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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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nie im Traum eingefallen, daß du ... du hast so viele
Verehrer. Ich dachte, Stuart... «
    Sie begann
wieder zu leben, zu fühlen, zu begreifen.
    »Aber du
hast doch gerade gesagt, du hättest mich gern.«
    Seine
warmen Hände taten ihr weh.
    »Liebes,
soll ich denn durchaus sagen, was dir weh tun muß?« Ihr Schweigen drängte ihn
weiter.
    »Wie kann
ich es dir begreiflich machen, mein Liebes? Du bist so jung und unbedacht, du
weißt nicht, was Ehe heißt.«
    »Ich weiß,
daß ich dich liebe.«
    »Liebe
genügt für eine glückliche Ehe nicht, wenn zwei Menschen so verschieden sind
wie wir beide. Du willst den Mann ganz, Scarlett, Leib und Seele, Herz und
Sinn. Wenn du das nicht alles bekommst, wirst du unglücklich. Ich könnte mich
dir aber nicht ganz geben. Und ich brauchte auch nicht deinen Geist und deine
Seele ganz. Das müßte dich verletzen, und du müßtest mich hassen - bitterlich
hassen. Hassen würdest du die Bücher, die ich lese, die Musik, die ich liebe,
weil sie mich dir auch nur für Augenblicke wegnähmen. Und ich ... vielleicht
habe ich ... «
    »Liebst du
sie?«
    »Sie ist
wie ich, sie ist von meinem Blut, und wir verstehen einander. Scarlett!
Scarlett! Kann ich dir nicht begreiflich machen, daß es überhaupt keinen
Frieden in der Ehe geben kann, wenn zwei Menschen nicht gleicher Art sind?«
    Das hatte
schon einmal jemand gesagt: »Gleich muß sich mit gleich verheiraten, sonst gibt
es keine glückliche Ehe.« Wer war das doch? Es war ihr, als seien tausend Jahre
vergangen, seit sie das gehört hatte, aber noch immer fand sie keinen Sinn
darin.
    »Aber du
hast doch gesagt, du hättest mich gern!«
    »Ich hätte
es nicht sagen sollen.«
    In einem
Winkel ihres Hirns flammte ein schwelendes Feuer auf, Wut fing an, alles in ihr
zu übertäuben.
    »Da du nun
einmal so gemein warst, es zu sagen ... «
    Er
erbleichte. »Es war gemein von mir, es zu sagen, denn ich will Melanie
heiraten. Dir habe ich Unrecht getan und ihr noch mehr. Ich hätte es nicht
sagen sollen; ich wußte, du würdest mich nicht verstehen. Wie sollte ich dich
nicht gern haben - dich, die du alle Lebensleidenschaft hast, die mir fehlt?
Dich, die du mit einer Heftigkeit, die mir versagt ist, lieben und hassen
kannst? Du bist ja so elementar wie Feuer und Sturm und alles Wilde, und ich
... «
    Sie dachte
an Melanie und sah plötzlich ihre ruhigen braunen Augen vor sich mit dem Blick
aus weiter Ferne, ihre gelassenen kleinen Hände in den schwarzen
Spitzenhandschuhen, ihr sanftes Schweigen. Und dann brach ihre Wut los, die
gleiche Wut, die Gerald zum Mord getrieben hatte und andere irische Vorfahren zu
anderen Missetaten, die ihnen den Kopf gekostet hatten. Von den wohlerzogenen
Robillards, die gefaßt und schweigend alles ertragen konnten, was die Welt
ihnen auferlegte, war jetzt keine Spur mehr in ihr.
    »Warum
sagst du es nicht, du Feigling? Du hast Angst, mich zu heiraten! Du willst dein
Leben lieber mit dem blöden Schäfchen verbringen, das den Mund nur auftut, um
ja und nein zu sagen, und solche Bälger aufziehen wird, die auch nicht bis drei
zählen können wie sie! Warum ... «
    »So etwas
darfst du nicht über Melanie sagen!«
    »Ich darf
nicht? Verdammt! Wer bist du, daß du mir vorschreibst, was ich darf? Du
Feigling, du Lump, du ... du hast mir vorgetäuscht, daß du mich heiraten
wolltest ... «
    »Sei
gerecht«, flehte seine Stimme. »Habe ich je ...«
    Sie wollte
nicht gerecht sein, obwohl sie sehr gut wußte, daß er die Wahrheit sprach. Nie
hatte er bei ihr die Grenzen der Freundschaft überschritten. Und als sie daran
dachte, stieg neuer Zorn in ihr auf, der Zorn verletzten Stolzes und gekränkter
Eitelkeit. Sie war ihm nachgelaufen, und er wollte nichts von ihr wissen. Er
zog ihr ein dummes kleines Milchgesicht wie Melanie vor. Ach, wäre sie doch
Ellens und Mammys Vorschriften gefolgt und hätte ihn niemals auch nur fühlen
lassen, daß sie ihn gern hatte ... lieber alles andere als diese brennende
Schande!
    Mit
geballten Fäusten sprang sie auf die Füße, auch er stand auf und blickte auf
sie herab. In seinem Gesicht lag all die stumme Trauer eines Menschen, der
einer qualvollen Wirklichkeit ins Gesicht sehen muß.
    »Ich hasse
dich bis in den Tod, du Lump ... du niedriger ... niederträchtiger ... « Wie
hieß das Wort, nach dem sie suchte? Ihr fiel nichts ein, was arg genug für ihn
war.
    »Scarlett,
bitte ... «
    Er
streckte die Hand gegen sie aus, da schlug sie ihn mit aller Kraft ins Gesicht.
Es klatschte

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