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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Marktständen für Kräuter, Kleidung, Fische, Küchenartikel, Obst, Süßigkeiten und weitere Lebensmittel. In der Eile stießen sie mehrmals mit Kunden und sogar mit den Verkäufern zusammen.
    Trotz aller Angst wurde Marissa schwächer. Die Hormonspritzen und ihr Übergewicht machten ihr das Laufen zur Strapaze. Immer mehr ließ sie sich von Tristan ziehen.
    Als er merkte, daß sie sich zurückfallen lassen wollte, drängte er:
    »Los, weiter!«
    »Ich kann nicht!« rief sie keuchend.
    Da wußte Tristan, daß sie nicht mehr lange mit ihm Schritt halten konnte. Sie brauchten also ein Versteck. In hektischer Suche kurvte Tristan zwischen den Verkaufsständen umher. Nirgends war etwas Geeignetes zu finden. Der schmale Raum zwischen den Marktständen und den Apartmenthäusern war mit Lebensmittelabfällen ausgefüllt, die in der Sonne verfaulten. Katzen suchten darin nach Nahrung. Offene Haustüren gab es nicht. Alles war fest verschlossen. Sogar vor den Fenstern im Erdgeschoß waren die Läden zugeklappt. Plötzlich bemerkte Tristan etwa einen halben Häuserblock entfernt eine kleine Nebenstraße.
    »Kommen Sie!« beschwor er Marissa. »Nur noch ein kleines Stück.«
    An der Ecke bogen sie in die Nebenstraße. Sie war so schmal, daß sie nur einem Auto Platz bot. Sie kamen an einem Laden vorbei, wo unter freiem Himmel gerupfte Enten an den Hälsen hingen. Daneben war ein Laden, in dem eßbare Insekten verkauft wurden, und danach kam einer, der Schlangen führte.
    Nach dem durchdringenden Krach in der Marktstraße mit dem Konzert von Hupen, Ausrufern und hitzig feilschenden Kunden war es in der Seitenstraße verhältnismäßig still. Die lautesten Geräusche kamen noch aus unsichtbaren Rundfunkgeräten und vom Klicken der Steine beim Mah-Jongg-Spiel, das von älteren Chinesen eifrig an Holztischen betrieben wurde. Wenn Marissa und Tristan an ihnen
    vorbeieilten, warfen ihnen die Alten neugierige Blicke zu, bevor sie sich wieder dem Spiel zuwandten.
    »Was sind das für Leute, die uns verfolgen?« brachte Marissa schweratmend hervor. »Was ist denn los? Warum sind sie hinter uns her?«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Tristan, der ebenfalls außer Atem war. »Aber ich fange allmählich an, Hongkong zu hassen. Ich bin überzeugt, daß es gesünder wäre, in den Krokodilflüssen der Nordterritorien herumzuschwimmen. Für Schußwaffen habe ich noch nie etwas übrig gehabt.« Nervös warf er einen Blick über die Schulter zurück. Zu seiner Erleichterung war niemand zu sehen, der in der Seitenstraße hinter ihnen herkam.
    »Ich muß mich einen Augenblick hinsetzen«, sagte Marissa. Nach der Behandlung ihrer Unfruchtbarkeit und der mangelnden Bewegung in letzter Zeit war sie nicht in der Form, solche Anstrengungen auf sich zu nehmen. Gerade vor ihnen war ein Teezimmer. Über dem Eingang mit seinem Perlenvorhang hingen blitzblanke Töpfe. Marissa zeigte dorthin. »Wollen wir da etwas trinken?«
    Nach einem weiteren Blick zurück erklärte sich Tristan widerstrebend einverstanden.
    Das Teezimmer hatte keine Fenster und sah eher nach einem Lagerals nach einem Gästeraum aus. Die Tische waren aus altersschwachem, ungebeiztem Holz. An mehreren saßen Gäste, die sich nach üblicher Chinesenart in einer knapp unter dem Schreien liegenden Lautstärke unterhielten. Da außerdem auch noch die unvermeidliche chinesische Musik aus einem winzigen Radio dröhnte, konnte man hier kaum von ruhiger Atmosphäre sprechen. Dennoch war Marissa froh, daß sie sich setzen konnte. Ihre Beine taten ihr weh, und sie hatte Seitenstechen.
    Der Inhaber beäugte sie mißtrauisch, kam dann zu ihnen und begrüßte sie in gutturalem Chinesisch.
    »Tut mir leid, Kumpel«, sagte Tristan. »Spreche nicht chinesisch. Wir möchten zwei Tassen Tee. Die Sorte ist gleich. Bleibt Ihnen überlassen.«
    Der Mann sah Tristan verständnislos an. Tristan machte die Gebärde des Teetrinkens und deutete dann auf die übrigen Gäste. Jetzt schien der Mann verstanden zu haben. Er verschwand durch eine Hintertür, vor der ein ähnlicher Perlenvorhang hing wie am Eingang.
    »Wie angenehm, daß keine Polizei zur Stelle war«, sagte Marissa ironisch. Sie atmete immer noch schwer. »Wir sind jetzt noch nicht mal 24 Stunden in Hongkong und mußten schon zweimal um unser Leben laufen. Beidemal hat sich kein einziger Polizist blicken lassen.«
    »Ich habe Sie ja gewarnt, daß es keine normale Urlaubsreise werden würde«, sagte Tristan.
    »Sollen wir jetzt zur Polizei gehen?«

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