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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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schloß ich den Deckel des Pults und betrachtete erneut nachdenklich den verschlungenen Buchstaben »H« auf dem Namensschild. War es denn möglich, fragte ich mich, daß das »H« für »Howard« stand? Hatte dieses einfache, kleine Tischchen einmal einem der Howards von Greywethers gehört?
    Ich schüttelte verwirrt den Kopf. All das erschien mir so unglaublich phantastisch, jenseits aller Wahrscheinlichkeit. Soviel Zufall war einfach nicht möglich, dachte ich. Oder … etwa doch? Ich ließ das Armband durch meine Finger gleiten wie die Perlen eines Rosenkranzes, und die Paradiesvögel schienen mir zuzuzwinkern, wenn das Licht ihre Glasaugen in einem bestimmten Winkel traf. Vielleicht, grübelte ich, wenn vielleicht wirklich alles aus einem bestimmten Grund geschah und wenn es wirklich eine geheimnisvolle Kraft gab, die uns unserer Bestimmung oder unserem Schicksal zuführte, war mein Auffinden des Armbands am Ende doch kein so großer Zufall. Vielleicht war es sogar notwendig …
    Ein lautes, forderndes Klopfen an meiner Hintertür schreckte mich aus meinen Überlegungen, und ich warf schnell das Armband zurück in das Schoßpult, bevor ich ging, um zu öffnen. Mein Verstand jedoch hatte den Gedankengang noch nicht ganz aufgegeben, und die Zerstreutheit muß deutlich auf meinem Gesicht zu lesen gewesen sein, als ich die Tür aufriß und mich dem Mann gegenübersah, der draußen auf der Schwelle stand.
    Iain Sumner füllte den Türrahmen aus und hielt fast das ganze Sonnenlicht ab. Seine Miene war vorwurfsvoll.
    »Du hast Unkraut gejätet«, sagte er ausdruckslos, »stimmt’s?«
    Er wollte zweifellos gerade mit einer seiner temperamentvollen Standpauken beginnen, vor denen mich Vivien gewarnt hatte, aber ich wurde im letzten Moment durch einen recht außergewöhnlichen Zwischenfall gerettet – zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen brach ich in Tränen aus.
    Dieser Ausbruch, muß ich zugeben, war nicht annähernd so spektakulär wie der in Toms Haus in Hampshire, aber immerhin verschleierten sich meine Augen, und mein Mund begann leicht zu zittern, und Iain hörte sofort auf, finster dreinzusehen, um mich dafür mit einer Mischung aus Besorgnis und Zerknirschung anzustarren. Es war beinahe komisch, den selbstgewissen Schotten so völlig sprachlos zu sehen, weshalb ich es nicht verhindern konnte, daß meine Lippen sich zu einem kleinen Lächeln verzogen.
    »Tut mir leid«, sagte ich und wischte mir die Augen, »es liegt nicht an dir. Es ist nur, daß  …« Ich zögerte und suchte nach einer Erklärung, kam aber zu dem Schluß, daß es keine einfache Erklärung für meinen überreizten Zustand gab. »Jedenfalls«, schniefte ich, »es stimmt, ich habe in deinem Garten gejätet. Habe ich sehr viel Chaos angerichtet?«
    Iain blickte einfach nur auf ein schlaffes, verwelktes Pflänzchen in seiner Hand, schien zu überlegen, sagte dann aber nichts. Er nahm die Hand hinter seinen Rücken, ließ die Pflanze fallen und sah mir gerade in die Augen.
    »Nein, so schlimm ist es gar nicht«, sagte er.
    Er war ein charmanter Lügner, und ich sagte es ihm. Lachend legte er den hopf zur Seite, und als er befriedigt feststellte, daß ich mein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, sagte er: »Hör zu, ich mach dir einen Vorschlag. Wenn du so darauf versessen bist, mir bei der Arbeit zu helfen, dann komm doch einen Augenblick mit raus, damit ich dir zeigen kann, was Unkraut ist und was nicht.«
    »Ich dachte, du kannst es nicht leiden, wenn andere Leute in deinen Gärten herumpfuschen.«
    »Das ist nur ein häßliches Gerücht«, grinste er: »Komm mit, es wird nicht lange dauern.«
    Als ich über die Schwelle nach draußen trat, um ihm zu folgen, bückte ich mich und hob die ausgerissene Pflanze auf, die er so galant weggeworfen hatte. »Das war aber keine südafrikanische Irgendwas, oder?« fragte ich vorsichtig.
    Er sah mich mit einem kaum wahrnehmbaren Zwinkern in den Augen an: »War es nicht«, versicherte er mir nachdrücklich. »Wenn du eine von denen ausgerissen hättest, hättest du was zu hören bekommen, Tränen hin oder her.«
    Es war, wie ich hinterher feststellte, genau das, was ich gebraucht hatte – eine halbe Stunde in der Erde herumzuwühlen, das trockene, staubige Gefühl des Bodens an meinen Fingerspitzen zu spüren und den scharfen, süßen Geruch der von der Sonne erwärmten Blätter und Blüten einzuatmen. Das tröstete mich, gab mir ein Gefühl der Geborgenheit und verwurzelte mich wieder in der

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