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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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hier der einzige, der englisch spricht?«
    Aber Marissa hörte gar nicht hin, sondern fragte Bentley: »Demnach können wir erst Ärger bekommen, wenn wir die Volksrepublik wieder verlassen wollen?«
    »Meiner Ansicht nach ja«, sagte Bentley. »Ausländische Touristen sind in China schon ziemlich häufig anzutreffen, besonders in der Provinz Guangdong. Hier wird uns also niemand belästigen. Kritisch wird es wahrscheinlich erst, wenn Sie nach Hongkong oder Macao zurück wollen. Das wird kaum ohne Hilfe möglich sein. Ohne eine Zollerklärung und ohne die üblichen Gegenstände, die Touristen bei sich führen, wie zum Beispiel eine Kamera, wird man Sie für Schmuggler halten und ins Gefängnis stecken.«
    »Dann sind wir wenigstens in Sicherheit«, sagte Tristan scherzend.
    »Im Augenblick brauchen wir uns also noch keine Sorgen zu machen. Gehen wir ins Dorf, und besorgen wir uns Tucker!«
    »Er meint Lebensmittel«, übersetzte Marissa für die anderen.
    Tse behielt recht. Die Dorfbewohner nahmen gern HongkongDollars in Zahlung. Für einen in Tristans Augen läppischen Betrag besorgten sie für alle vier trockene Kleider und setzten ihnen eine herzhafte Mahlzeit vor. Abgesehen vom Reis wußten Marissa und Tristan allerdings nicht, was man ihnen da zu essen gab.
    Beim Essen fiel Marissa wieder Wendys Bemerkung ein, daß die Menschen einen in der Volksrepublik China dauernd anzustarren pflegen. Es schien ihr, als kämen sämtliche Dorfbewohner in die
    Gemeindehalle, um offenen Mundes die vier Fremden beim Essen zu beobachten.
    Als sie fertig waren, wandte sich Tristan an Tse. »Haben Sie einen Vorschlag, wie wir aus der Volksrepublik rauskommen können? Wissen Sie vielleicht, wie man sich diese Zollerklärungen beschaffen kann?«
    »Ich habe so ein Formular noch nie gesehen«, sagte Tse. »Aber wenn Sie keins haben, wird das wohl problematisch für Sie werden. Unsere Regierung verlangt für alles Formulare, und unsere Beamten sind äußerst mißtrauisch. Ich meine, Sie sollten gar nicht erst zur Grenze gehen. Am besten gehen Sie nach Guangzhou. Ich weiß, daß es dort ein amerikanisches Konsulat gibt. Ich habe es mal aufgesucht, um mir medizinische Lehrbücher zu besorgen.«
    »Das scheint mir ein guter Vorschlag zu sein«, sagte Marissa. Tristan nickte. »Dann frage ich mich nur, ob es dort auch ein Aussie-Konsulat gibt.«
    »Wenn nicht, können wir bestimmt den amerikanischen Konsul beschwatzen, daß er dir auch hilft«, sagte Marissa.
    »Wie kommen wir überhaupt nach Guangzhou?« fragte Tristan.
    »Es ist doch sicherlich von hier aus noch ein langer Weg.«
    Tse lächelte genüßlich. »Ein sehr langer Weg«, bestätigte er. »Aber vorher kommen wir noch in eine Stadt, die ganz in der Nähe liegt und größer als dieses Dorf hier ist. Chiang und ich haben dort übernachtet, und ich weiß, daß sie da ein ähnliches Krankenrevier haben wie das, in dem ich arbeite. Ich könnte mir vorstellen, daß es dort auch eine Fahrgelegenheit nach Shigi gibt, wo das Bezirkskrankenhaus ist. Von dort aus können wir nach Forshan gehen. Das ist eine Großstadt.«
    »Hört sich gut an«, sagte Tristan. »Was meinst du, Marissa?«
    »Fast zu schön, um wahr zu sein«, sagte Marissa. »Mir gefällt die Vorstellung, daß ein US-Beamter mit der kommunistischen Bürokratie verhandeln muß. Wie Tse schon sagte, ist es eine viel bessere Idee, als unser Glück an der Grenze zu versuchen. Das wäre mir nach allem, was wir erlebt haben, sehr unsympathisch.«
    »Und Sie, Bentley?« fragte Tristan.
    »Ich werde wohl über Macao zurückgehen«, sagte Bentley. »Ich habe einen Hui Shenjing, der mir mehrfache visumfreie Einreisen in die Volksrepublik gestattet. Da dürfte ich nicht viel Ärger bekommen. Höchstens daß sie mich für kurze Zeit festhalten. Aber bis Forshan komme ich mit Ihnen.«
    Der Marsch von dem kleinen Dorf bis in die nächste Stadt nahm nur eine Stunde in Anspruch. Zuerst kamen sie an kleinen Gemüsefeldern vorbei, dann an Reisfeldern, auf denen Bauern mit Wasserbüffeln an der Arbeit waren. Wo auch immer die Bauern sie erblickten, blieben sie stehen und starrten den seltsamen Trupp an, bis er ihren Blicken wieder entschwand. Marissa machte sich klar, daß sie auch einen merkwürdigen Anblick boten: vier Fremde in schlecht passender Kleidung, und obendrein auch noch zwei davon gweilos.
    Als sie in die Stadt kamen, führte Tse ein kurzes Gespräch mit einem Mann, der einen Karren schob. Während der Unterhaltung ließ der Bauer

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