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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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spüre den Streß täglich in jeder wachen Minute. Und ich weiß, daß es dir nicht viel besser geht.«
    Mit Slip und Büstenhalter in der Hand ging Marissa zu ihrem Ankleideschrank. Beim Anziehen redete sie weiter mit Robert. In jüngster Zeit fiel es ihr manchmal leichter, mit ihm zu sprechen, wenn sie ihm dabei nicht in die Augen sehen mußte. »Ich habe nur wenigen Menschen von unserem Problem berichtet, und das auch nur in all-
    gemeinen Redewendungen. Ich habe ihnen gesagt, daß wir uns bemühten, ein Kind zu zeugen. Aber wenn ich so was sage, fühlt sich jeder gleich bemüßigt, mir ungebeten gute Ratschläge zu erteilen.
    ›Ihr müßt es locker angehen‹, sagen sie. › Am besten, ihr gönnt euch einen Urlaub.‹ Dem nächsten, der mir so was sagt, erzähle ich die Wahrheit. Wir können es noch so locker angehen, es nützt ja alles nichts, weil meine Eileiter so blockiert sind wie ein rettungslos verstopftes Ausflußrohr.«
    Da Robert keine Antwort gab, ging sie zur Tür des Ankleideschranks und schaute ins Schlafzimmer. Er saß auf der Bettkante und zog sich die Schuhe an.
    »Und weißt du, wer mich dauernd damit quält?« sagte Marissa.
    »Deine Mutter.«
    Robert blickte hoch. »Was hat denn meine Mutter damit zu tun?«
    »Sie fühlt sich einfach jedesmal, wenn wir uns treffen, verpflichtet, mir zu sagen, daß es für uns Zeit wird, Nachwuchs zu haben. Wenn sie mir das noch einmal sagt, erzähle ich ihr auch die Wahrheit. Eigentlich könntest ja auch du es ihr sagen. Dadurch würden wir vielleicht eine mißliche Auseinandersetzung zwischen ihr und mir vermeiden.«
    Seit der Zeit, da sie mit Robert auszugehen begann, hatte sie sich bemüht, seiner Mutter zu gefallen. Doch leider nur mit mäßigem Erfolg.
    »Ich will es meiner Mutter nicht erzählen«, erwiderte Robert. »Das habe ich dir bereits gesagt.«
    »Aber warum denn nicht?« fragte Marissa.
    »Weil ich mir von ihr keine Predigt anhören will. Und weil ich von ihr nicht hören will, daß mir ganz recht geschieht, da ich eine Jüdin geheiratet habe.«
    »O bitte!« rief Marissa und wurde erneut ärgerlich.
    »Ich bin doch nicht für die Vorurteile meiner Mutter verantwortlich«, sagte Robert. 
    »Und ich kann ihr nicht vorschreiben, was sie zu denken hat. Das steht mir auch nicht zu.«
    Marissa kleidete sich weiter an. Zornig riß sie an Knöpfen und Reißverschlüssen.
    Doch bald versiegte ihr Zorn auf Roberts Mutter. Statt dessen belegte sie sich wieder mit Selbstvorwürfen wegen ihrer Unfruchtbarkeit. Zum erstenmal im Leben fühlte Marissa sich wirklich vom Schicksal verfolgt. Welch eine Ironie steckte darin, daß sie im College und beim Medizinstudium so viel Zeit und Eifer darauf verwendet hatte, kein Kind zur unrechten Zeit zu bekommen! Jetzt, da es wirklich an der Zeit war, mußte sie erfahren, daß sie keine Kinder bekommen konnte, es sei denn mit Hilfe der modernen ärztlichen Kunst.
    »Es ist so ungerecht«, sagte Marissa laut. Und wieder rannen ihr Tränen übers Gesicht. Sie wußte, daß die allmonatliche Achterbahnfahrt von Hoffnung zur Verzweiflung, wenn die Befruchtung wieder einmal nicht geklappt hatte, ihre Kräfte nahezu erschöpft hatte. Dazu kam noch Roberts wachsende Unzufriedenheit mit der ganzen Prozedur, die sie ihm kaum übelnehmen konnte.
    »Ich glaube, daß sich diese Befruchtungstherapie bei dir zu einer Art Besessenheit entwickelt hat«, sagte Robert leise. »Wirklich, Marissa, ich mache mir allmählich Sorgen um dich. Um uns beide.«
    Marissa drehte sich um. Robert stand in der Tür des Ankleideschranks, die Hände an den Türfüllungen. Zuerst konnte Marissa seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, weil er im Schatten stand. Nur die rotblonden Haare wurden vom Licht aus dem Schlafzimmer beschienen. Aber als er auf sie zukam, sah sie, daß er zwar bekümmert, aber auch entschlossen wirkte. Das rechteckige Kinn trat kantig hervor, und die dünnen Lippen waren wie ein Strich.
    »Als du diesen Therapieweg beschreiten wolltest, war ich bereit, den Versuch mitzumachen. Aber ich habe das Gefühl, daß uns die Sache aus der Hand gleitet. Und so komme ich zu dem Schluß, das wir uns überlegen sollten, ob wir das Ganze nicht lieber abbrechen, bevor wir das, was uns bleibt, auch noch wegen etwas verlieren, was wir nicht haben können.«
    »Du hältst mich für besessen? Selbstverständlich bin ich besessen! Muß man denn nicht besessen sein, um alle diese Eingriffe zu ertragen, die man an mir vorgenommen hat? Ich bin aber

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