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Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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der Präsident fast unmerklich. Mehr denn je spürte er, wie zerbrechlich menschlicher Wille und Mut waren, wenn ein Keller mit Folter und Schmerz auf sie warteten. Sekundenlang schloß er die Augen und tat, was er seit langem nicht mehr getan hatte: er betete. Als sich der Fahrstuhl jedoch, nachdem er ihn mit seinen Begleitern bestiegen hatte, in Bewegung setzte, ging es wider sein Erwarten aufwärts.
    Im 180. Stockwerk mußte er aussteigen, der Mann im grauen Anzug faßte ihn beim Arm und führte ihn einen langen Gang entlang. Große Milchglastüren schwangen automatisch auf, und ein Arzt im Operationskittel, das Gesicht von einem vorgebundenen Atemschutz verhüllt, mit Gummihandschuhen an den Händen, fragte:
    »Ist das der Patient?«
    »Das ist er«, sagte der Graue. »Der General wünscht, daß sie keine Zeit verlieren. Er wird morgen bereits benötigt.«
    Samuel Hirschmann sah sich um. Zum letzten Mal hatte er diese Regierungsklinik vor fünfzehn Jahren betreten, damals, als man ihm das neue Herz eingesetzt hatte, dieses Herz, das bereits wieder so weit verbraucht war, daß es schmerzte.
    Zwei baumlange Pfleger kamen auf den Präsidenten zu und begannen ihn wortlos zu entkleiden.

Kapitel 10
    Commander Harris war vor längerer Zeit schon zum zweitenmal geholt worden, und als nun von außen der Schlüssel klirrend ins Schloß fuhr, nahmen wir an, daß die Schwarzuniformierten den Commander zu uns zurückbrächten. Aber wir hatten uns getäuscht. Wir wurden aufgefordert mitzukommen. Unter Bewachung wurden wir hinaus auf den Hof geführt, wo ein Transporter bereitstand, in den wir einsteigen mußten. Ich zögerte. »Wohin bringen Sie uns?« fragte ich. »Und warum ist der Commander nicht bei uns?«
    Die Bewacher gaben keine Antwort, und es blieb uns nichts anderes übrig, als uns zu fügen.
    Der Wagen passierte das Tor, vor dem noch immer der Doppelposten stand, und jagte in rascher Fahrt hinaus zum Startplatz.
    Es war ein heißer, sonniger Tag. Die Flagge mit dem Flammen–Symbol hing schlaff und unbeweglich am Mast. In den Büschen lärmten ein paar verspätete Zikaden.
    Delta VII stand unverändert am alten Ort. Die Cockpitscheiben glänzten in der Sonne. Soldaten hatten einen Kreis um das Schiff gezogen, und in diesem Kreis erwarteten uns Major Johnson und der Commander.
    »Sagen Sie es Ihrer Crew!« befahl Major Johnson, als wir ausgestiegen und herangekommen waren.
    Commander Harris‘ Gesicht war eine steinerne Maske. »Meine Herren, unser Auftrag lautet: Überführung von Delta VII auf das VEGA–Gelände in Metropolis. Dort werden sich Experten mit der Auswertung der Testergebnisse befassen. Wir starten, sobald wir an Bord gegangen sind, und fügen uns in die Eskorte ein, die bereits über dem Platz kreist. Irgendwelche Fragen?«
    Des Commanders wasserblaue Augen waren auf mich gerichtet. »Nein, Sir«, sagte ich. Und »nein, Sir« sagten auch Stroganow und Ibaka.
    Die Gewißheit, wieder an Bord gehen und diesen unerfreulichen Ort zurücklassen zu können, war berauschend. Metropolis, VEGA, die Experten – alles das lag noch in weiter Ferne, war ein Problem, mit dem man sich später beschäftigen konnte, irgendwann, wenn es unumgänglich wurde. Bereits die Luft über dem Platz schmeckte nach Freiheit. Ich atmete sie tief in mich hinein, aber so ganz gelang es mir nicht, den modrigen Geschmack der düsteren Gewölbe von meinen Lippen zu tilgen.
    Commander Harris wandte sich an Major Johnson. »Haben Sie sonst noch Anweisungen, Major?«
    Major Johnson warf einen Blick in die ruhige Bläue des Himmels. Nur ein geschultes Auge konnte sie erkennen: die neun flimmernden Punkte hoch über der Atmosphäre. Die Eskorte befand sich auf Warteposition.
    »Nur noch einen Hinweis, Commander«, sagte Major Johnson. »Die Eskorte hat Befehl, beim geringsten Anzeichen eines Fluchtversuches das Feuer zu eröffnen.« Der Commander bekam dünne Lippen.
    »Ich darf mich wohl abmelden, Major«, sagte er.
    Wir gingen an Bord und nahmen unsere Plätze ein, und die Schleuse fuhr zu. Eine Viertelstunde später hatten wir alles durchgecheckt, das Triebwerk sprang an, und Delta VII hob ab. Knapp nach dem Durchstoßen der Atmosphäre wurden wir von der Eskorte in Empfang genommen, und die Lautsprecherstimme wies uns an, noch eine Weile weiterzusteigen. Die Taurus–Zerstörer hielten sich die ganze Zeit über in unserer Nähe, man konnte sie mit bloßem Auge sehen.
    Noch lasteten die letzten Stunden auf uns und machten uns

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