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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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schöner, klarer Tag zu werden. Das Wasser, das vorher grau erschienen war, hatte nun sein gewohntes Smaragdgrün angenommen. Über dem gedämpften Motorengeräusch des Zigarettenboots hörte Marissa vom nahen Strand her Singvögel zwitschern. Das Motorboot kam langsam der Dschunke näher, um längsseits anzulegen.
    Der Kapitän stand auf dem Achterdeck. Mürrisch schaute er auf seine weißen Fahrgäste herab.
    Tristan sagte schnell etwas zu Bentley, der daraufhin dem Kapitän auf Tanka zurief: »Der weiße Teufel bietet Ihnen 50.000 HongkongDollar, wenn Sie seine Frau und ihn sicher nach Aberdeen zurückbringen!«
    Die Miene des Kapitäns veränderte sich. Er strich sich den Ziegenbart und blickte auf das näherkommende Zigarettenboot.
    Die beiden Männer im Bug erkannte Marissa wieder. Es waren dieselben, die an dem Tag, als Wendy den Tod fand, die Fischköder über Bord geschüttet hatten.
    »Der weiße Teufel erhöht sein Angebot auf 100.000 HongkongDollar!« schrie Bentley Tanka zu.
    Der Kapitän sagte etwas zu Bentley, hielt aber mitten im Satz inne. Sein Blick hing wie gebannt an dem Zigarettenboot. Nach einer Weile schüttelte er den Kopf. »Gegen die Wing Sin kann ich nicht ankämpfen«, sagte er.
    Bentley faßte Tristan ins Auge und berichtete ihm, was der Kapitän gesagt hatte.
    »Sagen Sie ihm, ich verdopple mein Angebot auf 200.000!« rief Tristan.
    Doch bevor Bentley dem Kapitän das neue Angebot unterbreiten konnte, hörte man den Motor eines zweiten Bootes. Aller Augen
    richteten sich auf eine kleine Insel vor der Küste, etwa 400 Meter ostwärts gelegen. Das Motorengeräusch wurde stärker. Dann bog ein großes, graublaues Schiff mit einer Fünf-Zentimeter-Kanone am Bug um das runde Inselkap.
    Der Kapitän rief einem seiner Männer auf dem Hauptdeck etwas zu. Der warf ihm sein AK 47 zu. Der Kapitän fing die Waffe auf und gab einen Feuerstoß über die Köpfe der Männer im näherkommenden Zigarettenboot ab. Dazu brüllte er irgend etwas, so laut er konnte.
    Die Besatzung drängte Marissa und Tristan wieder ins Unterdeck. Hinter ihnen wurde die Tür zugeworfen.
    »Was ist los?« fragte Tristan.
    »Es ist ein Patrouillenboot der Volksrepublik«, antwortete Bentley.
    »Was hat der Kapitän geschrien, als er sein Gewehr abfeuerte?« fragte Tristan weiter.
    »›Piraten‹ hat er geschrien!« erwiderte Bentley.
    Im Unterdeck hörten sie, wie ein Motor aufheulte und das Zigarettenboot die Flucht ergriff. Die Dschunke schaukelte, als die Bugwelle sie seitlich traf.
    Sekunden später vernahmen sie den tiefen Mündungsknall der Kanone auf dem Patrouillenboot und danach ein schrilles Pfeifen.
    »Schießen sie auf uns?« wollte Marissa wissen.
    »Sie schießen wohl auf das Zigarettenboot«, sagte Tristan. »Sonst würden wir wahrscheinlich schon im Bach liegen.«
    Das Motorengeräusch des Patrouillenboots wurde lauter. Es kam auf die Dschunke zu, fuhr dann aber in sausender Fahrt vorbei. Wieder schaukelte die Dschunke, als die Bugwelle des davonrasenden Patrouillenboots sie traf.
    »Das habe ich mir nicht träumen lassen, daß uns noch einmal chinesische Kommunisten das Leben retten«, sagte Tristan.
    Die Holztür zum Oberdeck wurde wieder krachend aufgerissen. Ein Matrose erschien, kam herein und schrie etwas.
    »Was jetzt?« fragte Tristan.
    »Er sagt, daß wir alle ganz schnell an Deck kommen sollen«, übersetzte Bentley. »Alle, auch die beiden Flüchtlinge.«
    Als Marissa wieder an Deck kam, sah sie das Patrouillenboot in voller Fahrt nach Südosten rauschen. Weit vor ihm raste das Zigarettenboot davon.
    Mit rauher Stimme erteilte der Kapitän einen neuen Befehl. Bentley erbleichte. Auch die Flüchtlinge erschraken. Chiang Lam redete hektisch auf den Kapitän ein.
    »Was ist denn jetzt los, Kumpel?« erkundigte sich Tristan.
    »Der Kapitän hat gerade angeordnet, daß wir alle über Bord springen sollen«, sagte Bentley.
    »Was!« rief Marissa keuchend. »Warum denn?«
    »Weil er weiß, daß das Patrouillenboot zurückkommen wird, und dann will er nicht mit Schmuggelfracht erwischt werden.«
    Immer noch redete Chiang Lam auf den Kapitän ein. Er wirkte jetzt hysterisch und schrie aus vollen Kräften.
    »Was ist mit dem Mönch?« fragte Tristan.
    »Er hat dem Kapitän gesagt, daß er nicht schwimmen kann«, sagte Bentley.
    Mit böser Miene schaute der Kapitän auf Chiang hinunter und zeigte zur Küste. Chiang jammerte weiter. Da nahm der Kapitän die AK
    47 von der Schulter und jagte dem Mönch ohne

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