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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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erneut auf das Porträt.
    Richard de Mornay lächelte zu mir herab.
    Es war Richard de Mornay – dessen war ich mir sicher. Diese stolze, attraktive Arroganz sowie der leichte Zynismus in seinem dunklen, überschatteten Blick waren unverwechselbar. Jemand muß ihn einmal geliebt haben , hatte Mrs. Hutherson gesagt, und wieder antwortete jene kleine, wissende Stimme in mir.
    Ja , sagte sie mit schmerzlicher Klarheit … ich habe ihn geliebt. Aber schließlich wußte ich das schon. Wußte es, wie es schien, schon seit einiger Zeit. Und ich hatte das höchst befremdliche Gefühl – welches nur auf Intuition und auf keinerlei objektiven Tatsachen beruhte –, daß Alfreda Hutherson es ebenfalls wußte.

Kapitel vierzehn
     
    Der Rote Löwe war so voll, wie ich ihn bisher noch nie gesehen hatte, gleich mehrere Tische waren von der Samstagsnachmittagskundschaft belagert, so daß es eine ganze Weile dauerte, bevor Vivien sich wieder zur Bar durcharbeiten konnte, um uns zu bedienen. Sogar Ned hatte sich veranlaßt gesehen, in Aktion zu treten, und war schon zweimal mit Tellern voll Sandwiches und Pommes frites beladen von der Küche aus an uns vorbeigeschlendert.
    »Also«, Vivien warf sich hinter dem Tresen in Positur, und ihr blondes Haar wirbelte um ihr erhitztes Gesicht, »laßt mich raten.« Sie blickte auf Geoff. »Du hast für Julia heute eine Führung durch Crofton Hall veranstaltet.«
    Geoff nickte.
    »Und als Dank für dieses großartige Privileg hat sich Julia bereit erklärt, sich von dir einen Drink spendieren zulassen.«
    »Korrekt.«
    Vivien zuckte die Achseln und grinste.
    »Klingt nach einem selten guten Geschäft, mein Kind«, sagte sie zu mir gewandt. »Was möchtest du?«
    »Einen Gin Tonic bitte«, lächelte ich zurück.
    Zwei Barhocker weiter, neben Geoff, lehnte sich Iain Sumner mit einem mißbilligenden Stirnrunzeln zu mir herüber.
    »Was soll das eigentlich für ein Getränk sein?« fragte er, wobei seine eigene Hand ein beschlagenes Glas dunklen Bitterbieres umfaßte.
    »Achte nicht auf ihn«, riet mir Vivien. »Er hat heute seinen launischen Tag.«
    Iain hob zur Antwort eine Augenbraue. »Hab ich nicht.«
    »Siehst du, was ich meine«, zwinkerte Vivien und schob meinen Drink über den Tresen.
    Geoff drehte sich auf dem Hocker um, um seinen Freund anzusehen.
    »Dir scheint heute wirklich eine Laus über die Leber gelaufen zu sein, Iain. Ist alles in Ordnung?«
    »Alles ist in wunderschönster Ordnung«, gab Iain zurück, »und ich bin in verdammt guter Stimmung, danke.« Er zog eine Zigarette aus dem vor ihm liegenden Päckchen und zündete sie an, seine ganze Haltung eine einzige Herausforderung.
    Geoff und Vivien tauschten bedeutungsvolle Blicke. Vivien wandte ihre Aufmerksamkeit wieder mir zu und stützte sich mit den Ellbogen auf dem Tresen ab, um ihre müden Füße ein wenig zu entlasten.
    »Und«, fragte sie fröhlich, »wie hat dir die Führung gefallen?«
    »Es war toll«, antwortete ich. »Sie haben sich viel Mühe gegeben bei der Restaurierung der alten Räume – es ist, als ob man der Vergangenheit gegenüberträte.«
    »Das kann man übrigens wörtlich nehmen«, warf Geoff ein. »Julia hatte eine Begegnung mit dem Geist im Kavalier-Schlafzimmer.«
    Viviens Augen leuchteten erregt auf. » Wirklich? Und was für ein Gefühl hattest du dabei?«
    »Ein Gefühl von Schock«, sagte ich, zurückdenkend, »und von tiefem Schmerz und … so eine Art Beten, falls das irgendeinen Sinn ergibt.«
    »Genau das ist es«, nickte Vivien. »Es ist ganz schön beeindruckend, oder? Ziemlich unheimlich, aber trotzdem aufregend.«
    Iain beugte sich abermals zu mir herüber und sah mich mit einem seltsam starren Blick an. »Du glaubst also an sie. Geister, meine ich.«
    »Ja, das tue ich«, entschied ich und reckte mein Kinn ein wenig. »Ich glaube ganz sicher, daß es Dinge auf dieser Welt gibt, die wir nicht auf wissenschaftliche Weise erklären können – noch nicht, jedenfalls –, aber das macht sie nicht weniger wirklich. Hamlet hat das schließlich auch schon gesagt.«
    »›Mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, Horatio‹?« zitierte er. »Na ja, Hamlet war ja auch ein kleiner Spinner.«
    »Du glaubst nicht an ihre Existenz?« fragte ihn Geoff.
    »Ich bitte dich«, Iains graue Augen lächelten spöttisch. »Schließlich bin ich Schotte. Du kannst in Schottland keinen halben Kilometer gehen, ohne auf die Rockschöße des einen oder anderen Geistes zu treten. Aber oben im Gutshaus habe ich noch

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