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Marionetten

Marionetten

Titel: Marionetten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Kinder, Frauen, das ganze verfluchte Universum.«
    »Waren das auch Muslime, die er umgebracht hat?«
    »Hat er nichts von gesagt.«
    »Und hat er erwähnt, was sein Vater von Beruf war? Wie er es überhaupt schaffen konnte, diese ganzen armen Teufel um die Ecke zu bringen?«
    Der Admiral nahm noch einen Schluck Wodka. Dann noch einen. Dann schenkte er sich nach. »Wo die reichen Hamburger Bankiers ihre Büros haben, das hat er gefragt.«
    So unerhört konnte eine Auskunft nicht sein, daß sich Bachmann, der alte Hase, Überraschung anmerken ließ. »Was haben Sie ihm gesagt?«
    »Gelacht hab ich. Das kann ich. ›Zu was brauchst du einen Bankier? Hast du ’nen Scheck, den du einlösen mußt? Vielleicht kann ich dir ja helfen.‹«
    Bachmann zeigte sich belustigt. »Und wie hat er reagiert?«
    »›Scheck? Was ist Scheck?‹ Dann wollte er wissen, ob sie in ihrer Bank wohnen oder auch eigene Häuser haben.«
    »Und Sie haben geantwortet?«
    »›Hör zu‹, hab ich ihm gesagt. ›Du bist ein höflicher Junge, und Allah will, daß du ein Doktor wirst. Also schmink dir die blöden Fragen von wegen Bankiers ab. Komm lieber mit in unsere Flohkiste, da kannst du in ’nem richtigen Bett pennen und ein paar von den anderen werten Herren kennenlernen, die partout die Welt retten wollen.«‹
    »Und ist er mitgekommen?«
    »Fünfzig Dollar hat er mir in die Hand gedrückt. Ein halbverhungerter Tatarenjunge mit ’nem Dachschaden, und gibt ’nem alten Penner einen nagelneuen Fuffi für ’nen lausigen Becher Suppe.«
    Worauf er auch Bachmanns Geld einkassierte, seine Taschen mit allem vollstopfte, was auf dem Tisch noch herumstand, einschließlich der Wodkaflasche, und zurückkehrte in das Offizierskasino in der Nachbarnische.
    * * *
    Auf diese Begegnung hin beglückte Bachmann seine Umgebung mit einer mehrtägigen Schweigephase, die zu unterbrechen Erna Frey sich hütete. Selbst die Nachricht, daß die Dänen den Fahrer des Lasters wegen Menschenschmuggels festgenommen hatten, verfehlte zunächst ihre Wirkung auf ihn.
    »Sein Chauffeur?« wiederholte er. »Der Fernfahrer, der ihn am Bahnhof abgesetzt hat? Der Chauffeur?«
    »Ja, der Chauffeur«, gab Erna zurück. »Und zwar schon vor zwei Stunden. Ich hab’s dir weitergeleitet, aber du warst zu beschäftigt. Kopenhagen an die Zentrale, Zentrale an uns. Ziemlich aufschlußreich.«
    »Ein Däne?«
    »Richtig.«
    »Dänischer Abstammung?«
    »Richtig.«
    »Aber zum Islam konvertiert?«
    »Nichts dergleichen. Warum liest du nicht zur Abwechslung mal deine Mails? Er ist der evangelische Sohn eines evangelischen Vaters. Seine einzige Sünde besteht darin, einen Bruder zu haben, der im organisierten Verbrechen tätig ist.«
    Damit hatte sie ihn am Haken.
    »Vor zwei Wochen hat der böse Bruder den guten Bruder angerufen und ihm von einem reichen jungen Mann erzählt, der seinen Paß verloren hat und der demnächst mit einem gewissen Frachtschiff aus Istanbul in Kopenhagen ankommen würde.«
    »Reich?« hakte Bachmann sofort nach. »Wie, reich?«
    »Der Preis waren fünftausend Dollar im voraus, damit er ihn aus dem Hafen schleust, und noch mal fünftausend bei sicherer Ankunft in Hamburg.«
    »Zahlbar durch wen?«
    »Den jungen Mann.«
    »Persönlich, bei sicherer Ankunft? Aus eigener Tasche? Fünftausend?«
    »Anscheinend ja. Der gute Bruder war pleite, deshalb war er dumm genug, den Job anzunehmen. Er weiß weder, wie sein Passagier hieß, noch versteht er Russisch.«
    »Wo ist der böse Bruder?«
    »Auch in Haft. Wo sonst. Sie halten die beiden getrennt.«
    »Was sagt er?«
    »Er schlottert vor Angst und will lieber im Knast bleiben, als binnen einer Woche von der Russenmafia umgebracht zu werden.«
    »Von der normalen Russenmafia oder von russischen Muslimen?«
    »Wenn wir dem bösen Bruder glauben dürfen, dann ist sein Kontaktmann in Moskau ein hochangesehener, reinrassiger russischer Gangster, der ausschließlich in der obersten Liga der organisierten Kriminalität spielt. Er hält nichts von Muslimen gleich welcher Couleur und würde die ganze Bagage am liebsten in der Wolga ertränken. Der Deal mit dem Bruder unseres Fahrers war eine Gefälligkeit für einen Freund. Wer dieser Freund ist oder war, hatte einen unbedeutenden dänischen Gauner natürlich nicht zu interessieren.«
    Sie lehnte sich zurück und wartete mit gesenktem Blick, daß Bachmann in die Gänge kam.
    »Was sagt die Zentrale dazu?« fragte er.
    »Die sind völlig aus dem Häuschen. Sie haben sich auf

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