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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Zimmerkellner und schloß die Tür für sie auf. Sie wollte sich bei dem Mann bedanken, aber er hatte sich schon, ohne sie auch nur anzusehen, mit einer Verbeugung zurückgezogen.
    Sobald sie im Zimmer war, rief sie Robert an. Da sie nicht genau wußte, wie lange ihr Geld noch reichen würde, hatte sie sich zu einem R-Gespräch entschlossen.
    Er nahm es an und sagte: »Du hast Glück ich wollte gerade ins Büro.«
    »Hast du die Aktien verkauft?« fragte Marissa. Es war ihr eingefallen, als sie den Anruf gemacht hatte.
    »Nein, ich habe die Aktien nicht verkauft«, gestand Robert. »Wann kommst du nach Haus? Und wo bist du überhaupt? Ich habe bei dir im Hotel angerufen und hörte, daß du ausgezogen bist.«
    »Ich bin nicht mehr in Australien«, sagte Marissa. »Ich habe dich angerufen, um dir zu sagen, daß ich in Hongkong bin.«
    »In Hongkong!« rief Robert. »Was zum Teufel treibst du denn in Hongkong?«
    »Nur etwas Ermittlungsarbeit.«
    »Marissa, das geht zu weit«, sagte Robert wütend. »Ich verlange, daß du nach Haus kommst. Verstehst du mich?«
    »Ich werde es in Erwägung ziehen«, sagte Marissa. Damit antwortete sie ihm mit den gleichen Worten, mit denen er auf ihre Bitte nach einem Verkauf der Aktien geantwortet hatte. Dann legte sie auf. Es hatte keinen Zweck, sich mit ihm zu unterhalten. Er hatte sie nicht einmal gefragt, wie sie sich fühle.
    Sie ging ans Fenster und sah hinaus. Auch im Dunkel der Nacht war Hongkong unbeirrt tätig. Es hätte ebensogut mitten am Tage sein können. Wie Glühwürmchen huschten die Lichter der zahlreichen Schiffe über die Wasseroberfläche. Jenseits des Hafens in Central auf der Insel Hongkong waren alle Fenster in den Bürohochhäusern hell erleuchtet, als wagten die Geschäftsleute es nicht, auch nur eine Stunde Pause zu machen. In Hongkong erfüllten sich die verführerischen Lockungen des Kapitalismus kraft menschlichen Einsatzes rund um die Uhr.
    In diesem Augenblick hörte Marissa, wie eine Tür geschlossen wurde. Sie nahm an, es sei Tristan. Sekunden später klopfte es an der Verbindungstür. Marissa sagte ihm, er solle hereinkommen.
    »Gute Nachricht, meine Liebe«, sagte Tristan aufgeregt. »Einer der weißen Portiers hat mir einen Tip gegeben. Er sagte, nicht weit von hier gebe es einen Ort, wo die Triaden uneingeschränkt das Sagen haben.«
    »Wo?« fragte Marissa.
    »In einem Gebiet, das die Eingemauerte Stadt genannt wird«, sagte Tristan. »Sie ist nicht wirklich eingemauert, war es aber früher mal. Die Sung-Dynastie hat sie im 12. Jahrhundert als Festung erbaut. Im Zweiten Weltkrieg ließen die japanischen Besatzungstruppen die Mauern abreißen, um die Landebahn des Flughafens Kai Tac zu verlängern. Doch der springende Punkt an der Sache ist, daß sich die Engländer und die Chinesen nie darüber einigen konnten, wer jetzt die Hoheitsrechte ausüben soll. Seitdem existiert in diesem kleinen Gebiet eine Art von politischem Schwebezustand. Jedenfalls liegt sie gleich hier am Rand von Kowloon.«
    »Sie sprechen wie ein Reiseführer«, bemerkte Marissa.
    »Anscheinend steht das Gebiet in ziemlich schlechtem Ruf«, fuhr Tristan fort. »Der Portier meinte, wenn wir Verbindung zu Triaden aufnehmen wollten, wäre es günstig, damit in der Eingemauerten Stadt anzufangen. Was halten Sie davon, wenn wir mal hinfahren und es versuchen?«
    »Jetzt?« fragte Marissa.
    »Na, Sie hatten es doch immer so eilig«, sagte Tristan.
    Marissa nickte. Das stimmte allerdings. Hinzu kam, daß ihr unbefriedigend verlaufenes Telefongespräch eine nervöse Energie in ihr entfacht hatte.
    »Okay«, sagte sie. »Versuchen wir es!«
    »So ist’s recht«, sagte Tristan und griff nach seinem Hut. Gemeinsam gingen sie los.
    Der chinesische Taxifahrer war nicht gerade begeistert, als sie ihm ihr Ziel nannten. »Kann nicht glauben, daß Sie zur Eingemauerten Stadt fahren wollen«, sagte er, als Marissa und Tristan schon hinter ihm in seinem Toyota saßen. »Das ist kein Ort für Touristen.«
    »Aber wir gehen ja nicht als Touristen«, sagte Tristan.
    »Die Eingemauerte Stadt ist eine Brutstätte des Verbrechens«, warnte der Taxifahrer. »Nicht mal die Polizei wagt sich da hinein.«
    »Wir suchen ja auch nicht die Polizei«, sagte Tristan. »Wir suchen die Wing Sin.«
    Widerwillig fuhr der Taxifahrer los. »Es geht ja um ihre Köpfe«, sagte er.
    Vom Hotel aus bogen sie in die Nathan Road ein, wo sie in den Flitterglanz des Nachtlebens von Tsim Sha Tsui gerieten. Wie der Hafen war

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