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MargeritenEngel (German Edition)

MargeritenEngel (German Edition)

Titel: MargeritenEngel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karo Stein
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ebenfalls. Zögerlich öffne ich die SMS. Mein schlechtes Gewissen wird so übermächtig, dass ich abrupt aufspringe.
    »Ich muss los«, murmle ich abwesend und drängle aus der Sitzecke heraus. Die irritierten Blicke der anderen interessieren mich nicht. Ich kann die ganze Zeit nur daran denken, dass Kevin rasend vor Sorge um mich ist, dass er ausflippen wird und… vielleicht verlässt er mich sogar. Ich hätte nicht mitgehen sollen. Das alles ist ein großer Fehler gewesen.
    »Soll ich dich fahren?«, fragt Rik und hält mich am Arm fest.
    Ich zucke hilflos die Schultern. Meine Brust fühlt sich eng an. Es ist, als wenn ich keine Luft mehr bekommen würde. Schnell verabschiede ich mich von den anderen.
    »Ist irgendetwas passiert?«, fragt Sabine und sieht mich besorgt an.
    »Nein«, sage ich schnell und straffe mich. »Mein Freund wartet auf mich. Er hat schon ein paar Mal versucht, mich anzurufen.« Ich versuche, entschuldigend zu lächeln, aber vermutlich gelingt es mir nicht besonders gut.
     
     
     
     
    ***
     
    Rik ist dicht hinter mir, als wir die Kneipe verlassen. Schweigend laufen wir die kurze Strecke bis zu seinem Auto. Er öffnet die Tür. Ich lasse mich seufzend in den Sitz fallen. Meine Gedanken sind ausschließlich bei Kevin.
    »Was hat er denn geschrieben?«, fragt Rik nach einer Weile.
    »Das er mich sucht und… und dass er glaubt, ich wäre bei einem anderen Kerl.«
    »Nicht eifersüchtig, hm?«, fragt er leise. Er spielt auf unser Gespräch beim Umziehen an.
    Ich schweige, weil mein Kopf vollkommen leer ist. Stattdessen sorgt ein dicker Klumpen in meinem Bauch dafür, dass ich kaum Luft bekomme.
    »Also hat er sich doch nicht geändert«, stellt Rik fest.
    Ich will nicht darüber reden. Mit niemandem, denn es geht auch niemanden etwas an.
    »Ich habe dieses Theater gehasst. Kaum hatte er einen Freund, fing er an, ihn zu kontrollieren. Alles musste so laufen, wie Kevin es für richtig hielt, und wenn der andere nicht mitspielte, ist er ausgeflippt«, brummt Rik.
    »So ist es bei uns nicht«, erwidere ich trotzig. »Außerdem hat er doch allen Grund. Ich bin nicht ans Telefon gegangen und ich bin vor allem nicht nach Hause gekommen. Kevin hat jedes Recht, auf mich sauer zu sein.«
    »Natürlich.« Der Sarkasmus in seiner Stimme ist nicht zu überhören.
    Ich rutsche tiefer in den Sitz und sehe aus dem Fenster. Verstohlen kämpfe ich gegen den Druck hinter meinen Augen an. Ich werde nicht heulen, aber die Angst breitet sich übermächtig in mir aus.
    »Du hast nichts gemacht, das so ein eifersüchtiges Getue rechtfertigen würde«, sagt Rik leise und legt mir kurz eine Hand auf mein Bein. Die Wärme verursacht ein leichtes Kribbeln. Kraftlos sehe ich zu ihm hinüber.
    »So ist er nun mal«, flüstere ich.
    »Ich weiß, aber vielleicht solltest du dir das nicht gefallen lassen«, erwidert Rik.
    »Was weißt du schon von unserer Beziehung«, fauche ich ihn an.
    »Nichts, aber ich kenne Kevin und ich weiß…« Rik bricht mitten im Satz ab. Hellhörig richte ich mich auf.
    »Was?«, sage ich langgezogen. »Was weißt du?«
    »Schon gut«, murmelt Rik. »Ich werde mich bestimmt nicht in eure Beziehung einmischen. Du bist erwachsen genug, um zu wissen, was gut für dich ist.«
    Ich bin nicht blöd, ich weiß, dass er das nicht sagen wollte. Ich sollte nachbohren, ihn ausfragen, aber ich mache es nicht. Ich will mich nicht verunsichern lassen. Wie Rik schon sagt, ich bin erwachsen. Ich weiß, was ich tue und was ich will.
    »Tut mir leid«, sage ich trotzdem. Ich hoffe, er ist nicht sauer auf mich. Schon lange habe ich mich mit niemandem mehr so gut verstanden wie mit Rik. Ich glaube, ich mag ihn. Auf jeden Fall tut die Erkenntnis, dass ich es einmal mehr versaut habe, weh. Das ist wohl wirklich das Einzige, was ich kann.
    Als Rik das Auto vor der Tür parkt, will ich sofort hinausspringen. Er hält mich jedoch am Arm fest. Unsicher drehe ich mich zu ihm herum. Seine Augen schimmern im Dunkeln. Mir wird ein wenig flau im Magen, noch mehr, als ich an ihm vorbeisehe und das hell erleuchtete Küchenfenster bemerke. Dahinter kann ich problemlos Kevins Umrisse erkennen.
    »Bengt«, sagt Rik leise. »Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest. Ich bin der Idiot gewesen, der seine Klappe nicht halten konnte. Es tut mir leid.«
    Mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich lächle ihn dankbar an.
    »Dann… dann könnte ich nächste Woche wiederkommen?«, frage ich unsicher.
    »Natürlich«, sagt Rik

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