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Mariannes Traenen

Mariannes Traenen

Titel: Mariannes Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas M.
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darüber nicht reden. Noch nicht. Du mußt mir bitte vertrauen.“
    „Sonst kann ich nichts tun?“ Sie atmete heftig aus.
    „Nein. Du bist tatsächlich in der Rolle der Sklavin gefangen.“
    Marianne schüttelte den Kopf. „Wir leben im 21. Jahrhundert .“
    „Das erspart dir das Baumwollfeld.“ Er kam ihrem versuchten Einwand gleich zuvor: „Erzähle mir nicht, das wäre dir lieber. Erstens versuchst du mit deiner Entscheidung, genau das zu vermeiden …“
    „Das ist nicht wahr !“, rief sie empört und richtete sich auf.
    „Dann kündige!“ Rudolf hockte sich in den Schneidersitz.
    „Das kann ich nicht!“, rief sie verzweifelt.
    „Dann füge dich!“
    „Das will ich nicht!“ Sie schloß die Augen in hilflosem Schmerz.

    Rudolf hatte das Bett verlassen und war dabei, sich noch einmal Teewasser zu bereiten. Für geraume Zeit war kein Wort gefallen. Schweigend übergoß er das Tee-Ei mit brodelndem Wasser. Dann brachte er die Tasse zum Tisch und setzte sich davor.
    „Also gut “, sagte er nach einer Weile. „Was sind deine Möglichkeiten?“ Und als sie eine Weile nichts darauf antwortete: „Es gibt Dinge, die du tun kannst – und Dinge, die du nicht tun solltest.“
    „Mich ficken lassen. Und auspeitschen “, kam es gallig vom Bett.
    „Richtig!“ Rudolf hob seine Stimme nicht.
    „ Oh Gott! “ Sie vergrub ihr Gesicht in Händen.
    „Komm zu mir!“
    Marianne erhob sich und wollte sich auf ihren Stuhl setzen.
    „Nein! Hierher zu mir. Und knie dich hier hin. Vor mich.“
    Zögernd trat sie vor ihn. Er nahm ihre Hände und zog sie vorsichtig auf die Knie. „Und jetzt?“, fragte sie unsicher.
    „Hör zu! Du willst kündigen, kannst es aber nicht. Ich bin mir in dem Punkt zwar noch nicht hundert Prozent sicher, aber ich habe Gründe davon auszugehen, daß du und deine Tochter dadurch vom Regen in die Traufe kämt.“
    „ Kathrin! “, rief Marianne entsetzt. Aber Rudolf bedeutete ihr, zu schweigen.
    „Frage mich nicht. Es ist besser, wenn ich noch nicht darüber rede.“
    „Auch zu mir nicht?“ Tränen traten ihr in die Augen.
    „Zu dir ganz besonders nicht. Deswegen muß ich ja gleich nochmal weg. Vielleicht kann ich das noch kitten. Ich kann dir auch nicht erklären, warum das so ist. Aber nochmal!“ Er begann an den Fingern abzuzählen:
    „Du willst kündigen, kannst es aber nicht. Du kannst dich fügen, willst es aber nicht. Weil du Angst davor hast. Was ein Ende der Erpressung betrifft, versuche ich, dir zu helfen, darf dir im Moment aber noch nichts darüber sagen.“ Er hielt mit seiner Rechten demonstrativ den Ringfinger seiner Linken und sah sie eindringlich an „Was dein Überleben als Sex-Sklavin betrifft – da kann ich dir helfen! Frage mich bitte nicht, woher ich meine Erfahrungen habe, glaube mir einfach.“ Er schüttelte sanft den Kopf vor ihrem fragenden Blick. „Später vielleicht“, sagte er fast unhörbar. Und fuhr fort. „Es gibt trotz oder gerade wegen deiner Lage tatsächlich einen einzigen, aber wesentlichen Vorteil, den du ihnen gegenüber hast.“
    „ Ich?“, fragte sie ungläubig.
    „Ja. Du. Für sie bist du vor allem ein Mittel zum Zweck. Also werden sie dir keinen Schaden zufügen. Körperlich meine ich. Es wäre für sie ein direkter Nachteil. Körperlich mußt du also unversehrt bleiben.“
    „Und wo ist da der Vorteil? Daß ich besser verkäuflich bin?“
    „Wenn du so willst – ja. Der Haken ist: Es muß dir gelingen, dabei nicht den Verstand zu verlieren. Dann haben wir eine reale Möglichkeit, aus der Sache rauszukommen.“
    „Und wie soll das gehen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Wie soll ich nicht durchdrehen bei solchen … solchen …“ Sie ballte die Fäuste. „Bei solchen kranken Schweinen wie diesem … diesem … gestern …“
    Er beugte sich vor und verschloß ihr den Mund. „ Indem du es meinetwegen tust. Unterwirf dich, und – tu es für mich! “
    Er ließ sie los, und Marianne glotzte ihn an.
    „Du hast richtig verstanden.“
    Sie schüttelte ungläubig den Kopf.
    „Marianne, du willst dich nicht fügen, aber du kannst es. Hast du selbst erlebt. Doch du gehst unweigerlich vor die Hunde, wenn du dich dauernd gegen etwas wehrst, wogegen du dich nicht wehren kannst. Wenn du weiterhin aus jedem der Männer, denen du dich unterwerfen mußt, eine unausweichliche Niederlage machst, dann hast du in spätestens einer Woche den Dachschaden, den sie von dir wollen. So paradox es ist, deine Stärke und dein innerer Widerstand

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