Mariannes Traenen
zu halten und es nur noch zu dem zu gebrauchen, wozu es bestimmt ist “, sagte Svenja leise. Es sollte höhnisch klingen, doch der Anflug von Nervosität in ihrer Stimme war nicht zu verbergen. Am Schwebebalken kauerte Walter. Offenbar hatte sich Svenja schon vorher mit ihm vergnügt. Sein Gesäß war übersät von den frischen, roten Abdrücken einer Peitsche.
Marianne zitterte vor Scham und Wut. Sie wollte sich nicht vorstellen, wozu Kathrins entwürdigende Fesselung gut sein mochte, konnte es aber nicht verhindern; es war zu offensichtlich. Den ganzen Tag hatten sie und Kathrin in enger Umarmung im Bett verbracht. Marianne hatte ihre Tochter immer wieder in den Arm genommen und sie gestreichelt und getröstet. So wie früher, als Kathrin noch ein kleines Mädchen war und Angst davor hatte, zum ersten Mal in die Schule gehen zu müssen, oder zum Doktor, um sich impfen zu lassen. Die beiden Männer waren den ganzen Tag in ihrer Nähe geblieben, schweigsam beide, und sehr bemüht, ihnen die Wartezeit so angenehm und kurzweilig wie möglich zu gestalten. Für eine Stunde war es ihnen allen sogar gelungen, sich abzulenken beim Anschauen einer Komödie, die Konrad auf DVD mitgebracht hatte. Doch irgendwann war der Abend gekommen und Rudolf hatte mit einem leisen „Es ist Zeit!“ die Sklaven-Fesseln vor sie auf den Couchtisch gelegt. Wie gerne hätte sie jetzt seine dunkelbraunen Fesseln an Hals und Händen getragen. Doch es waren nur die schlichten, schwarzen Fesseln, die sie als Sklavin auswiesen. Diese Fesseln schmückten sie nicht. Sie waren allein dazu da, sie anzubinden und wehrlos zu machen. Ergeben hatten sich die beiden Frauen die Zeichen ihres minderen Standes anlegen lassen und waren gegangen. Schweigend und grußlos. Beide schämten sich zu sehr, Marianne vor Rudolf und Kathrin vor ihrem Konny.
Und die Männer hatten es akzeptiert, hatten ihnen in die Mäntel geholfen und sie dann ohne Abschied gehenlassen, um sich fremden Herren auszuliefern. Schweigend hatten beide danach im Flur von Mariannes Wohnung verharrt.
„Willst du wirklich mit mir hoch gehen?“, hatte Rudolf irgendwann leise gefragt. „Du … du mußt dir das nicht antun.“
Aber Konrad hatte nur den Kopf geschüttelt. „Ich … ich weiß es nicht. Ehrlich – ich weiß es nicht.“
Rudolf hatte ihn bei der Sc hulter genommen. „Konrad, bleib bitte hier. Erspare es dir, und vor allem auch ihr. Zu erfahren, daß du ihr Elend auch noch betrachtet hast, macht es nur noch schlimmer.“
Konrad hatte ihn darauf fragend angesehen.
„Du kannst ihr hinterher aufrichtig versichern, daß du es nicht gesehen hast. Es wird ihr die Zeit geben, ihre Scham zu überwinden, bevor sie dir davon erzählt …“
„ … Falls sie das überhaupt will“, hatte Konrad den Satz beendet.
„Falls sie das überhaupt will. Das macht es ein klein wenig einfacher für sie. Und für dich auch.“
„Was hast du ihnen gesagt ?“, hatte Konrad wissen wollen.
„Daß ich alleine in Zimmer 314 sein und die Aufnahme überwachen werde. Und ich hatte den Eindruck, es war ihnen ganz recht so.“
„Gut “, Konrad nickte. „Dann machen wir es auch genau so. Ich werde hier warten, das Bad richten – und die Sekunden zählen.“
Rudolf hatte ihn schließlich umarmt. „Ich weiß “, hatte er leise gesagt. Dann hatte er lautlos die Tür geöffnet und war den beiden Frauen hinterher in den dritten Stock geeilt, wo er die Aufnahmegeräte schon laufend vorfand. Nur wenige Minuten später hörte er Schritte im Hotelflur, Männerstimmen, Lachen.
Jetzt! dachte Marianne, als sie es an die Tür klopfen hörte. Jetzt war der Augenblick der Vollstreckung gekommen. Nun müßten sie beide durchhalten – komme was da wolle. Gerne hätte sie in die Richtung geschaut, wo sie die Kamera vermutete. Und dahinter Rudolf, ihren einzigen Schutz – in unerreichbarer Ferne.
„Hallo Svenja, wie ich sehe, sind die beiden schon hergerichtet.“
„Ja, Gunther.“
Svenja klingt Gunther gegenüber seltsam unterwürfig, dachte sich Marianne. Gunther folgte ein Mann, vielleicht fünfzig Jahre alt und ähnlich groß wie Gunther. Auch er wirkte hager aufgrund seiner Größe, aber sportlicher als Gunther. Spärlicher Haarwuchs befand sich noch über seinen Ohren, ansonsten hatte er eine von der Stirn ausgehende Glatze. Er wirkte gepflegt.
„Schau her, Sohn. Hier sind unsere Spielzeuge für den Abend.“
Er hatte das Wort an einen Jungen gerichtet, der Marianne kaum älter sch ien als
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