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Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Marie ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Brevieren, abgewetzten Alben und Stolen, Kerzenresten, mottenzerfressenen Altardecken und angeschlagenen Vasen. So eine Schlamperei! Obwohl Bérenger nach und nach die prächtigsten Gerätschaften und Devotionalien gekauft hatte, waren Antoine die alten Sachen sakrosankt. Nun schleppte ich alles in jene Ecke der Sakristei, die mit einem schweren schwarzen Samtvorhang abgetrennt ist, der bis auf den Boden fällt. Endlich war der Schrank leer, und ich besah mir gründlich seine Rückwand. Sie bestand aus zehn zusammengeleimten, ziemlich wurmstichigen, aber dennoch massiven Eichenbrettern. Entschlossen nahm ich das Stemmeisen und setzte es im Spalt zwischen zwei Brettern an. Das Holz knirschte, bewegte sich aber kaum von der Stelle. Ich schwitzte, und mein rechter Arm zitterte vor Anstrengung. Nach einigen Sekunden probierte ich es erneut. Und nun dauerte es nur wenige Augenblicke, bis sich ein größerer Span löste. Danach ging es Schlag auf Schlag: Das restliche Holz fing zu splittern an, um sich dann vollends aus dem Verbund zu lösen. Endlich hatte ich vor meinen Augen ein Stück rohes, unverputztes Mauerwerk, das mich jedoch noch immer viel zu weit von der geheimen Kammer trennte und dem, was morgen darinnen gesprochen werden sollte.

    Guter Rat war teuer. Wie sollte ich den Mörtel aus den Fugen entfernen? Jetzt nicht aufgeben, sagte ich mir und fing an, mit dem Stemmeisen zu kratzen. Ich kratzte, schabte und pickerte so lange, bis mein rechter Arm erneut heftig zu zittern begann. Dann nahm ich die Kerze hoch und leuchtete in den Spalt.
    Ja, dachte ich, das wird genügen.
    Ich schloss den Schrank und machte mich, hundemüde und aufgeregt zugleich, auf den Rückweg. Asmodis hinterhältiges Grinsen im Mondlicht war es, das mich noch einmal innehalten und dann auf der Stelle umkehren ließ. Ich zündete ein weiteres Mal die Kerze an und kramte das Ölkännchen hervor, das ich in Antoines Kasten gesehen hatte. Vorsichtig träufelte ich einige Tropfen in die alten Scharniere der Schranktür, damit sie morgen früh nicht genauso quietschten, wie sie das eben getan hatten.
    Diesmal verließ ich die Kirche, ohne Asmodi anzublicken.

    Kurz vor Sonnenaufgang weckte ich Antoine und schickte ihn nach Esperaza, um dort Briefpapier, Kopfwehpulver und allerlei Krimskrams zu besorgen. Ich hatte ihn wohl auf dem linken Fuß erwischt, denn er wurde richtig patzig: „Gerade heute hatte ich mir vorgenommen, mit Félix die Käfige auszumisten“, nörgelte er. „Sind die Einkäufe denn wirklich so eilig, Marie?“
    Ich nickte. „Es muss sein, mein Alter! Félix kommt allein zurecht. Aber wenn du schon unten im Tal bist, so genehmige dir doch am Nachmittag einen Roten vom Fass“, sagte ich und steckte ihm ein paar Münzen zusätzlich zu. Murrend fügte er sich in sein Schicksal, stand bald stadtfein angezogen – oder was er dafür hielt - vor mir, um die lange Einkaufsliste noch einmal mit mir zu besprechen, und zog dann seines Weges.
    In aller Eile belegte ich jetzt ein Dutzend Sandwiches mit Wurst, Käse, Eiern und eingelegten Gurken und trug die große Platte zum Geheimzimmer.
    Als ich gerade den Frühstückstisch für die Priester richtete, kam Bérenger in die Küche, mehr wankend als aufrecht, dunkle Ringe unter den Augen, ein müdes Lächeln im Gesicht.
    „Guten Morgen, liebe Marie“, sagte er ungewohnt feierlich und küsste mich doch tatsächlich zärtlich auf den Mund. Seine Geste ließ mich vor Freude erröten, und auf der Stelle bekam ich ein schlechtes Gewissen, weil ich gerade heute ihn dreist zu hintergehen plante.
    „Du bist ein tüchtiges Mädchen“, lobte er mich leise. „Hast schon alles vorbereitet, nicht wahr?“
    Ich nickte und bedachte ihn mit einem Lächeln. Er konnte nicht ahnen, wie gut ich alles vorbereitet hatte.
    Kurz darauf lockte der Kaffeeduft auch Boudet aus den Federn. Mit seinem zweitbesten schwarzen Priesterrock angetan, kam er die Treppe herunter und setzte sich an den Küchentisch. Er gähnte laut, band sich erwartungsvoll eine Serviette um den Hals, verbrannte sich sodann die Zunge am heißen Kaffee und verschlang dennoch ungerührt etliche Brote mit Honig, danach noch zwei weitere, die er dick mit Aprikosenmarmelade bestrich. Dazu trank er Unmengen Kaffee, in die er viel Milch und Zucker gab. Endlich war er satt. Während ich abräumte, trommelte Bérenger nervös mit den Fingern auf der Tischplatte herum. Tack, tack … tack, tack, tack ... tack, tack … tack, tack, tack … Boudet

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