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Maria, ihm schmeckts nicht!

Maria, ihm schmeckts nicht!

Titel: Maria, ihm schmeckts nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Weiler
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dass die Kinder von ihren
    Verhältnissen mit anderen Männern stammten, aber
    niemand hätte es gewagt, dies laut auszusprechen,
    denn dann hätte man sich auch darüber Gedanken
    machen müssen, wer die Väter waren, und die
    Frauen aus der Gegend hatten daran ein fast noch
    geringeres Interesse als ihre Ehemänner. Immerhin
    erzog Bertone die Mädchen gewissenhaft.
    Es hieß, dass Signora Bertone sich jeden Sechzehn-
    jährigen einmal schnappte, um ihn in die Techniken
    der Liebe einzuweihen. In Antonios Bekanntenkreis
    gab es bereits drei junge Kerle, die diesen Kurs absolviert zu haben behaupteten. Ihre Schilderungen
    kratzten Antonio derart auf, dass er nicht dazu in der Lage war, am Haus der Bertones vorbeizugehen, ohne
    an die Signora zu denken. Antonios Schulweg in der
    Abschlussklasse führte ihn zweimal am Tag am Bal-
    kon der Bertones vorbei, und immer riskierte er
    einen Blick nach oben, um zu überprüfen, ob sie
    vielleicht da war, ihm winkte, ihn am Ende zu sich
    einlud. Um ihn dann zu verführen. Heilige Mutter
    Gottes, was für Gedanken waren das? Aber er
    konnte sie nicht verdrängen.
    Viel Zeit blieb ihm nicht mehr, um sich von ihr er-
    obern zu lassen, denn das Ende seiner Schullaufbahn zeichnete sich ab. Er war ein mittelmäßiger Schüler, einer von jenen, die gut mitkommen, jedoch keinerlei Ambitionen zeigen. Er liebte Homers Odyssee und die Bücher von Jules Verne, in denen es kreuz und
    quer durch die Welt ging. Mit dem Zeichenunter-
    richt, den ein drolliger Mann mit Spitzbauch erteilte, dem es ganz offensichtlich egal war, ob die Schüler seiner Klasse malten, wenn sie nur still waren und
    sich irgendwie beschäftigten, konnte Antonio nichts anfangen. Als er eines Tages von Spitzbauch gefragt wurde, warum er aus dem Fenster schaue, anstatt zu
    zeichnen, sagte er, dass er nichts sehe, was sich zu zeichnen lohne.
    »Du willst nicht zeichnen?«
    »So ist es.«
    »Na gut, dann geh mal in den Keller und putz mein
    Fahrrad.« Die Schulzeit war Antonio nicht wichtig,
    er dachte schon weiter und hatte sich für eine
    Schlosserlehre angemeldet, denn Schlosser, da war er sicher, war ein Beruf, den man auch in Amerika gut
    gebrauchen konnte, weil es dort Fabriken gab. Was
    hätte man in einer Fabrik schon mit einem Bäcker
    oder einem Hutmacher anfangen sollen? Außerdem
    konnte man noch versuchen, Ingenieur zu werden,
    wenn man als Schlosser anfing. Ein Konditor
    hingegen würde immer ein Konditor bleiben und
    höchstens noch zum Oberkonditor aufsteigen.
    Je näher der Tag seiner Schulentlassung rückte,
    desto langsamer passierte er das Haus, in dem die
    Freude wohnte. Eines Tages, er hatte schon beinahe
    aufgegeben und sich wieder stärker um die Eroberung von Loredana gekümmert, die ihm als eine sehr tief
    hängende Frucht erschien, tauchte Signora Bertone
    tatsächlich auf dem Balkon auf. Er zwang sich, nicht hinzusehen, aber natürlich schaute er doch nach
    oben und ihre Blicke trafen sich. Signora Bertone
    trug eine Kittelschürze und hängte Wäsche auf.
    »Bist du nicht der Älteste der Marcipanes?«
    Sie sprach ihn an. Jetzt bloß nichts falsch machen.
    »Guten Tag, Signora Bertone. Ich bin Antonio«,
    sagte Antonio und tippte sich dabei auf die Brust.
    »Ich bin der Zweitälteste.«
    »Wie alt bist du denn, Antonio Marcipane?«
    »Ich bin schon fast sechzehn.«
    »Dann bist du ja sicher schon sehr stark.«
    Er begriff nicht, worauf sie hinauswollte, antwor-
    tete jedoch sicherheitshalber, er sei bestimmt einer der Stärksten in der ganzen Schule, was nicht gelo-gen war.
    »Wenn du so stark bist, dann kannst du mir sicher
    helfen, oder?«
    »Was muss ich denn da tun? Ich habe nämlich
    nicht viel Zeit. Ich muss nach Hause zum Essen.«
    Lüge. Er hatte jede Menge Zeit, aber die Sache
    überrollte ihn. Er war ein Romantiker, jemand, der
    nicht sofort zu allem bereit war. Sein Mut sank.
    »Es geht ganz schnell, nur ein paar Möbel rücken.«
    »Na gut.«
    Er betrat das Haus und stieg in den zweiten Stock,
    wo ihn Signora Bertone lächelnd empfing.
    »Mein Retter«, sagte sie nicht ohne Ironie und zog
    ihn in die Wohnung, die recht geschmackvoll einge-
    richtet war, wie er fand. Sie schritt vor ihm einher, ihr Hinterteil zeichnete sich als großes Versprechen unter ihrer Schürze ab. Er folgte ihr, bis er merkte, dass sie ins Schlafzimmer ging, und blieb in der Tür stehen.
    »Signora Bertone, was soll ich hier in Ihrem
    Schlafzimmer?«
    »Hast du etwa Angst?«, entgegnete sie und begann
    zu

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