworten soll.«
    Auf diese
Weise vermied man es geschickt, die Eitelkeit eines Mannes zu kränken, und
behielt ihn doch am Bändel. Charles biß darauf an, als wäre solcher Köder etwas
Neues und ihm als erstem zugeworfen.
    »Ich kann
ewig warten! Ich möchte Sie nur haben, wenn Sie Ihrer selbst ganz sicher sind.
Bitte, Miß O'Hara, sagen Sie mir, daß ich hoffen darf!«
    Scarletts
scharfe Augen erblickten Ashley, der bei Melanie sitzen geblieben war und zu
ihr emporlächelte. Wenn nur dieser Dummkopf, der nach ihrer Hand tastete, einen
Augenblick still sein wollte, vielleicht konnte sie dann verstehen, worüber die
beiden sprachen. Charles' Worte verwischten die Stimmen, denen sie so
angestrengt lauschte.
    »Seht«,
zischte sie ihn an und kniff ihn in die Hand, ohne ihn auch nur eines Blickes
zu würdigen.
    Charles
fuhr zusammen, im ersten Augenblick fühlte er sich zurückgestoßen

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