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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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mich und ein kleiner Schauer der Erwartung lief durch meinen reisemüden Körper. Fast zu Hause. Die Worte erklangen in meinem Kopf wie eine Stimme, sanft und beruhigend.
    Da war dieses Wort wieder, dachte ich. Zuhause. Es kam mir so einfach und selbstverständlich in den Sinn, beinahe als ob, …
    »Ich weiß nicht«, sagte ich laut zu der fleckigen Windschutzscheibe, »habe ich hier wirklich schon einmal gelebt, in einem früheren Leben?«
    Die Antwort strömte unverzüglich und schlicht zurück, entweder aus meiner Einbildung oder aus den tiefsten Winkeln meines Unterbewußten: Ja .
    Die Straße beschrieb eine Kurve, und mein Haus erhob sich majestätisch aus der Landschaft, um mich willkommen zu heißen, wunderschön im Sonnenlicht des späten Morgens, an der Nordseite bekränzt von frisch erblühten Forsythien. Es lief immer wieder alles auf das Haus hinaus, dachte ich, als ich in die schmale Auffährt einbog. Ich hatte dieses Haus nicht ausgesucht, wie andere Leute ein Haus aussuchen, aus freiem Willen und unter vernünftigen Überlegungen; das Haus hatte mich ausgesucht. Und wenn ich tatsächlich aus einem bestimmten Grund hierher gerufen worden war, dann sollte ich besser herausfinden, worin dieser Grund bestand, und gleich heute damit beginnen. Sofort damit beginnen.
    »Also gut«, sagte ich fest und hob entschlossen mein Kinn. »Ich bin zurückgekommen. Jetzt zeig mir, was es ist, das ich tun soll.«
    Das war in Wirklichkeit schamlos gespielte Tapferkeit. Als ich die Worte sprach, war ich mir noch nicht einmal sicher, ob ich sie an einen Geist, das Haus oder an mich selbst richtete. Und ganz sicher erwartete ich keine Antwort.
    Aber als ich in dem umgebauten Stall auf der Rückseite des Hauses parkte; nahm ich aus dem Augenwinkel eine schemenhafte Bewegung wahr, und als ich den Kopf wandte, sah ich die Gestalt einer jungen Frau im Taubenschlaggarten stehen. Die regungslose, aufrechte Gestalt einer jungen Frau in Grün.
    Einen Augenblick lang geriet ich in Panik, meine Brust wurde eng, doch dann drehte sich die Frau herum und lächelte und winkte, und ich sah, daß es überhaupt kein Geist war, sondern nur Vivien in einem unförmigen, alten, grünen Overall, ihr blondes Haar fiel wirr um ihre Schultern, und ihr Gesicht leuchtete gesund und rosig. Erleichtert ging ich langsam durch das lange Gras auf den verfallenen Taubenschlag zu. Vivien unterbrach ihre Arbeit und stützte sich auf die Harke, während sie mein Herankommen mit freundlichem Blick begleitete.
    »Du bist also wieder zu Hause«, bemerkte sie überflüssigerweise. »Ist alles in Ordnung mit deiner Familie?«
    »Ja, danke.« Neuigkeiten verbreiteten sich in Windeseile. Sie sah aus, als ob sie mehr erfahren wollte, aber ich wechselte schnell das Thema. Ich hatte noch nie gern gelogen. »Ich wußte nicht, daß du dich an der Gartenarbeit versuchst«, sagte ich.
    »Normalerweise nicht. Ich gehe nur Iain ein wenig beim Unkrautjäten zur Hand. Es ist so ein schöner Morgen«, erklärte sie und deutete mit der Hand auf den ungetrübten blauen Himmel. »Ich wollte nicht im Haus eingesperrt sein.«
    »Du gehst mir nicht gerade sehr viel zur Hand, Schätzchen«, warf Iain Sumners Stimme trocken ein. Ich hatte ihn wegen der Steinmauer nicht sehen können, aber als ich näher an den Garten herantrat, richtete er sich auf und streckte sich. »Du harkst jetzt schon seit zwanzig Minuten dasselbe Stück Erde«, beschuldigte er Vivien.
    Sie zuckte gutmütig die Achseln. »Ich bin eben gründlich.«
    »Ach so. Na, ich werde nicht mit dir darüber streiten.« Er bedachte sie noch mit einem schrägen Blick und lächelte mir dann einen Gruß zu, wobei er eine Handvoll erdbehangenen Unkrauts auf einen beachtlichen Haufen neben sich warf. Er sah ganz nach Landbewohner aus an diesem Morgen, in seinen Hosen aus grobem Stoff und einem verblichenen blauen Flanellhemd, die Lederhandschuhe mit den langen Stulpen bis über die Unterarme gezogen. Er sah außerdem erschöpft aus. Seine grauen Augen lagen überanstrengt und tief umschattet in seinem gleichmütigen Gesicht. Ich dachte an meinen Cousin Ronald in Cornwall, der jeden Morgen um vier Uhr aufstand, um seine dreißig Kühe zu melken, und fragte mich zum hundertsten Mal, warum jemand freiwillig Bauer wurde.
    Iain warf einen der vielgetragenen Arbeitshandschuhe von sich und wischte sich mit einer großen, sonnenverbrannten Hand den Schweiß von der Stirn. »Ich habe Geoff deine Nachricht ausgerichtet«, informierte er

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