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Mariannes Traenen

Mariannes Traenen

Titel: Mariannes Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas M.
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und begann, sie zu streicheln. „Du … du erlebst aber auch einen Alptraum?“, fragte sie zögernd. „Und es ist nicht, weil …“ Sie atmete tief durch und er spürte den Kampf in ihr. „Es ist nicht, weil … weil ich eine … eine Hure geworden bin?“ Sie verbarg ihr Gesicht im Bettzeug. „Es ist nicht, weil du mich verachtest?“
    Er lachte. „Ach Marianne! Wenn sie dich vergewaltigen, dann tut es mir in der Seele weh. Weil ich es dir in dem Moment nicht ersparen kann. Aber in meinem Alter …“ Er brachte sie dazu, sich umzudrehen und ihn anzusehen. „Ich würde es dir wirklich gerne ersparen. Es tut mir so leid, daß du da durch mußt. Aber in meinem Alter, da gibt es die Menschen sowieso nur noch als Gebraucht-Exemplare. Also das – das ist es ganz bestimmt nicht.“ Er zögerte einen Moment, dann küßte er ihr Haar. „Nichts, was sie dir antun, ändert dich in meinen Augen“, sagte er leise.
    Marianne lag reglos . Die Panik war aus ihren Augen verschwunden. Mit einem Mal war sie wieder die schöne, elegante Mittvierzigerin, feminin, deren Ausstrahlung für einen Mann unwiderstehlich sein konnte. Und sie fühlte sich auch so. Wie macht er das nur?
    „Würdest du mir eine Frage beantworten, Rudolf?“
    „Wenn die Zeit dazu ist – jede.“
    Sie drehte den Kopf und sah zu ihm auf. „Würdest du mich auch in Fesseln legen und schlagen wollen, wenn ich auf einen Flirt eingegangen wäre und wir uns ineinander verliebt hätten?“
    Er atmete heftig ein bei der Frage und hielt für einen Moment die Luft an. Dann atmete er langsam wieder aus. Er schloß die Augen. „Ich würde “, er öffnete die Augen und sah sie an, „mir deinen Gehorsam wünschen.“ Er nickte nachdenklich. „Nicht im Alltag. Aber wo es um … wo es darum geht … ja, ich würde mir das Recht wünschen, Herr über deine Gefühle zu sein. Und über deine Lust zu verfügen. Nur das ganze Getue drum herum, die Masken, Gestelle, Ketten, die Positionen, Regeln, Anreden – die tausend Peitschen …“ Er hob die Schultern.
    „Eine würde reichen “, sagte sie. Und es lag ein fragender Unterton darin, wie sie es sagte.
    „Ja “, antwortete er nach langem Zögern. „Eine würde reichen.“

    „Die Sache mit dem Napf war schlimm“, sagte sie, nachdem beide lange Zeit geschwiegen hatten. „Warum hast du den eigentlich mitgebracht?“ Da war keine Ironie in ihrer Frage. Marianne sprach vollkommen ernst.
    „Wenn ich dir am Freitag morgen gesagt hätte, zu was manche Menschen fähig sind, wenn sie erst mal einen anderen behandeln können als sei er recht- und würdelos – hättest du mir geglaubt?“
    „Daß ich schlechter behandelt werde als ein Tier? Nein!“
    „Marianne, im Moment bist du eine Sklavin. De facto ist es so. Du hast keine Möglichkeit mehr, über dich und deinen Körper zu bestimmen, weil die Gesellschaft dir dieses Recht genommen hat, weil es dein gesellschaftliches und wirtschaftliches Ende wäre. Und das deiner Tochter. Das war die Entscheidung, vor die sie dich gestellt haben, und du hast die Sklaverei gewählt. Damit hast du akzeptiert, daß sie die Männer auswählen, denen du zu Willen sein mußt. Svenjas Herr nutzt das natürlich aus. Nur deswegen hat er die Situation forciert.“
    „Er hat mir eine Falle gestellt.“ Marianne biß auf ihre Unterlippe. „Er und sein verschissenes Schoßhündchen.“
    „So sehe ich das auch. Und du bist ihnen auf den Leim gegangen. Perfide, aber so ist es nun mal passiert. Dieser Mann kennt keine Skrupel. Andere Menschen sind für ihn nur ein Mittel zum Zweck; Frauen sind für ihn Währung. Manchmal auch Genußmittel. Wegwerf-Frauen allemal. Für die Männer, denen er dich ausliefert, bist du bestenfalls ein fickbares Tier, schlimmstenfalls jemand, den man hemmungslos quält. Mit der einzigen Begründung, daß man dich quälen darf.“
    Marianne hörte regungslos zu.
    „Aus dem gleichen Grund, aus dem Svenja mich bewundert, wie gut ich mit Sklavinnen umgehen kann, Erziehung, Dressur, Sklavinnenseele, der ganze Unsinn, aus dem gleichen Grund hält dieser Gunther mich für einen romantischen Idioten. Für den bin ich genauso ein Mittel zum Zweck wie du auch.“
    „Warum tust du es dann?“
    „Weil ich nur so an ihn herankomme. Es gibt nur einen Weg, eine Erpressung zu beenden.“
    „Welchen?“
    „ Verdorbene Ware! “
    „Verdorbene Ware?“ Sie richtete sich auf. „Was meinst du damit?“
    Er schüttelte den Kopf. „Es ist besser für dich, wenn wir auch

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