Marianowicz-Methode
zu einem Friseur gehen, der ausschließlich Kurzhaarschnitte macht und diese zudem als das einzig Wahre überhaupt anpreist? Oder möchten Sie als Mann in einem Geschäft einkaufen, das nur graue Anzüge führt? Weil die eben »zeitlos« sind … Vermutlich nicht, denn schließlich möchten Sie sowohl bei Haarschnitt als auch bei Kleidung etwas, das vor allem zu Ihrem Typ passt, und keinen Einheitslook von der Stange.
Dieser Variantenreichtum sollte auch für die Behandlung von Rückenerkrankungen gelten. Denn die eine Therapie, die für alle Wirbelsäulenprobleme richtig ist, gibt es einfach nicht. Dazu sind diese Erkrankungen viel zu komplex, das Schmerzempfinden ist viel zu individuell, und auch die Lebensumstände der Betroffenen sind viel zu unterschiedlich.
Werden Sie deshalb misstrauisch bei einem Arzt, der sich auf eine bestimmte Therapie spezialisiert hat und diese auch fast ausschließlich anwendet. Das erinnert dann schnell an den beliebten Verkäufersatz: »Das wird immer sehr gerne genommen …« Wichtig ist eine maßgeschneiderte Behandlung, die der Arzt mit Sorgfalt aus einem Therapiespektrum mit einer großen, aber sinnvollen Bandbreite für Sie persönlich zusammenstellt.
Vorsichtig sein sollten Sie als Patient auch bei Rückenzentren, die sich sowohl auf Schmerztherapie als auch auf Operationen spezialisiert haben. Das ist ein wenig so, als ob ich ein vegetarisches Restaurant betreibe, auf die Frage eines Gastes nach einem Stück Fleisch aber sage: »Gehen Sie hier durch die Tür, gleich nebenan haben wir auch noch ein ebenfalls exzellentes Steakrestaurant.« Bei solchen Kombi-Zentren erscheint mir die Schmerztherapie dann eher als Feigenblatt, um den Patienten schlussendlich doch auf den Operationstisch zu bekommen.
Momentan schießen Schmerzzentren für Wirbelsäulen wie Pilze aus dem Boden. Manchmal leider betrieben von Ärzten, die bisher auf Hüftleiden abonniert waren … Als wir vor 20 Jahren mit der interventionellen
Schmerztherapie begannen, gab es in Deutschland gerade mal vier Zentren, die sich dieser Thematik verschrieben haben. Inzwischen gibt es erfreulicherweise fast überall Schmerzzentren. Und auch die großen Kliniken, die uns anfangs belächelt haben, wurden durch die Nachfrage von Patienten dazu gezwungen, ebenfalls solche Zentren aufzubauen. Die Qualität dieser Zentren hängt allerdings entscheidend von der Qualifikation, der Erfahrung der Ärzte, die dort arbeiten, und der notwendigen Ausstattung ab.
Falls Sie das schlecht einschätzen können: Bitten Sie um Kontakt zu Patienten mit dem gleichen Krankheitsbild. Ein seriöser Arzt wird Ihnen das nicht verweigern – ganz im Gegenteil. Auch über die großen Schmerzgesellschaften bekommen Sie Adressen von guten Schmerztherapeuten, die auf Rückenleiden spezialisiert sind. Häufig ist es sinnvoll, einen Physiotherapeuten nach einem Experten zu fragen. Denn diese sehen einen repräsentativen Querschnitt von Patienten und haben zudem Zeit, sich mit dem Patienten länger zu unterhalten.
Und: Fragen Sie den Kollegen einfach mal, ob er seine Frau, seine Mutter oder seine Kinder genauso behandeln würde. Holen Sie sich im Zweifel eine zweite oder auch dritte Meinung durch einen konservativ oder minimalinvasiv behandelnden Kollegen ein. In Amerika ist so eine »second opinion« absolut üblich – und kein Kollege dort würde sich dadurch brüskiert fühlen.
Checkliste: Wie finde ich einen seriösen, guten Arzt?
Einige Orthopäden haben sich auf bestimmte Gebiete spezialisiert. Was nützt Ihnen bei Rückenleiden ein Knie- oder Hüftgelenkspezialist? Bei Ärztevereinigungen können Sie sich danach erkundigen.
Falls ein Eingriff unumgänglich ist: Fragen Sie den Arzt, wie oft er ihn schon durchgeführt hat.
Ein guter Arzt wird Ihnen das Gefühl geben, Sie ernst zu nehmen und sich in Ihr Problem hineindenken zu können.
Ein seriöser Arzt wird kein Problem damit haben, Ihnen Kontakte zu Patienten zu vermitteln, die die Behandlungsmethode oder den Eingriff schon hinter sich haben und darüber berichten können.
Lassen Sie sich das Therapieverfahren genau erklären, fragen Sie nach Risiken und nach der Haltbarkeit des Ergebnisses. Scheuen Sie sich nicht, noch mal rückzufragen, wenn Sie etwas nicht verstanden haben. Lassen Sie sich nicht mit lateinischen Fachausdrücken bombardieren, fragen Sie einfach nach der Übersetzung.
Werden Sie misstrauisch, wenn ein Arzt Ihnen perfekte Ergebnisse verspricht oder Sie gleich zu einer ganz
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