Mariannes Traenen
nicht. Sie wollte es auch gar nicht ergründen, warum sie so fühlte. Sie ergriff nur seine Hand, küßte sie zärtlich und ließ den Frieden zu, der sie dabei erfüllte. Sie spürte das Brennen, das seine Peitsche auf ihren Lenden hinterlassen hatte, und war ihm zugleich dankbar für alles, was er mit ihr getan hatte.
Vielleicht war das der Grund dafür, wieso sie ihn mit ängstlichem Erstaunen ansah, als er sich vorsichtig von ihr befreite und aufstand. Er ging einen Schritt weg von ihr und hob etwas silbrig Glänzendes vom Boden auf. Als er damit auf sie zukam, erkannte Marianne eine schwere Kettenleine in seiner Hand. Unwillkürlich ging sie auf ihre Knie und bot fügsam ihren Hals, damit er sie daran befestigen konnte. Marianne wußte, was er von ihr wollte, und es schien ihr zutiefst natürlich, ihm nun auf diese Weise zu dienen. Kniend und von ihm an der schweren Kette gehalten empfing sie ihn, wie sie einen König empfangen hätte. Dem sie so ergeben war, daß es keiner Scham mehr bedurfte, um ihre Seele zu beschützen. Sie gehorchte der Hand, die sie führte, wollte ihr gehorchen. Und fühlte sich nicht wie eine Sklavin, als er sich endlich in ihrem Mund verströmte. Im Gegenteil: Marianne kam es vor, als wäre sie seine gehorsame, ergebene Königin, Eigentum ihres Herrn und Königs. Angekettet und auf Knien fühlte sie sich seltsamerweise nicht von ihm erniedrigt, sondern erhöht, gehalten und geborgen. Sie war ihm nicht ausgeliefert, sondern gab sich ihm hin und machte ihm alle Rechte zum Geschenk, die er nur aus diesem Grund an ihr besaß. Es war keine andressierte Geste, als sie sich zu Boden beugte und ihm die Füße küßte. Sie wollte es so, wollte ihm zeigen, daß es ihm in diesem Moment zustand. Und ihr selbst ebenso. Die Gefühle überwältigten sie. Noch während sie ihm ihren tiefempfundenen Dank auf den Rist hauchte, brachen die Dämme. Das Salz seiner Macht, das er in ihren Mund ergossen hatte, vermischte sich mit dem ihrer Tränen, die sie mit den Lippen zärtlich von seinen Füßen aufnahm. Sie ließ es nicht zu, daß er sie gleich wieder aufhob, wollte diesen kostbaren Moment nicht vorschnell beenden. Doch er war stark, hob sie auf, löste die Leine von ihrem Halsband. Und als sie trotz seiner Führung keine Schritte machen konnte, hob er sie kurzerhand auf und trug sie hinüber auf ihr Bett.
Marianne weinte immer noch, als er sie längst zugedeckt hatte und in seinen Armen hielt. Sie fühlte sich befreit. Frei von all den Lasten, die sie bedrückt hatten. All das Elende und Schmutzige der vergangenen Tage und Jahre hatte er aus ihr herausfließen lassen. Den Rest schwemmten ihre leisen Tränen fort. Mattigkeit breitete ich in ihr aus. Eine wohlige Wärme begann, sie zu durchströmen und ließ sie versinken.
Als sie aus ihrem traumlosen Schlaf erwachte, breitete die einsetzende Dämmerung bereits ihr mildes, blasses Licht im Zimmer aus. Sie hörte Rudolf telefonieren. „Wollt ihr zum Essen kommen? Oder soll ich Elsa bitten, euch etwas hochzubringen?“, hörte sie ihn fragen. Versonnen faßte sie an ihren Hals, spielte in dem Ring der schweren Fessel, die sie noch immer trug und an der er sie gehalten hatte. Sie schmeckte ihn immer noch. Jetzt telefonierte er mit Elsa. Ihre Kehle war trocken, brennender Durst erfüllte ihren Mund. Als hätte er es geahnt, bot er ihr im gleichen Moment ein großes Glas Wasser an, das sie gierig und in einem Zug trank.
„Zieh dir etwas über. Die beiden kommen gleich zum Essen.“
Marianne nickte. Dann fragte sie: „Darf ich deine Fesseln anbehalten?“
Er lächelte nur und küßte sie. Es genügte ihr als Antwort.
KAPITEL 21
Vierundzwanzig Stunden später kniete Marianne wieder. Svenja hatte sie soeben an eine Leine gelegt, und mit gesenktem Haupt und weit gespreizten Beine harrte sie kniend der Dinge, die nun kommen würden.
Neben ihr kniete Kathrin. Svenja hatte ihr gerade die Hände auf dem Rücken zusammengeschlossen und nestelte nun mit nervösen Fingern an einer Art Geschirr aus Lederbändern, das sie um Kathrins Kopf befestigte. Marianne wagte einen verstohlenen Blick und erschrak. Die Krönung von Kathrins Aufmachung war ein großer Stahlring der, links und rechts von je zwei Bügeln gehalten, ihren Mund weit aufzwang. Marianne hörte ihre Tochter röcheln und keuchen; die unnatürliche Spreizung der Kiefer machte es ihr annähernd unmöglich, durch die Nase zu atmen.
„Das wird dich lehren, in Zukunft dein vorlautes, freches Mäulchen
Weitere Kostenlose Bücher