Marissa Blumenthal 02 - Trauma
sagte Donna. »Er ist der beste, den’s gibt. Er hat sogar Fotos von meinem Exmann gemacht, wie er mit beiden Frauen im Bett lag. Natürlich nicht mit beiden zusammen, so einer war mein Mann nicht. Und Paul ist auch nicht sehr teuer.«
»Wie kann ich mich mit ihm in Verbindung setzen?« fragte Robert.
»Ich habe seine Telefonnummer«, sagte Donna. »Sie ist in meiner Handtasche, im Adreßbuch. Ich hole sie gleich.«
Durch das Otoskop (Ohrenspiegel) versuchte Marissa das Trommelfell eines Säuglings zu betrachten. Doch das Kind wälzte sich auf dem Untersuchungstisch unentwegt hin und her. Die Mutter bemühte sich, es festzuhalten, stellte sich aber entsetzlich ungeschickt an. Verärgert gab Marissa auf.
»Ich kann nichts sehen«, sagte Marissa. »Können Sie denn das Kind nicht richtig halten, Mrs. Bartlett? Sie ist ja erst acht Monate alt. Da kann sie doch nicht so stark sein.«
»Ich versuche es ja«, sagte die Mutter.
»Nur versuchen genügt nicht«, sagte Marissa, machte die Tür des Untersuchungszimmers auf und rief nach einer Krankenschwester.
»Ich schicke Ihnen gleich eine, sobald jemand frei ist!« schrie Muriel Samuelson, die Oberschwester, zurück.
»Auch das noch!« murmelte Marissa. Die Arbeit trieb sie zur Verzweiflung. Alles war auf einmal anstrengend für sie, und sie konnte sich nur schwer konzentrieren. Ständig mußte sie an den Schwangerschaftstest denken, der gleich nach dem Wochenende angesetzt war.
Marissa verließ das Zimmer, um von dem schreienden Säugling wegzukommen, und massierte sich den Nacken. Wenn sie jetzt schon so nervös war, wie sollte es dann erst am Montag werden, wenn sie auf das Testergebnis wartete?
Außerdem beschäftigte sie noch ein anderes Thema. Was sollten Wendy und sie im Hinblick auf die Frauenklinik unternehmen? Sie mußten an die Akten herankommen. Heute morgen war sie ins Archiv im Memorial gegangen und hatte eine der dort beschäftigten Frauen damit beauftragt, nach Fällen von beschädigten Eileitern durch Granulationsgeschwülste zu suchen. Das war kein Problem gewesen. Wenn doch nur die Frauenklinik ebenso zur Zusammenarbeit bereit wäre!
Über das Geschrei des Babys hinweg hörte sie Muriel rufen: »Dr. Blumenthal, ein Anruf für Sie auf Apparat drei!«
»Was denn nun noch?« flüsterte Marissa vor sich hin. Dann ging sie in ein unbesetztes Untersuchungszimmer und nahm den Hörer des Nebenanschlusses ab. »Ja?« sagte sie kurz, in der Erwartung, Mindy Valdanus hätte angerufen.
»Dr. Blumenthal?« fragte eine fremde Frauenstimme. Es war die Vermittlung.
»Ja«, wiederholte Marissa.
»Sprechen Sie jetzt!« sagte die Vermittlung.
»Du hörst dich abgehetzt an«, sagte Dubchek.
»Cyrill!« rief Marissa. »Das ist mal eine angenehme Überraschung an einem schlechten Tag. Hier geht es zu wie im Zoo!«
»Kannst du jetzt sprechen, oder soll ich noch einmal zurückrufen?«
erkundigte sich Dubchek.
»Ich kann sprechen«, sagte Marissa. »Tatsächlich stehe ich gerade herum und warte auf eine Schwester, um ein Kind mit einer Ohreninfektion untersuchen zu können. Also hast du mich gerade zu einem günstigen Zeitpunkt erreicht. Was ist?«
»Ich rufe mit einiger Verspätung wegen der Fragen an, die du mir über die Eileiterblockierung durch Tbc gestellt hast«, sagte Dubchek.
»Nun, ich habe dazu interessante Neuigkeiten. Es sind in gewissen Abständen immer mal wieder Berichte über solche Erkrankungen aufgetaucht. Sie kamen aus dem ganzen Land, aber hauptsächlich von der Westund der Ostküste.«
»Tatsächlich?« rief Marissa erstaunt. »Hat jemand Kulturen anlegen können?«
»Nein«, sagte Dubchek. »Aber das ist nichts Ungewöhnliches. Sicherlich weißt du, wie schwer es ist, bei Tbc Kulturen anzulegen. Soviel ich weiß, hat in der Tat in allen diesen Fällen niemand einen echten Organismus entdeckt.«
»Na, das ist aber merkwürdig«, sagte Marissa.
»Ja und nein«, sagte Dubchek. »Es ist häufig schwer, bei tuberkulösen Granulomen den Tbc-Erreger zu finden. Das haben mir wenigstens die Kollegen aus der Bakteriologie gesagt. Also solltest du daraus keine weitergehenden Schlüsse ziehen. Wichtiger ist, daß es, vom epidemiologischen Gesichtspunkt aus, keine Ballungsgebiete gibt. Die Fälle sind offenbar weit verstreut und ohne Beziehung zueinander.«
»Ich habe jetzt schon fünf Fälle hier in Boston«, sagte Marissa.
»Dann steht Boston an der Spitze«, sagte Dubchek. »San Francisco ist mit vier Fällen Zweiter. Aber wirklich auf
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