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Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Marie ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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großes Grabmal? Langsam kamen Erinnerungsfetzen zum Vorschein, die ich erst mühsam zusammensetzen musste, bevor sie ein Bild ergaben. Wieso sah ich plötzlich meinen Bruder Barthélémy vor mir, wie er verschmutzt und zerkratzt und voller Aufregung von einem seiner sonntäglichen Ausflüge nach Hause kam und mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit von seiner jüngsten Entdeckung erzählte: einem großen steinernen Grabmal auf einem völlig zugewachsenen Hügel, ganz in unserer Nähe?
    War das der Ort, nach dem sie suchten?
    Schande und Schmach! Meine Reise in die Vergangenheit hatte mich derartig in Aufregung versetzt, dass mir der Mund ganz trocken und die Hände feucht geworden waren. Was sollte ich jetzt tun? Bérenger reumütig beichten, dass ich in seinem Zimmer herumgeschnüffelt hatte? Oder ihm mein Eindringen verheimlichen und in Kauf nehmen, dass er diesen Ort niemals fand und nie das Rätsel lösen konnte, dem er so lange schon auf der Spur war?
    Ich dachte an einen Spruch von Jean Jaurès, den mir der Ramoneur erzählt hatte: Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können.
    So atmete ich dreimal tief durch und beschloss, mutig zu sein.

    „Was sagst du da?“ rief Bérenger aufgeregt, als er nach Hause gekommen war und von der Sache erfuhr.
    „Barthélémy war dort, ja! Ganz sicher! Das habe ich dir doch gerade erzählt.“
    „Ich glaub es nicht!“ Bérenger stöhnte. „Da steht das Bild jahrelang in meinem Schrank. Boudet, Hoffet und ich, wir drei zerbrechen uns seit einer Ewigkeit den Kopf, wo die Landschaft auf diesem Bild wohl liegen könnte, in Griechenland, in Italien, in der Bretagne. Und du, Marie, siehst es dir gerade einmal zwei Minuten an und sagst: ´Barthélémy war dort!` Es ist unglaublich. Du musst dich irren! Du hast das Grabmal ja gar nicht mit eigenen Augen gesehen!“
    „Nein“, gab ich zu. „Aber Barthélémy hat mir das Grabmal so detailgetreu geschildert, dass es kein anderes sein kann als dieses! Ich weiß zwar nicht, wo sich der Ort befindet, aber dass mein Bruder dort war und dieses oder zumindest ein sehr ähnliches Grabmal entdeckt hat, davon bin ich felsenfest überzeugt. Wie hätte er etwas so Ausgefallenes erfinden sollen? Soviel Phantasie hatte er nie. Ich erinnere mich, dass er mir erzählt hat, er habe mehrmals versucht, den steinernen Deckel hochzustemmen, der aber wäre viel zu schwer gewesen.“
    „Wie lange war er damals unterwegs?“
    „Bestimmt nicht allzu lange. Meist ging er nach dem Mittagessen los und war vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück.“
    Bérenger sah an die Decke. Der Schweiß lief ihm doch tatsächlich die Schläfen herab, und ich konnte an seinem Hals sehen, wie stark ihm das Herz klopfte.
    „Hör mir gut zu, Marie“, sagte er nach einiger Zeit des Schweigens. „Du sollst wissen, was es mit dem Bild auf sich hat, damit dir klar wird, weshalb es so wichtig ist, diesen Ort ausfindig zu machen. Der Maler, Nicolas Poussin, hat es im Jahr 1656 in Rom gemalt. Der Auftraggeber war kein Geringerer als Nicolas Fouquet, der Finanzminister Ludwigs XIV. Emile Hoffet hat herausgefunden, dass ein seltsamer Schriftwechsel über dieses Bild existiert.“
    „Das ist ja spannend!“ rief ich.
    Bérenger nickte. „Ja, in der Tat. Der jüngere Bruder Fouquets, Abbé Louis Fouquet, schrieb an seinen Bruder, dass Poussin den Auftrag angenommen habe. Was er jedoch malen würde, das könne er – Louis – unmöglich einem Brief anvertrauen. Er spricht von Dingen, die in kommenden Jahrhunderten vielleicht nie mehr jemand entdecken wird und die Vorteile bringen könnten, die selbst Könige nur schwer von ihm erlangen könnten.“
    „Vorteile, die selbst Könige ... Was hat er damit gemeint? Und was steht auf dem Grabmal geschrieben, Bérenger?“ fragte ich.
    „ Et in Arcadia ego - ´Auch ich in Arkadien`, steht darauf. Und wenn nicht alles tatsächlich ein großangelegter Betrug ist, muss dort der Katharerschatz oder das Geheime Wissen der Ketzer versteckt sein. Jetzt habe ich es dir also doch gesagt.“
    Arkadien! Hoffets verkohlter Zettel! Ich triumphierte innerlich.
    Bérenger nahm nun meine Hände in die seinen und sah mich mit seltsam an.
    „Du hast mich doch einmal nach Arkadien gefragt. Wie bist du darauf gekommen?“
    „Ich ... ich habe einen Zettel gefunden, in Hoffets Zimmer, nach der Einweihung der Villa, und, und da ... da hat dieses Wort darauf gestanden. Arkadien – nichts weiter.“
    „Nichts weiter? Sagst

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