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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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eingenommene Blaubeerschnitte wieder von sich gab. Inzwischen war ein Arzt in frischgebügeltem weißem Kittel eingetroffen.
     
    »Selbstverständlich erinnere ich mich an Sie«, sagte Dr. Arthur.
    »Sie sind die Frau, die so empfindlich auf Ketamin reagiert hat. So was vergißt man nicht.«
    »Ich wollte nur genau wissen, daß Sie es nicht wieder verwenden«, sagte Marissa. Zuerst hatte sie Dr. Arthur gar nicht erkannt, weil er sie seit der Gewebeentnahme nicht wieder behandelt hatte. Doch als er ihr die Venenkanüle ansetzte, kam es ihr ruckartig ins Gedächtnis.
    »Heute brauchen wir nur ein wenig Valium«, versicherte ihr Dr. Arthur. »Und etwas davon gebe ich Ihnen sofort ein. Danach werden Sie ziemlich schläfrig werden.«
    Marissa sah zu, wie er das Medikament in die seitliche Öffnung der Kanüle spritzte. Dann hielt sie den Kopf wieder gerade. Jetzt, da die Eizellenentnahme erfolgen sollte, hatte sich ihre Einstellung zu der Operation völlig geändert. Nun war sie nicht mehr wie noch vor einer Viertelstunde von zwiespältigen Gefühlen bewegt.
    Das Valium wirkte schnell. Marissa wurde ganz ruhig, schlief aber nicht ein. Sie dachte an ihre blockierten Eileiter und überlegte, was wohl die Ursache gewesen sein mochte. Dann dachte sie an die ver-
    schiedenen Eingriffe, die man bei ihr vorgenommen hatte. Sie entsann sich ihrer Gefühle beim Erwachen aus der Vollnarkose nach der Bauchhöhlenspiegelung.
    Sobald sie zu klarem Bewußtsein gekommen war, hatte Dr. Carpenter ihr gesagt, daß Mikrochirurgie wegen der starken Vernarbung der Eileiter nicht in Frage komme. Er sagte, er habe nur eine Gewebeprobe entnehmen können. Dann klärte er sie darüber auf, daß ihre einzige Chance, ein Kind zu bekommen, die In-Vitro-Fertilisation sei.
    »Sind wir bereit?« erscholl eine dröhnende Männerstimme.
    Marissa hob den Kopf, öffnete die schweren Augenlider und sah das bärtige Gesicht Dr. Wingates vor sich. Dann legte sie sich wieder zurück. Um mit ihrer Angst fertig zu werden, versuchte sie sich von ihrem Körper zu distanzieren. Ihr Geist schweifte in die Vergangenheit zurück. Sie dachte an Dr. Ken Mueller, den sie nach der Bauchhöhlenspiegelung in der Pathologieabteilung des Memorial aufgesucht hatte. Die Frauenklinik pflegte häufig Untersuchungsergebnisse zur Bestätigung der eigenen Diagnose ins Memorial zu schicken. So hatte man auch Marissa gesagt, daß die Gewebeentnahme aus ihren Eileitern ans Memorial weitergegeben worden war.
    In der Hoffnung, ihre Anonymität wahren zu können, hatte sie die Objektträger mit ihren Proben selber herausgesucht. Ihr war bekannt, daß die Frauenklinik als Kennziffer ihre Sozialversicherungsnummer angegeben hatte.
    Sobald Marissa die Proben gefunden hatte, suchte sie Ken auf, mit dem sie seit dem Medizinstudium befreundet war. Sie bat ihn, die mikroskopisch kleinen Gewebeteile für sie zu untersuchen, ohne ihm zu sagen, daß sie von ihr stammten.
    »Sehr interessant«, sagte Ken nach einem kurzen prüfenden Blick auf den ersten Objektträger und lehnte sich vom Mikroskop zurück.
    »Was kannst du mir über den Fall sagen?«
    »Nichts«, sagte Marissa. »Ich will dich nicht beeinflussen. Sag mir einfach, was du gesehen hast!«
    »So ’ne Art Quiz, wie?« sagte Ken lächelnd.
    »Sozusagen«, erwiderte Marissa.
    Ken beugte sich wieder über das Mikroskop. »Auf den ersten Blick würde ich tippen, daß es sich um ein Gewebestück aus einem Eileiter handelt. Es sieht so aus, als wäre es durch irgendeine Infektion völlig zerstört worden.«
    »Stimmt«, bestätigte Marissa voller Bewunderung. »Was kannst du über die Infektion sagen?«
    Schweigend betrachte Ken einige Minuten lang die Probe. Was er dann sagte, verblüffte Marissa ungemein. Er legte die Arme übereinander und verkündete: »Tbc!«
    Marissa fiel beinahe vom Stuhl. »Tuberkulose?« Sie hatte irgendeine Entzündung vermutet, aber nie im Leben Tbc. »Wie kommst du darauf?« fragte sie.
    »Sieh es dir selber an!« sagte Ken. Marissa schaute durch das Mikroskop.
    »Was du da siehst, ist ein Granulom«, sagte Ken. »Die Geschwulst weist sowohl riesige wie auch epithelhafte Zellen auf, das sine qua non eines Granuloms. Dies legt den Gedanken an Tbc, Sarkomtumor und eine Handvoll Pilzerkrankungen nahe. Doch schon aus statistischen Gründen muß man Tbc ganz oben auf die Liste setzen.«
    Marissa fühlte sich schwach. Die Vorstellung, daß sie eine dieser Krankheiten gehabt hatte, erschreckte sie.
    »Kannst du noch

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